Amtsgericht Reutlingen spricht Urteil wegen Betrugs

Haft- und hohe Geldstrafen wegen nutzloser Bioscan-Geräte aus Pliezhausen

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Ein Gerät, das ohne Labor Gesundheitsdaten misst - kann das möglich sein? Das Amtsgericht Reutlingen hat drei Mitarbeitende einer Firma aus Pliezhausen wegen Betrugs verurteilt.

Außenansicht des Amtsgericht Reutlingen (Foto: SWR, Nathalie Waldenspuhl)
Das Amtsgericht in Reutlingen ist immer wieder Schauplatz von besonderen Verfahren.

Die beiden Geschäftsführer des Unternehmens müssen für zwei beziehungsweise drei Jahre in Haft und zusammen eine Strafe von über 2,5 Millionen Euro zahlen. Der Vorsitzende Richter sah es als erwiesen an, dass die Hersteller aus Pliezhausen (Kreis Reutlingen) nutzlose Geräte verkauft haben und folgte damit der Einschätzung der Gutachter. Er meinte: "Ein Messgerät, das nichts misst, ist ungefähr so sinnvoll wie ein Auto, das nicht fährt". Eine ehemalige Vertriebsdirektorin wurde zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen verurteilt.

Betrügerisches Versprechen

Angeklagt waren die drei führenden Mitarbeitenden der Firma wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Verstößen gegen das Heilmittelwerbegesetz. Es ging um sogenannte Bioscanner. Sie würden unter anderem Blut- und Nährstoffwerte im Körper unkompliziert messen und damit eine aufwendige Labordiagnose ersetzen, so das Versprechen des Pliezhausener Unternehmens.

Blut - und Nährstoffwerte im Körper

Der "Bioscan" besteht aus zwei Metallstäben. Die müsse man in die Hand nehmen, so die Beschreibung der Firma. Sie würden dann magnetische Wellen messen und so komme das Ergebnis zustande. Über 200 medizinisch wichtige Gesundheitsdaten könnten angeblich erfasst werden, zum Beispiel der Cholesterin- oder Testosteronwert.

Gutachter: keine Gesundheitswerte erfasst

Das Gericht hatte mehrere Experten und Gutachter geladen, die das Gerät einschätzen sollten. Die stellten allerdings fest: Das Gerät misst nichts, außer den Strom, der durch die Kabel fließt.

Riesengeschäft mit "Bioscan"

Die Hersteller machten seit Jahren ein Riesengeschäft mit dem Gerät. Laut Ermittlungen soll das Unternehmen knapp sechs Millionen Euro verdient haben. Die Geräte wurden noch bis heute unter anderem in Österreich und in der Schweiz verkauft. Trotz aller Kritik und des Gerichtsprozesses hatten die beiden Geschäftsführer den Vertrieb nicht eingestellt. Auf die Spur der mutmaßlichen Betrügereien kamen Reporter des Bayerischen Rundfunks von report München.

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SWR