Mit einem zweistündigen Demonstrationszug, Vorträgen und Theater haben hunderte Menschen in Mössingen (Kreis Tübingen) an den Mössinger Generalstreik erinnert. Der Demonstrationszug ging in etwa den Weg der streikenden Arbeiterinnen und Arbeiter am 31. Januar 1933. Die Aktivisten trugen rote Fahnen und Transparente. Auch am Rathaus in Mössingen erinnerten rote Fahnen an den Widerstand von damals. Ein Bündnis aus Gewerkschaften und linken Organisationen würdigte den einzigartigen Widerstand vor 90 Jahren.
Protest gegen Hitler: Viele kamen ins Gefängnis
Sie erinnerten an den Mut und das Risiko, das die Streikenden damals bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten eingegangen sind. Viele kamen damals ins Gefängnis, weil sie gegen Hitler protestiert hatten. Rednerinnen und Redner erinnerten jetzt an die Unterstützung durch jüdische Fabrikbesitzer in Mössingen. Damals wie heute müsse es ein klares Nein zu Rassismus und Faschismus geben, so Baden-Württembergs DGB-Chef Kai Burmeister. An der historischen Pausa-Textilfabrik in Mössingen spielte das Theater Lindenhof einen Ausschnitt aus ihrem Stück "Ein Dorf im Widerstand".

Ausstellung in der Mössinger Kulturscheune
Im Museum Kulturscheune gibt es eine Ausstellung zum Aufstand vor 90 Jahren. Der Volksempfänger, über den die Nachricht von Hitlers Machtübernahme in Mössingen ankam, wird dabei genauso gezeigt wie die Trommel, mit der die kommunistischen Arbeiter durchs Dorf gezogen waren.

Außerdem zeigt die Ausstellung auch die Hintergründe und Auswirkungen des deutschlandweit einzigartigen Protests. Viele Streikende waren von ihren Nazi-Nachbarn denunziert worden. 80 von ihnen mussten später wegen Hochverrats und Landfriedensbruch ins Gefängnis.
Die Aufarbeitung des Generalstreiks war auch nach dem Krieg jahrzehntelang ein heikles Thema in Mössingen. Laut Museumsleiterin Franziska Blum wollten viele Familien nicht gerne darüber sprechen.