Laut dem Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP) steht es gerade schlecht um die psychiatrische Versorgung in der Region. Es fehle an Verantwortungsbewusstsein bei allen Beteiligten. So würden zum Beispiel die Krankenkassen unflexibel agieren und Kliniken rein wirtschaftliche Entscheidungen treffen.
Versorgung nach Klinikaufenthalt problematisch
Das größte Problem seien die Möglichkeiten zur Weiterversorgung, so Hubertus Friederich, der Ärztliche Direktor des ZfP. Das heißt: Wenn jemand stationär in einer Klinik behandelt wird und irgendwann in eine lockerere Behandlung überführt werden könnte, gibt es für die Betroffenen oftmals keinen freien Platz oder die Krankenkassen bezahlen nicht. Das System sei, obwohl die Gesetze mehr Spielraum geben würden, starr und unflexibel - das bestätigen auch andere Direktoren des ZfP.

Betroffene werden heimgeschickt
So passiere es leider häufig, erzählt Hubertus Friederich, dass Menschen auf die Straße gesetzt werden, auch wenn das Obdachlosigkeit bedeute. Und auch, wenn der ärztliche Verstand und der Wille der betroffenen Personen dagegen sprechen würden.
Was die Gründe für die zunehmen Überforderung der psychiatrischen Kliniken anbelangt, nennt Hubertus Friederich zwei Vermutungen:
Schwierigkeiten auch in Reutlingen
Die demografischen Veränderungen und der anhaltende Fachkräftemangel machen auch Gerhard Längle, dem Geschäftsführer des PP.rt und GP.rt (beides psychiatrische Einrichtungen in Reutlingen) Sorgen.

Längle nimmt außerdem bei den behandelnden Kliniken, den Gesetzgebern und den Krankenkassen eine abnehmende Bereitschaft zur Zusammenarbeit wahr. Viele Entscheidungen würden aus Egoismus oder wirtschaftlichen Interessen getroffen werden.
"Manche Gruppen psychisch kranker Menschen werden missachtet, weil der Politik ihre Gesundheit nicht so sehr am Herzen liegt."
Damit meint Längle auch Obdachlose mit psychischen Erkrankungen. Obwohl die Versorgung in den Augen der Leiter des ZfP merklich schlechter wird und die Situation in den Kliniken schwieriger, sehen sie Chancen, dass es wieder besser werden kann. Vor allem appellieren sie an das Mitgefühl mit erkrankten Personen.