Renate Mosthaf traut ihren Augen und ihrer Nase kaum, als sie den stinkenden Haufen auf der Wiese bei Dußlingen (Kreis Tübingen) entdeckt. Sie spaziert mit ihrem Hund auf dem Feldweg, plötzlich steigt ihr ein beißender Geruch in die Nase. Es ist Hundekot, den jemand knapp drei Meter vom Wegrand entfernt auf das Gras gekippt hat. Die Wiese gehört Landwirt Raphael Schneider. Als ihn Renate Mosthaf darüber informiert, fährt er direkt hin.
Mir ist fast das Herz stehen geblieben, weil ich sowas noch nie gesehen habe.
Inzwischen ist es schon drei Mal so passiert. Nie wurde die Person erwischt, die den Kot auf der Wiese entsorgt hat. Anzeigen bringt nicht viel, sagt Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch (parteilos). Helfen würde nur, die Person bei der Tat zu erwischen. Und die Gemeinde hofft weiter auf Hinweise. Sie geht davon aus, dass der Hundekot aus einem Zwinger mit mehreren Tieren stammt - rein wegen der Menge. Sie hat auch Nachbargemeinden bereits um Hinweise gebeten. Wegmachen muss Landwirt Schneider die Haufen übrigens selbst. "Der Grundstücksbesitzer hat den Ärger und den Aufwand", sagt Bürgermeister Thomas Hölsch.
Gefahr für Kühe: Parasit kann zu Fehlgeburten führen
Doch das Problem endet nicht auf der Wiese von Raphael Schneider. Diese Wiese wird zwar momentan nicht bewirtschaftet, doch das Gras seiner Wiesen landet am Ende im Futter von Milchkühen. Ein Dorf weiter, auf dem Hof von Milchbauer Gerd Klett in Nehren (Kreis Tübingen) wird das Gras gemeinsam mit anderen Inhaltsstoffen zu Silage verarbeitet. Die lassen sich die Kühe schmecken.

Hundekot kann Krankheiten übertragen, erklärt Gerd Klett. Bandwürmer oder Infektionskrankheiten schaden den Kühen. Parasiten, die von Hunden übertragen werden, können bei Kühen sogar zu Fehlgeburten führen. Und dafür reichen laut Gerd Klett kleine Mengen. Es müsse nicht einmal der große Haufen sein, auch am Feldrand liegen gelassene Hundehäufchen oder achtlos weggeworfene gefüllte Hundekottüten seien eine Gefahr für die Nutztiere.
Hundekot ist kein Dünger und kann die Milch belasten
"Krankheiten sind das eine, die Hygiene ist das andere", sagt Gerd Klett, während er eines seiner Tiere streichelt. Die Milch werde regelmäßig kontrolliert, sollte sie belastet sein, wäre die Vermarktung vorbei. "Ich würde auch keine Lebensmittel wollen, die belastet sind", so Klett.
Sein Wunsch ist, dass sich Hundebesitzer bewusst werden, was sie mit ihrem Verhalten bewirken. Wer seinen Hund auf den landwirtschaftlichen Wiesen frei laufen lasse, habe nicht im Griff, ob der Hund dort etwas hinterlässt. Dazu komme die Gefahr, dass Hunde Wildtiere aufschrecken. "Wir hatten im letzten Jahr fünf Reh-Risse von Hunden", berichtet Klett, der auch für die Freie Wählervereinigung in Nehren im Gemeinderat sitzt.

Auch Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch beschäftigt das Thema Hundekot in seiner Gemeinde fast täglich, nicht nur durch den Haufen auf der Wiese von Landwirt Schneider. 16 Hundestationen hat die Gemeinde aufgestellt, ausgestattet mit Tütchen und Mülleimern, in die der Kot entsorgt werden kann. Wöchentlich werden sie geleert.
Doch immer wieder landen die Tütchen im Gebüsch, schildert Hölsch. Das kann ein Bußgeld kosten. Wegräumen lohnt sich also. Hölsch war selbst Hundebesitzer und sagt mit einem Grinsen: "Manche Leute sagen: Gerade wenn es kalt ist, ist es was Schönes, wenn man einen warmen Hundekotbeutel in der Tasche hat. Dann wärmt es ja auch."