Ausflug ins Mittelalter

Holzschüsseln und Getreidebrei auf der mittelalterlichen Klosterbaustelle Campus Galli

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AUTOR/IN
Friederike Dauser

Mit vollem Magen lässt es sich leichter arbeiten. Vor allem auf einer Mittelalterbaustelle. Die Schüsseln und Trinkgefäße für den Getreidebrei werden natürlich selbst hergestellt.

Mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Augen steht Drechsler Gerhard vor seiner mittelalterlichen Drechselbank und tritt, fast schon trotzig, auf die kleine Fußwippe am Boden. Mit jedem Tritt dreht sich vor ihm ein Stück helles Holz. Und genau das sorgt bei Gerhard für schlechte Stimmung. Denn das Holzstück will einfach nicht rund werden. Noch einmal setzt er den eisernen Haken am störrischen Holz an, das dreht sich und nach kurzer Zeit wird aus dem Holzklotz eine dünnwandige, runde Schüssel. Gerhard zupft sich zufrieden einen Holzspan aus dem grauen Bart. Hinter ihm, in seiner kleinen Handwerkerhütte, stehen bereits große Schüsseln, filigrane Schalen und bauchige Trinkgefäße.

Linde macht das Essen ungenießbar

Das Essgeschirr aus Holz musste vor Jahrhunderten vor allem praktisch und robust sein. Denn Schüssel, Schale und Trinkgefäß begleiteten die Menschen im Mittelalter ein Leben lang. Deshalb war es wichtig, das richtige Holz zu nehmen. Auf dem Campus Galli werden die Schüsseln und Schalen aus einem Stück Ahornholz gefertigt. Das riecht nicht und ist geschmacksneutral, meint Drechsler Gerhard. Lindenholz ist zwar einfacher und besser zu bearbeiten, es nimmt aber den Geschmack des Essens auf und riecht etwas streng.

Bis zu zwei Tagen Arbeit steckt in jeder Holzschüssel, die sich in der kleinen Handwerkerhütte stapeln (Foto: SWR)
Bis zu zwei Tagen Arbeit steckt in jeder Holzschüssel.

"Wenn man da eine Linde nehmen würde dann isst man keine zweimal aus der Schüssel, weil das stinkt."

Aber was kam eigentlich auf den mittelalterlichen Tisch? Ein Stück entfernt von der Drechslerhütte steht Weberin Jennifer in Leinenkleid und einem Schultertuch aus Wolle und bespricht mit dem Töpfer und Mittelalterarchäologe Martin, was in die Essschüssel auf der Baustelle kommt.

Getreidebrei ohne Zimt und Zucker

Ein Getreidebrei aus Hafer, Wasser und Milch soll es werden - im Mittelalter Grundnahrungsmittel Nummer eins. Für moderne Mägen allerdings etwas gewöhnungsbedürftig – denn den Brei gibt’s pur ohne Zucker oder Zimt. Das war im 9. Jahrhundert zu wertvoll, um es ans gemeine Volk zu verköstigen, so Martin. Einen Fernhandel gab es zwar schon im frühen Mittelalter. Doch die wertvollen Gewürze wurden hauptsächlich in den Klöstern benutzt, um etwa Kranke zu heilen. Für das normale Bauernfrühstück waren sie zu teuer.

Viel musste Hand in Hand gehen

In ihren windschiefen Handwerkerhütten arbeiten Drechsler, Töpfer und Schindelmacher täglich  (Foto: SWR)
In ihren windschiefen Handwerkerhütten arbeiten Drechsler, Töpfer und Schindelmacher täglich

Damit im Mittelalter überhaupt etwas auf den Tisch kam, musste einiges zusammenspielen. Viele Handwerker waren beteiligt. Der Drechsler fertigte Schüsseln, der Töpfer Trinkgefäße. Der Bauer kümmerte sich um Anbau, Pflege und Ernte des Getreides. Und wieder andere sorgten dann dafür, dass die Nahrung möglichst lange haltbar blieb.

Fotos aus den Handwerkerstuben

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Friederike Dauser