Man werde jetzt wohl einige Jahre warten müssen, bis man einen erfolgversprechenden neuen Anlauf mit einem weiterentwickelten Konzept machen könne, so der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Eine klimafreundliche Verkehrslösung in Tübingen und der Region sei zwingend, heißt es in einer Mitteilung.
"Umso mehr müssen wir nun auch mit Nachdruck daran arbeiten, in der Region die anderen Teile der Regionalstadtbahn voranzutreiben."
So haben die Tübingerinnen und Tübinger abgestimmt
Die Innenstadtstrecke der Regionalstadtbahn wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Rund 57 Prozent der Tübinger stimmten beim Bürgerentscheid gegen die Innenstadtstrecke, nur 42 Prozent stimmten dafür. Rund 69.000 Bürgerinnen und Bürger der Stadt waren am Sonntag aufgerufen, abzustimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 78 Prozent.
Innenstadt dafür, Ortsteile dagegen
In der Innenstadt konnten die Stadtbahn-Befürworter mehr Menschen für das Projekt mobilisieren. Dort fiel das Wahlergebnis mehrheitlich für die Stadtbahn aus. Die Tübinger Ortsteile stimmten bis auf Bebenhausen mehrheitlich gegen die Stadtbahn. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) ist enttäuscht über das Ergebnis des Bürgerentscheids. Der Weg zu einer klimaneutralen Stadt sei mit der heutigen Entscheidung länger und steiniger geworden, so Palmer in einer Mitteilung der Stadt. Er wolle dem Gemeinderat den Vorschlag machen, eine Nachwahlbefragung durchzuführen, um herauszufinden, was die Motive für das Nein zur Innenstadtstrecke waren.
Annette Schmidt sitzt für die Grünen im Tübinger Gemeinderat, die für die Stadtbahn waren. Sie ahnt, woran es nun gescheitert ist. Man habe das ganze Projekt als Problem und nicht als Chance anerkannt. Es sei nicht gelungen, diese Chancen besser darzustellen.
Gegner der Stadtbahn: Klares Ergebnis
Die Gegner der Innenstadtstrecke waren nach Bekanntgabe des Entscheids in Sektlaune. Ernst Gumrich von der Bürgerinitiative "Nein zur Tübinger Innenstadtstrecke" sagte, dass man nun nach diesem klaren Ergebnis sachlicher und besser über eine Verkehrsentlastung in Tübingen diskutieren könne.
Streckenführung war umstritten
Die Innenstadtstrecke in Tübingen war als Teil der Regionalstadtbahn Neckar-Alb geplant. Die sieben Kilometer lange Strecke sollte vom Hauptbahnhof über die Neckarbrücke durch die Innenstadt zur Universität und weiter zu den Kliniken in der Nordstadt führen. Auch der Technologiepark sollte angebunden werden. Sie hätte rund 280 Millionen Euro gekostet. Doch daraus wird nichts.
Erste Analysen zum Ergebnis des Bürgerentscheids im Livestream
Das SWR Studio Tübingen hat das Ergebnis des Bürgerentscheids mit dem "Schwäbischen Tagblatt" in einem Livestream analysiert. Befürworter und Gegner der Innenstadtstrecke kamen zu Wort.