Horber enthüllen Mahnmal der Hexenverfolgung (Foto: Stadt Horb)

Großes Interesse an Einweihung

Gedenken an Hexenverfolgung in Horb mit Mahnmal und Lehrpfad

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Man sagte ihnen Teufelsnähe und Giftmischerei nach und nannte sie Hexen. Auch in Horb am Neckar, wo es schaurige Hexenprozesse gab. Seit dem Wochenende erinnert die Stadt daran.

Die Stadt Horb (Kreis Freudenstadt) erinnert mit einem Geschichtspfad und Informationstafeln an die Opfer der Hexenverfolgung. Am Samstag wurden die Gedenkstätten eingeweiht. Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) sagte, man wolle damit auch ein sichtbares Zeichen gegen Willkür und Unrecht setzen.

Historiker recherchierte im Stadtarchiv in Horb

Bis in die 1990er Jahre erwähnen Abhandlungen zur Horber Stadtgeschichte die Hexenverfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert nur am Rande. Erst eine Studienarbeit des Historikers Johannes Dillinger, heute Professor an der Universität in Oxford, offenbarte, dass im Stadtarchiv Horb viele Beweise für Hexenverfolgung lagern. Damit begann in der Stadt am Neckar die nähere Betrachtung dieses dunklen Kapitels in der eigenen Geschichte.

Straße nach Christina Rauscher benannt

Ein erstes sichtbares Zeichen setzte der Gemeinderat im Jahr 2005: Er benannte eine Straße nach Christina Rauscher - nach jener Horberin, die mehrfach als Hexe bezeichnet und gefoltert wurde, jedoch tapfer widerstand und mithilfe ihres Ehemanns im frühen 17. Jahrhundert das Ende der grausamen Horber Hexenprozesse bewirkte. Die beiden hatten sich an die Regierung im fernen Innsbruck gewandt und fanden Gehör, so die Erkenntnis Dillingers.

Gemeinderat Horb beschließt Resolution

2019 - nach weiteren Untersuchungen - verabschiedete der Gemeinderat schließlich eine offizielle Resolution, die im Gedenken an die damaligen Gräuel zugleich Mahnung für Gegenwart und Zukunft sein will. Außerdem wurde vereinbart, das Erinnern auch sichtbar zu machen, und zwar auf drei Arten, um unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen. Am Samstag wurden deshalb ein Geschichtspfad, drei Informationstafeln an den historischen Schauplätzen sowie ein Mahnmal auf dem Galgenfeld eingeweiht.

"Der einstige Schreckensort, dort, wo einst beim Horber Galgen die vermeintlichen Hexen öffentlich enthauptet und ihre Leichname sichtbar auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, wird zu einer Gedenkstätte des Besinnens, zum Ort der Mahnung an die Menschenrechte."

Eine Station des Geschichtspfads in Horb zum Gedenken an die Hexenverfolgung (Foto: Stadt Horb)
Geschichtspfad: Die höchste Station führt auf den Kreuzkapellenberg.

Rundweg mit Smartphone, Infos an Schauplätzen

Den vier Kilometer langen Geschichtspfad vom Flößerwasen hinauf zum Wasserturm können Interessierte erwandern. Sie werden dabei via Smartphone navigiert. An den neun Stationen kann man QR-Codes einlesen und erhält dann Informationen zu den historischen Zusammenhängen. Auch für die drei bebilderten Informationstafeln an den historischen Schauplätzen Marktplatz, Bürgerturm und Galgenfeld gibt es Ergänzungen mittels QR-Codes. Das Mahnmal auf dem Galgenfeld schließlich, hinter dem Wasserturm, ist eine Pyramide aus Stahl und will laut Stadtverwaltung die Flammen des Scheiterhaufens symbolisieren.

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