Immer wieder bebt die Erde im Zollernalbkreis

Hohenzollerngraben ist nicht an Erdbeben schuld

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Im Zollernalbkreis hat es am Mittwochabend ein leichtes Erdbeben der Stärke 2,8 gegeben, das offenbar bis in den Kreis Tübingen zu spüren war. Das Epizentrum lag bei Jungingen.

Kleinere Erdbeben gibt es häufig im Zollernalbkreis in der Gegend um Albstadt. Seit vielen Jahrzehnten wird der Hohenzollerngraben für die Erschütterungen verantwortlich gemacht. Doch der ist meist nicht die Ursache der Erdbeben, sagt Stefan Stange, der Leiter des Landeserdbebendienstes. Denn der Hohenzollerngraben sei relativ flach, nur ein bis zwei Kilometer tief. Erdbeben aber würden in der Regel deutlich tiefer entstehen, so Stange.

Albstadt-Scherzone löst Beben aus

Die Grafik zeigt die Verteilung von Erdbeben im Zollernalbkreis (Foto: Landeserdbebendienst)
Die grünen Punkte zeigen die Epizentren der Erdbeben entlang der Albstadt-Scherzone

Auf einer Grafik des Erdbebendienstes sieht man, dass sich die meisten der kleinen Beben entlang der Linie Jungingen-Albstadt-Meßstetten ereigneten. Diese Linie sei die Albstadt-Scherzone, so Stange. Dort treffen in der Tiefe zwei Gesteinskomplexe aufeinander, die sich bewegen.

"In der Tiefe herrschen große Drücke, dann hagelt das, wenn die Spannung zu groß wird. Dann reißt das Gestein ruckartig, und so muss man sich die Entstehung eines Erdbebens vorstellen." 

Hohenzollerngraben war bekannt

Doch warum wird dann immer der Hohenzollerngraben für die Erdbeben im Zollernalbkreis verantwortlich gemacht? Das sei historisch bedingt, meint Stange. Als es im November 1911 das verheerende Erdbeben in Albstadt gab, sei die Kenntnis der Mechanismen noch nicht so gut gewesen.

Man habe da noch keine genaue Vorstellung über die Tiefe gehabt, in der Erdbeben meist entstehen. Außerdem stünden Grabenstrukturen oft mit Erdbeben in Verbindung, und den Hohenzollerngraben kannte man. Deshalb, so der Leiter des Landeserdbebendienstes, habe man das in Verbindung gebracht. 

Erdbebendienst hofft auf Rückmeldungen

Meldungen über Erdbeben sind für den Landeserdbebendienst sehr wichtig. Er könne zwar mit seinen Instrumenten die Stärke eines Erdbebens bestimmen, so Stange. Die Auswirkungen an der Oberfläche kenne er aber nicht. Dafür gibt es auf der Internetseite des Landeserdbebendienstes ein Formular, in dem man eintragen kann, wie man ein Erdbeben gespürt hat und welche Auswirkungen es hatte. Für das Erdbeben vom Mittwoch hat der Dienst fast 500 Meldungen bekommen.

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SWR