Interview über die explodierenden Kosten für Transportunternehmen mit Ellen Freudenmann-Habel (Foto: Ellen Freudenmann-Habel)

Interview mit Transportunternehmerin aus Altensteig

Freudenmann-Habel: Mancher Laster fährt nur Verlust ein

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Wegen des Ukraine-Kriegs sind die Spritpreise drastisch gestiegen. Das trifft besonders die Transportunternehmen, wie die Firma Freudenmann-Hennsler aus Altensteig (Kreis Calw).

SWR Aktuell: Die Dieselpreise sorgen bei Ihrem fast 100 Jahre alten Unternehmen mit 27 Lastwagen und 50 Beschäftigten für Mehrkosten von 30.000 Euro pro Monat. Kosten, die nicht immer an Kunden weitergegeben werden können. Und das ist nicht das einzige Problem. Stellt sich da die Frage: Warum überhaupt noch weitermachen?

Geschäftsführerin Ellen Freudenmann-Habel: Die stellt man sich schon, ja. Solche Tage gibt es auf jeden Fall. Vor allem nach den letzten zwei Jahren. 2020, als Corona aufkam, wurde man eigentlich fast auf Null ausgebremst. Jetzt, hat man sich dieses Jahr gefreut, dass es vielleicht mal wieder ein normales Jahr wird, das die zwei letzten Jahre ein bisschen ausgleichen, wettmachen könnte. Jetzt kommt halt das Ganze mit den Dieselpreisen. Es ist ja schon so, das man täglich kämpft und sich überlegt, wie es weitergehen kann.

Ellen Freudenmann-Habel, geschäftsführende Gesellschafterin von Freudenmann-Henssler Transporte in Altensteig (Foto: Ellen Freudenmann-Habel)
Die Firma von Ellen Freudenmann-Habel muss enorme Mehrkosten verkraften.

Wenn Sie jetzt sagen, 30.000 Euro Mehrkosten im Monat. Im Supermarkt kostet die billige Butter inzwischen statt 1,30 € oder 1,40 € schon über zwei Euro. Da werden die Kosten weitergereicht, auch an den Tankstellen. Bei ihren Kunden müssen sie da anders kämpfen, oder?

Ellen Freudenmann-Habel: Ja klar, die Kunden sagen halt auch, wir müssen es jetzt wiederum weitergeben. Das verstehe ich, wir arbeiten ja auch für Firmen, die mit Großkonzernen arbeiten, die halt auch sagen, sie müssen gucken, dass sie es wiederum durchgesetzt bekommen.

Manchmal wissen Sie schon, wenn der Laster losfährt, dass er Ihnen jetzt 700 oder 1.000 Euro Verlust einfährt. Nicht nur wegen der Spritkosten, es mangelt auch gelegentlich mal an Fracht wegen der Lieferketten. Wie hängt das zusammen?

Ellen Freudenmann-Habel: Gerade bei vielen Zulieferern im Automobilbereich ist die ganze Sache jetzt eingebrochen. Die ganzen Automobilkonzerne haben Kurzarbeit gemacht oder sind eben Schmalspur gefahren, und das Aufkommen ist gar nicht mehr da. Und die Preise, die man ausgemacht hat, die sind ja eigentlich auf Vollauslastung gerechnet. Ich sag mal so: Ich kann nicht den gleichen Preis machen, wenn ich eine Palette transportiere, wie wenn ich den ganzen LKW voll habe.

Transportunternehmen leiden unter steigenden Kosten wegen des Ukraine-Kriegs. Diesel wird teurer, die Transporte in den Osten nehmen ab (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Patrick Pleul)
Transportunternehmen leiden unter steigenden Kosten wegen des Ukraine-Kriegs

Die Lieferkettenprobleme spüren Sie jetzt nicht nur bei den Kunden, denen eben Rohstoffe fehlen oder Material fehlt, sondern auch bei ihren eigenen Fahrzeugen. Die werden manchmal gebremst, weil Sie keine Ersatzteile bekommen. Was fehlt Ihnen da?

Ellen Freudenmann-Habel: Es fehlt so gut wie an allem. Letztens hatten wir einen Schaden an einem Fahrzeug, wo der Spiegel kaputt war, und es war kein Spiegel zu bekommen. Ein anderes Fahrzeug von uns war auch in der Werkstatt, weil es defekt war. Und dann haben wir vom defekten LKW den Spiegel abmontiert, damit das andere Fahrzeuge wieder fahren kann. Wir hatten einen Schaden, wo der Tank kaputt war. Die Werkstatt sagte: "Mensch, ich gucke überall, wo ich euch einen neuen Tank herbekomme, aber ich kann es euch nicht versprechen!" Im Reifenbereich ist es ganz extrem. Zum Teil sind die Reifen gar nicht da.

Viele Transportunternehmen klagen ja auch über Fahrermangel. Die kommen oft aus dem östlichen Ausland. Insbesondere Firmen, die Fahrer aus der Ukraine beschäftigen, bekommen da Probleme. Denn die kämpfen ja nun vielfach daheim. Haben Sie noch genug Personal hinterm Lenkrad?

Ellen Freudenmann-Habel: Aktuell sind wir gut aufgestellt, aber das kann heute so sein, morgen so. Aber ganz klar ist: Hier in der Gegend ist es sehr schwer, jemanden aus der Region zu bekommen. Wir haben auch einige rumänische und einige polnische Fahrer. Ohne die könnte man eigentlich unsere Unternehmen gar nicht mehr umtreiben. Das wäre nicht mehr möglich.

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SWR