Katzen auf Bauernhöfen helfen gegen Mäuse und Ratten. Doch wenn es zu viele Katzen werden, können auch die zu einer Plage werden. Damit es nicht zu viele werden und sie gesund bleiben, haben Tierschützerinnen auf einem Bauernhof in Eningen unter Achalm (Kreis Reutlingen) wilde Hauskatzen gefangen.
Katzen behandeln, impfen und kastrieren
Wenn an einem Ort zu viele Katzen leben, können die Tiere leichter Krankheiten übertragen oder sogar verhungern. Das wollen die Helferinnen des "Tierschutzvereins Mensch und Tier Region Schwäbische Alb" verhindern. Dafür fangen sie auf dem Hof regelmäßig Katzen. Dann behandeln sie deren Krankheiten, impfen und kastrieren sie.
Eine der Tierschützerinnen ist Svenja Große-Kleffmann. Zusammen mit zwei anderen Helferinnen stellt sie auf dem Eninger Bauernhof zuerst Fallen auf: kleine Gitterkäfige, hinten mit einem Auslöser für eine Fangklappe. Da klecksen sie Thunfisch drauf. Dem können die Katzen kaum widerstehen. Treten die Katzen hinten auf den Auslöser, schnappt vorne die Klappe zu. Die Katzen sind gefangen.
Lockrufe für kleine Kätzchen
Die erfahrenen Frauen haben ihre kleinen Geheimtipps, wie sie Katzen in die Fallen locken können. Svenja Große-Kleffmann schwört auf Lockrufe aus ihrem Handy. Die würden insbesondere kleine Kätzchen anlocken, erklärt sie: "Ich weiß nicht, wie viele Kitten ich innerhalb von fünf Minuten mit diesem Lockruf schon gefangen habe."
Auch wenn das Thema ernst ist, gehen die Ehrenamtlichen teilweise spielerisch an die Sache heran. Große-Kleffmann und eine andere Helferin vergleichen zum Beispiel ihre größten Erfolge. Vier Katzen in einer Falle - das schafft man nicht alle Tage. Sie erinnert sich noch genau, wie ihr das geglückt ist.
"Ganz schön Adrenalin, das muss man schon sagen"
Wenn die Tierschützerinnen ihre Fallen aufgestellt haben, beobachten sie die Katzen. Dann sei das fast so spannend wie Fußballgucken, schmunzelt Große-Kleffmann.
Das kostet schon manchmal echt Adrenalin, muss man einfach wirklich sagen. Wenn die Katzen dann kurz vor dem Auslöser stehen und sich einfach nicht hinbewegen.
Sobald die Katzen in der Falle sind, muss es schnell gehen. Denn die gefangenen Katzen sind aufgeregt, wenn sie merken, dass sie feststecken. Sie fahren ihre Krallen aus und springen hin und her. Ein großes Tuch über dem Käfig beruhigt sie. Ein paar Minuten Dunkelheit lassen sie zur Ruhe kommen.

Gefahren für Tiere und Menschen
Wenn sich die Tiere in den Fallen beruhigt haben, kommen sie schnell in eine Transportbox. Denn die Transportboxen sind sicherer. In den Fallen können sich die Katzen leichter verletzen. Doch das Umsetzen ist auch für die Menschen nicht ohne Risiko. "Katzenkratzer und -bisse sind richtig gefährlich", erzählt Große-Kleffmann. Teilweise trügen Katzen in ihren Mäulern auch multiresistente Keime. "Deswegen muss man da schon gucken, dass sich das nicht entzündet."
Trotzdem sind die Tierschützerinnen mit Herzblut bei der Sache. Sie machen ihre Arbeit jedes Wochenende an unterschiedlichsten Orten. Und das ist wichtig, findet eine weitere Helferin: Seraina Lang. Sie ist Tierärztin und arbeitet seit März für den Verein. Daneben arbeitet sie auch beim Veterinäramt.
