Das Uniklinikum in Tübingen hat schlicht kein Personal, das sich um zusätzliche Patientinnen und Patienten kümmern könnte. Laut der leitenden Oberärztin Helene Häberle hat sich eine Pflegekraft wegen Überbelastung durch Corona aus dem Dienst verabschiedet. Die lange Dauer der Pandemie habe die Pflegekräfte ermüdet. Das bestätigte auch der Pflegedienstleiter der Intensivstation, Michael Schlotterer. Der Intensivpfleger appelliert an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Das entlaste das Personal. Dreiviertel der Corona-Patientinnen und Patienten in der Uniklinik seien nicht geimpft.
Impfmöglichkeiten in der Region Tübingen
Kein zusätzliches Pflegepersonal
Andere Pflegekräfte seien wegen Schwangerschaft, Pensionierung und Krankheit ausgefallen. Zusätzliche zu gewinnen, sei nicht möglich, bedauert Uniklinikchef Michael Bamberg. Es sei jetzt schon ein Kraftakt, die 300 Pflegekräfte zu ersetzen, die jährlich ausscheiden.
Operationen werden verschoben
Weniger Betten und mehr Covid-19-Erkrankte - das hat drastische Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten mit anderen Erkrankungen. Man werde jetzt in die Zwangssituation kommen, manche Operationen abzusagen, so Bamberg. Man müsse Intensivkräfte aus den OP-Sälen abziehen, um die Covid-19-Patientinnen und -Patienten auf den Stationen zu versorgen.
"Also das ist schon eine massive Einschränkung für viele Menschen, die auf ihre Operationen gewartet haben, Schmerzen haben und miterleben müssen, wie ihre Operation verschoben wird."
Gesperrte Intensivbetten in Freudenstadt und Sigmaringen
Auch im Klinikum in Freudenstadt können die Intensivstationen ihre volle Kapazität nicht ausschöpfen, so die Pressestelle auf Nachfrage des SWR. Dort muss das Personal teilweise zur Behandlung von Covid-19-Erkrankten anders eingesetzt werden. Im SRH Krankenhaus in Sigmaringen können derzeit zwei Betten nicht belegt werden, weil Personal wegen Krankheit ausgefallen ist. Derzeit stehen zehn Betten zur Verfügung.
Reutlingen verhängt Besucherstopp
In der Kreisklinik Reutlingen dagegen ist auf der Intensivstation aktuell kein Bett aufgrund von Personalmangel gesperrt, so ein Sprecher. Allerdings hat die Klinikleitung ab Samstag wieder einen Besucherstopp verhängt. Die Regelung soll zunächst bis Ende November gelten. Sie betrifft alle drei Häuser in Reutlingen, Bad Urach und Münsingen, heißt es in einer Mitteilung. Begründet wird der Besucherstopp mit der angespannten Pandemie-Lage und der Belastung der Mitarbeitenden. Ausgenommen vom Besuchsverbot sind Angehörige von sterbenden Patienten, von Kindern und werdende Väter.