Ende einer Ära

Keine Mundartwochen mehr in Reutlingen

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Nach 46 Jahren verabschieden sich die Reutlinger Mundart-Wochen aus dem Kulturleben der Stadt. Wilhelm König, Leiter der Veranstaltungsreihe, hört mit 87 Jahren auf.

Seit Mitte der 1970er-Jahre gab es in Reutlingen regelmäßig Mundartwochen. Ins Leben gerufen und organisiert hat sie der "Mundart-König von Reutlingen", Wilhelm König. Nun gibt er das Zepter aus der Hand.

Gründer Wilhelm König mit Kabarettist Matthias Richling (Foto: Pressestelle,  Reutlinger Mundartwochen)
Matthias Richling (links) trat 1995 bei den Mundartwochen auf. Rechts neben ihm Organisator Wilhelm König.

Einmalig in Deutschland

Bundesweit gibt es kein den Mundartwochen vergleichbares Forum für Dialekte, so der 87-jährige König. In den Anfängen Mitte der siebziger Jahre bis Anfang der Neunziger präsentierten neben Liedermachern vor allem Autoren ihre Mundart-Gedichte und Geschichten. Mit dabei waren Thaddäus Troll, Manfred Hepperle oder Peter Härtling.

Trudel Wulle und Walter Schultheiß (Foto: Pressestelle,  Reutlinger Mundartwochen)
Hatten 1996 ihren Auftritt im Spitalhof am Markt: Trude Wulle und Walter Schultheiß.

Anfang der 1990er kam Kabarett dazu: Im Theater Die Tonne in Reutlingen trat der damals noch unbekannte Michael Mittermeier auf. Auch Hanns Dieter Hüsch, Christof Sonntag oder der Schweizer Emil waren bei den Mundart-Wochen Reutlingen zu Gast.

Anne Schmidt blickt zurück auf fast 50 Jahre Mundartwochen Reutlingen:

Nur noch Kabarett

Inzwischen seien keine Mundart-Autoren mehr nachgewachsen, so der 87-jährige König. Statt Autorenlesungen und Musik wolle das Publikum nur noch Mundart-Kabarettisten. Aber den gleichen Kabarettisten immer wieder auf die Bühne zu bringen, dazu habe er keine Lust, so König.  

Wein und Musik und Mundart-Preis

Ganz ohne Mundart wird es in Reutlingen aber doch nicht gehen: Am 11.Oktober veranstaltet König unter dem Motto "Wein und Musik" in der Reutlinger Volksbank eine kleine Mundartlesung . Und am 25.10. verleiht die Schwäbische Mundartgesellschaft eine Medaille an den Tübinger Dialektforscher Prof. Hubert Klausmann.

 

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