Über 500 Jahre nach Gründung der Universität in Tübingen steht mit der Professorin Karla Pollmann erstmals eine Frau als Rektorin an der Spitze. Im SWR-Studio stand sie den regionalen Medien des Tübinger Presseclubs Rede und Antwort. Auf das Geschlechterthema angesprochen, sagte Pollmann, sie hoffe, dass ihr Beispiel auch andere ermutige, sich Berufsrichtungen und Aufgaben zuzuwenden, die ihnen nicht so ohne weiteres zugestanden würden.
Mehr Teamarbeit der Fachrichtungen an der Uni Tübingen
Vor der Rückkehr an ihren Geburtsort Tübingen hatte Pollmann schon an der Universität im britischen Bristol führende Positionen inne. Sie wisse aber, sagte die 1963 geborene Professorin, dass sie nicht einfach Arbeitsweisen von einer Uni mitbringen und einer anderen überstülpen könne. Sie kenne und schätze die Vielfalt durch die Unterschiede zwischen den Fakultäten. Naturwissenschaftler seien es gewohnt, in Rudeln zu agieren. In den Geisteswissenschaften gelte immer noch das Einzelkämpfertum als goldener Standard. Man müsse jedoch bereit sein, neue Wege zu gehen. Grenzen und Gewohnheiten zu durchbrechen, mehr in Teams zu arbeiten, würde dazu führen, dass sich neue, spannende Initiativen entwickeln.
Uni Tübingen finanziell und wissenschaftlich gut aufgestellt
Aus Pollmanns Sicht kommt sie an eine Universität, die finanziell gut ausgestattet ist. Dazu zitierte sie den schwäbischen Politiker und Hobby-Dichter Manfred Rommel. Der habe mal gesagt: Wir sind immer arm hier in Schwaben, aber auf sehr hohem Niveau. Neue Impulse erwartet sie durch eine engere Zusammenarbeit zwischen den Fachrichtungen wie Geisteswissenschaften, Medizin und künstlicher Intelligenz. Eine ihrer aktuell wichtigen Aufgaben sei nun die Wiederbewerbung um den Status als Exzellenz-Universität. Der bringt erhebliche Fördermittel ein. Die drei bisherigen Exzellenz-Cluster seien gut aufgestellt. Man dürfe sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen, denn die Konkurrenz schlafe nicht.
Der schwäbische Dialekt und der Bobby-Weitwurf
Wie viele prominente Gäste des Tübinger Presseclubs, hat sich auch Karla Pollmann in der außergewöhnlichen Sportartart des Bobby-Weitwurfswurf versucht. Und sie schlug sich gut. Sie schleuderte den überdimensionalen, mehrere Kilo schweren Wickelkern für professionelle Tonbänder 6,05 Meter weit. Sprachlich, gab Pollmann zu, habe sie allerdings noch Nachholbedarf. Da sie in den vergangenen Jahren überwiegend englisch gesprochen habe, sei beim Deutschen viel schwäbischer Dialekt übriggeblieben. Da sei sie fast auf Kindheitsniveau zurückgefallen, konstatierte sie augenzwinkernd. Für das Verwaltungsdeutsch der Universität lerne sie gerade wieder Vokabeln "wie für ein Latein-Examen."