Die Industrie- und Handelskammer Reutlingen will mehr ausländische Fachkräfte in die Region Neckar-Alb holen. In Hohenstein-Oberstetten (Kreis Reutlingen) hat sie ein entsprechendes Pilotprojekt vorgestellt. Beim Fertighaus-Hersteller SchwörerHaus arbeitet seit kurzem der 25-jährige Elektriker Quang Vu La, der aus Vietnam stammt. Er ist die erste Fachkraft, die über das bundesweite Projekt „Hand in Hand for International Talents“ in die Region gekommen ist. Es gefalle ihm sehr in Deutschland, erzählt der junge Mann. Er hat bereits in Vietnam einen Deutschkurs besucht und sich so auf seine Arbeit in Hohenstein vorbereitet.
Der junge Elektriker wird eingelernt
Markus Single leitet die Elektrowerkstatt bei SchwörerHaus. Noch gebe es Probleme mit der Sprache, erzählt er. Der neue Kollege aus Vietnam sei aber sehr nett und sehr fleißig. Einen festen Arbeitsplatz innerhalb des Werks hat Quang Vu La bislang nicht. Er ist noch in der Einlernphase und mit Kollegen im Werk unterwegs. Dabei erledigt er unterschiedlichste Arbeiten, die gerade anfallen, wie ein Licht zu tauschen, einen Motor zu reparieren oder einen Sensor auszuwechseln.

Eingliederung macht viel Arbeit
Quang Vu La wurde von der IHK Reutlingen zu SchwörerHaus vermittelt. Die IHK habe ihn kontaktiert, ob das Unternehmen beim Projekt „Hand in Hand“ mitmachen wolle, berichtet Personalleiter Klaus Kornberger. Er sei direkt Feuer und Flamme gewesen, weil SchwörerHaus Fachkräfte gesucht habe. Es sei zwar wahnsinnig viel Arbeit, auch für Vu La, sich ins Unternehmen einzugliedern, aber es mache auch Spaß. Der junge Mann sei einfach ein Sonnenschein und fühle sich offenbar auch wohl, so der Personalchef.
Fachkräftemangel beeinträchtigt Umsatz
Auch Geschäftsführer Johannes Schwörer war klar, dass sich sein Unternehmen am Pilotprojekt beteiligt. Man habe jede Menge Aufträge, die man gern schneller abarbeiten würde, bekomme aber nicht genügend Fachkräfte. Vor allem Elektriker und Heizungsbauer würden fehlen und das wirke sich auf den Umsatz aus. Um Vu La auch längerfristig zu binden, schaut man bei SchwörerHaus, was für ihn wichtig ist. Mit einem Sprachförderprogramm soll dafür gesorgt werden, dass er wirklich alles versteht. Außerdem, erzählt Johannes Schwörer, kümmern sich Mitarbeiter darum, dass Quang Vu La im Betrieb gut integriert ist und sich auch im privaten Umfeld wohlfühlt.
Mangel an Fachkräften für viele Firmen größtes Problem
Laut IHK-Geschäftsführer Wolfgang Epp planen zehn Unternehmen aus der Region, ausländische Fachkräfte aus den Bereichen Elektrotechnik, Informatik sowie Hotellerie und Gastronomie einzustellen. Die IHK und die Bundesagentur für Arbeit unterstützen sie bei der sozialen und betrieblichen Integration der neuen Mitarbeiter. Außerdem helfen sie bei den Visa- und Anerkennungsverfahren. Denn der Fachkräftemangel in der Region sei dramatisch, so Epp. Über 60 Prozent der Unternehmen in der Region Neckar-Alb sehen fehlende Fachkräfte als ihr größtes Problem. 2035 würden Prognosen zufolge allein in der Region 46.000 Fachkräfte fehlen, dazu noch 11.000 Hochschulabsolventen. Das sei eine riesige Herausforderung, so Epp.