Im Nachhinein betrachtet waren die Investitionen goldrichtig, sagt sich Christoph Kaltenbach vom Freudenstädter Hotel Langenwaldsee. Während des Lockdowns hat das Hotel einen neuen Wellnessbereich bekommen, mit Salzgrotte, Sauna und Seeblick. Außerdem sind neue Suiten gebaut worden, kleine Ferienwohnungen im Hotel.
Dazu wurde das Gebäude aufgestockt. Das bedeutet: Zuerst musste der Dachstuhl abgebrochen werden. Ein Wagnis, im Winter im Nordschwarzwald. Wäre ein Unwetter gekommen und hätte die fast schutzlos daliegenden Zimmer überschwemmt, die Versicherung hätte nicht gezahlt. Das Risiko war groß, aber die Wettervorhersage gut.
Umbau-Lärm wäre unzumutbar gewesen
Christoph Kaltenberg nutze einen guten Moment, die heimischen Handwerker packten zu, erzählt er, so habe alles genau gepasst. Und es sei richtig gewesen, den Lockdown zu nutzen. Der Umbau war tiefgreifend, Presslufthämmer tagelang, Kernbohrungen, Wanddurchbrüche. Hotelgäste hätte das vermutlich vergrault.
Branche in ständigem Wandel
Und ohne Umbauten, rechnet er vor, lässt sich auf Dauer kein Umsatz machen. Das Haus müsse im Schuss sein, die Gäste zufrieden. Die Freudenstädter Dehoga-Kreisvorsitzende Beate Gaiser bestätigt: Hoteliers seien gezwungen, ständig am Ball zu bleiben, permanent zu schauen, wie sich der Markt entwickelt, was die Gäste wünschen. Sie schätzt, dass 25 bis 30 Prozent der Freudenstädter Übernachtungsbetriebe die Corona-Zeit für Umbauten genutzt haben.
Das bestätigt die stellvertretende Tourismus-Direktorin Carolin Moersch. Vor allem die namhaften Häuser in Freudenstadt hätten investiert, aber auch viele Ferienwohnungen seien aufgerüstet worden. Sie bewundere das, zumal viele Häuser während der Krise auch den Ruin des Betriebs fürchten mussten.
Regionale Küche mit modernen Elementen
Nicht alle Gastronomen, die in Freudenstadt investieren, können der Corona-Krise etwas Positives abgewinnen. Oliver Widmann gestaltet derzeit die "Traube" am Marktplatz um, vom Gasthaus im Stil der 80-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in einen Ort, an dem man regionale Gerichte mit modernen Interpretationen genießen können soll, sagt er.
Für einige hieß Corona nur: Warten auf Handwerker
Alles was Corona ihm gebracht habe, seien Verzögerungen beim Umbau, so Widmann. Die Zukunft sieht er aber optimistisch. Ähnlich geht es Jennifer Mandaric-Pfefferle, ebenfalls Gastronomin am Freudenstädter Marktplatz. Sie führt, wie schon ihre Großeltern und Eltern, das "Jägerstüble". Für sie ging durch Corona ein Jahr verloren, sagt sie.
Gäste wollen mehr Selbstbestimmung
Was sie in der Krise gelernt hat, setzt sie aber bei ihren aktuellen Umbauten um. Gäste wollen Unabhängigkeit, das war eine Folge der Kontaktbeschränkungen, aber der Wunsch nach Selbständigkeit wird bleiben, glaubt Mandaric-Pfefferle. Deshalb sind die Gästezimmer jetzt größer, dafür gibt es weniger, und alle haben eine kleine Küchenzeile.

Ohne Corona wären die Änderungen unauffälliger geschehen, nach und nach, meint sie. Die Gästezimmer passt sie den neuen Bedürfnissen an. An der Gaststube selbst will sie nicht viel ändern. Die mögen die Gäste, wie sie ist.
Es wird sich sicherlich das eine oder andere modernisieren bei der Innenausstattung. Aber wir stülpen jetzt nicht alles auf links. Wir sind, was wir sind.