Es löst bei mir instinktiv den Wunsch aus, zu helfen, wenn ich ein krankes Tier sehe.
Zufrieden mit der Fangaktion
Mit der Fangaktion an diesem Abend sind die Helferinnen zufrieden. Drei Katzen sind in die Fallen gegangen. Jetzt kommen sie erst einmal in Quarantäne. Dann werden sie - falls sie es nicht schon sind - kastriert. Auch Impfungen und Arzneimittel bekommen die Tiere. Sobald sie gesund, geimpft und kastriert sind, geht es zurück auf den Hof.
Besonders zahme und zutrauliche Tiere werden aber auch weitervermittelt, zum Beispiel an Familien. Auf diese Weise haben die ehrenamtlichen Tierschützerinnen die Katzenanzahl auf dem Eninger Bauernhof schon deutlich reduziert. Und manche bleiben einfach bei Svenja Große-Kleffmann. Sie selbst hat insgesamt 15 Katzen zu Hause, und alle seien putzmunter, lächelt sie.
Schon 200 Katzen auf Bauernhof gefangen
Es war nicht der erste Besuch der Tierschützerinnen auf dem Bauernhof in Eningen. Seit Juli 2024 sind sie dort regelmäßig im Einsatz. Sie sind sehr froh, dass der Besitzer sie unterstützt, erklärt Große-Kleffmann. Anderen Landwirten sei es "scheißegal, wie es den Tieren geht", bedauert sie.
Inzwischen habe der Verein schon 200 Tiere von dem Bauernhof gefangen, behandelt und danach dort wieder freigelassen. Doch wie viele Tiere dort zurzeit genau leben, kann Svenja Große-Kleffmann nicht beziffern. Bei jeder Fangaktion würden sie wieder unkastrierte Tiere fangen. Sie sieht das als Zeichen, dass sich die Katzen weiter vermehren.
Katzen kastrieren ist teuer
Damit die Kosten für den Tierschutzverein nicht aus dem Ruder laufen, wurde Tierärztin Seraina Lang angestellt. Die Kastration für einen Kater kostet 150 Euro. Für ein Kätzchen sogar 200 Euro. Allein 200 Tiere auf dem Hof in Eningen unter Achalm ergeben damit Kosten zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Für einen Verein, der sich rein aus Spenden finanziert, ist das viel Geld.
Unter anderem deswegen hat Eningen unter Achalm seit Dezember 2024 eine Katzenschutzverordnung. Im Februar beschloss der Gemeinderat in Hechingen (Zollernalbkreis) ebenfalls eine Katzenschutzverordnung. Mit diesen wollen die Gemeinden die Zahl umherstreunender Katzen eindämmen.
Denn die würden - zusammen mit freilaufenden Halterkatzen - zum Beispiel der Population von Singvögeln und Bodenbrütern großen Schaden zufügen. Ein Problem, auf das die Stadt Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) teilweise mit "Hausarrest" für Katzen reagierte. Ein Schritt, der bundesweit für Aufsehen sorgte.
Landesjagdverband: letzter Ausweg - freilaufende Katzen abschießen
Um beispielsweise bedrohte Vogelarten wie Kiebitz, Rebhuhn oder Grauammer besser schützen zu können, will der Landesjagdverband in manchen Gebieten "die Anzahl der verwilderten Hauskatzen reduzieren", so René Greiner. Er ist Hauptgeschäftsführer des Landesjagdverbandes. Das würde bedeuten, dass dort auch Tiere getötet werden müssten.
In Baden-Württemberg ist es grundsätzlich verboten, Katzen abzuschiessen. Sondergenehmigungen sind allerdings möglich. Doch auch der Landesjagdverband fordert für Katzen in einem ersten Schritt eine Kastrations- und Registrierungspflicht. Dass wildernde Katzen tatsächlich abgeschossen werden, könnte nur ein letzter Schritt zum Schutz der Vögel sein.