Trotz des Kriegs in der Ukraine hielt die Rottenburger Narrenzunft an ihrer Tradition fest. Am Samstag hatte sie spontan mit Stadt und Kirchengemeinden eine Friedenskundgebung auf die Beine gestellt, zu der mehrere hundert Menschen kamen. Am Sonntagmorgen wurde bei der Zunftmesse für die Ukraine gebetet. Und am Nachmittag rief Narrenzunftmeister Dierk Albus zu Beginn der Veranstaltung dazu auf, neben all der Freude und Freiheit der Fasnet auch an die Ukrainerinnen und Ukrainer zu denken. Die Stimmung war dennoch ausgelassen. Die Närrinnen und Narren freuten sich, endlich mal wieder nach der langen Corona-Fasnets-Flaute gemeinsam feiern zu können - noch dazu bei bestem Wetter.
Hunderte Zuschauer - viele verkleidet
Bei strahlendem Sonnenschein standen mehrere hundert Fasnetsbegeisterte vor dem Rathaus und jubelten den Rottenburger Narren zu. Darunter waren auch viele Eltern mit Kindern. Nach einem dreifach kräftigen "Narri, Narro!" tanzten die Närrinnen und Narren auf dem Platz. Dazu gehörte auch der traditionelle Tanz der Rottenburger Ahlande.

Nach dem Ahlandtanz ist vor der Ahlandtaufe
Nach dem Tanz der Ahlande marschierten zwölf Frauen und Männer im Nachthemd und mit Schlafmütze auf den Platz. Ihr Ziel: als neue Mitglieder feierlich in die Zunft aufgenommen zu werden. Dafür wurden sie von ihren "Paten" begleiten. Bevor es richtig losging auf der Bühne, erst einmal die Prüffrage: "Lebt ihr die Fasnet?" Die klare Antwort: "Ha jo! Ha jo!" Dann: die Ahlandtaufe.
Die Ahlandtaufe als traditionelles Aufnahme-Ritual
Um ab sofort auch als Ahlande auf der Fasnet herumspringen und tanzen zu können, mussten die zwölf Neulinge sich an die Regeln des Aufnahme-Rituals halten. Dazu gehörte, dass sie unter anderem Wein aus dem Trichter trinken und sich mit einer ordentlichen Portion an Wasser aus dem Neckar besprengen lassen mussten. Anschließend wurden sie Schicht für Schicht mit ihrem neuen, eigenen Häs eingekleidet.

Was gehört zum Häs eines Rottenburger Ahlands?
Zum Häs eines Ahlands gehört - na klar - Hose, Hemd und Kittel. Darauf sind unter anderem das Stadtwappen, Weinreben und Hopfen zu sehen sowie Gräfin Mechthild und "ihre Leut". Neben der Kleidung trägt ein Ahland außerdem weiße Handschuhe, ein rotes Halstuch, Glocken an zwei Ledergurten und - "noch kann man sehn, ob Mann, ob Weib" - eine Maske aus Lindenholz mit teuflischem Gesichtsausdruck und Fell um den Kopf. Und wenn das alles richtig sitzt, kann es weitergehen mit der Fasnet - dann auch für die Neulinge. Und natürlich darf auch der Stock mit der Saubloder, der Schweinsblase, nicht fehlen.