Das Eingangsschild der PP.rt - der Reutlinger Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik. Es geht um die aktuelle Situation der psychiatrischen Versorgung auch im Kreis Reutlingen. (Foto: SWR, Theresa Krampfl)

Psychiatrische Versorgung in der Region

Patienten werden abgewiesen - auch in Reutlingen

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Theresa Krampfl
Theresa Krampfl (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Zum Tag der Seelischen Gesundheit fordern die Leiter des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg mehr Flexibilität von den Krankenkassen, aber auch mehr Verantwortungsbewusstsein.

Laut dem Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP) steht es gerade schlecht um die psychiatrische Versorgung in der Region. Es fehle an Verantwortungsbewusstsein bei allen Beteiligten. So würden zum Beispiel die Krankenkassen unflexibel agieren und Kliniken rein wirtschaftliche Entscheidungen treffen.

Versorgung nach Klinikaufenthalt problematisch

Das größte Problem seien die Möglichkeiten zur Weiterversorgung, so Hubertus Friederich, der Ärztliche Direktor des ZfP. Das heißt: Wenn jemand stationär in einer Klinik behandelt wird und irgendwann in eine lockerere Behandlung überführt werden könnte, gibt es für die Betroffenen oftmals keinen freien Platz oder die Krankenkassen bezahlen nicht. Das System sei, obwohl die Gesetze mehr Spielraum geben würden, starr und unflexibel - das bestätigen auch andere Direktoren des ZfP.

Der Eingangsbereich der PP.rt - der Reutlinger Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik. Es geht um die aktuelle Situation der psychiatrischen Versorgung auch im Kreis Reutlingen. (Foto: SWR, Theresa Krampfl)
Auch in der Reutlinger Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik gibt es Versorgungsprobleme.

Betroffene werden heimgeschickt

So passiere es leider häufig, erzählt Hubertus Friederich, dass Menschen auf die Straße gesetzt werden, auch wenn das Obdachlosigkeit bedeute. Und auch, wenn der ärztliche Verstand und der Wille der betroffenen Personen dagegen sprechen würden.

Was die Gründe für die zunehmen Überforderung der psychiatrischen Kliniken anbelangt, nennt Hubertus Friederich zwei Vermutungen:

Schwierigkeiten auch in Reutlingen

Die demografischen Veränderungen und der anhaltende Fachkräftemangel machen auch Gerhard Längle, dem Geschäftsführer des PP.rt und GP.rt (beides psychiatrische Einrichtungen in Reutlingen) Sorgen.

Gerhard Längle, der Regionaldirektor Alb-Neckar des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg bei der Begrüßung zur Ethiktagung. (Foto: SWR, Theresa Krampfl)
Gerhard Längle, der Regionaldirektor Alb-Neckar des ZfP Südwürttemberg bei einer Ethiktagung.

Längle nimmt außerdem bei den behandelnden Kliniken, den Gesetzgebern und den Krankenkassen eine abnehmende Bereitschaft zur Zusammenarbeit wahr. Viele Entscheidungen würden aus Egoismus oder wirtschaftlichen Interessen getroffen werden.

"Manche Gruppen psychisch kranker Menschen werden missachtet, weil der Politik ihre Gesundheit nicht so sehr am Herzen liegt."

Damit meint Längle auch Obdachlose mit psychischen Erkrankungen. Obwohl die Versorgung in den Augen der Leiter des ZfP merklich schlechter wird und die Situation in den Kliniken schwieriger, sehen sie Chancen, dass es wieder besser werden kann. Vor allem appellieren sie an das Mitgefühl mit erkrankten Personen.

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