Mehrere Jahre wurde über die Sanierung der beschädigten Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof bei Kusterdingen-Wankheim (Kreis Tübingen) verhandelt. Nun werden 180.000 Euro bereitgestellt, um die geschichtsträchtigen Grabmale zu restaurieren.
In den kommenden Wochen soll die lange geforderte und geplante Sanierung beginnen, erklärten Elana Horowitz vom Verein für jüdische Kultur und Martin Ulmer von der Geschichtswerkstatt Tübingen am Rande einer Führung über den Friedhof. Die fand anlässlich des Europäischen Tages der jüdischen Kultur am Sonntag statt.
Grabsteine bislang nur notdürftig repariert
Die Witterung, insbesondere eindringendes Wasser und Frost, habe die Grabsteine beschädigt, erklärte Elana Horowitz vom Tübinger Verein für jüdische Kultur. Aber auch Schändungen hätten Spuren hinterlassen, die bislang nur notdürftig geflickt werden konnten. Nachdem nun die Sanierungspläne stehen, könnten viele Grabsteine dauerhaft erhalten werden.
Grabsteine in Wankheim erinnern an Lebensgeschichten
Martin Ulmer von der Geschichtswerkstatt Tübingen hatte bei der Führung viel zu erzählen. Denn an den Grabsteinen lässt sich so einiges erkennen. Zum Beispiel, dass viele Jüdinnen und Juden mit der Zeit ihre Religion weniger öffentlich auslebten. Die ältesten Grabsteine sind nämlich nur auf Hebräisch, die neueren teils nur auf Deutsch beschriftet.
Friedhof spiegelt Umzug der Juden nach Tübingen
Man erkenne auch, erläuterte Ulmer, den Wandel vom Land- zum Stadtjudentum. Viele Jüdinnen und Juden seien wegen der besseren Arbeits- und Lebensbedingungen von Wankheim nach Tübingen gezogen. Mit dem sozialen Aufstieg und dem Wohlstand seien auch die Gräber üppiger geworden. Den Friedhof hält er deshalb für ein wichtiges kulturhistorisches Denkmal, das man auch für künftige Generationen erhalten muss.
So hat Anna Priese in den SWR4-Regionalnachrichten über den Friedhof berichtet: