Die derzeit grassierenden Varianten des Corona-Virus aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien machen den Fachleuten Kummer. Die Befürchtung: eine Impfung gegen SARS-Cov-19 schützt nur gegen das ursprüngliche Virus, das sich aus dem chinesischen Wuhan in die Welt verbreitet hat, nicht aber gegen alle Mutanten, die sich danach gebildet haben. Dann würde die Wirkung der Impfungen, die gerade anlaufen, ziemlich schnell verpuffen.
Doppelter Schutz mit zwei Pieksen
Die Forscher von Curevac in Tübingen glauben, einen Schritt weiter zu sein. Sie haben Mäuse genetisch so verändert, dass ihr Immunsystem glaubte, mit der Südafrika-Variante infiziert zu sein. Dann bekamen die transgenen Mäuse zwei Mal im Abstand von 28 Tagen eine Impfdosis. Alle Tiere haben überlebt - und sind jetzt gegen B.1.351, wie die Mutation aus Südafrika offiziell heißt, geschützt. Und nicht nur dagegen, sondern auch gegen das ursprüngliche Virus.
Das Serum löste eine starke Bildung von Antikörpern in den Mäusen aus. Die verhinderten, dass sich das Virus in den unteren Atemwegen vermehrt, in den oberen Atemwegen sorgten sie dafür, dass sich die Viren wenigstens nicht so stark vermehren konnten. Als Antwort auf die Impfung bekamen die Mäuse zwar Corona, aber nur in etwa so wie Menschen, die schon auf dem Weg der Besserung sind.

Curevac hat bereits im Juni und September 2020 mit ersten klinischen Studien begonnen, seit Dezember läuft die Phase der Studien, die wichtig ist für die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA). 35.000 Probanden in Europa und Lateinamerika nehmen daran teil. Auf die EMA ging das Unternehmen dann im Februar 2021 zu.
EMA prüft Schritt für Schritt
Seitdem werden immer dann Daten aus der klinischen Studie zu Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs an die Behörde geliefert, wenn sie verfügbar sind. So kann die EMA ebenfalls Stück für Stück prüfen, dann geht die Zulassung am Ende schneller. Wie schnell, ist allerdings noch nicht klar. Aktuell wird damit gerechnet, dass die Zulassung im Juni kommt.
Damit dann auch ausreichend Impfstoff produziert werden kann, hat Curevac einen Kooperationsvertrag mit dem Pharmakonzern Bayer abgeschlossen. Außerdem soll bei Rentschler Biopharma in Laupheim (Kreis Biberach) und Wacker Chemie in Münschen produziert werden. Die Tübinger hoffen, dass so noch in diesem Jahr mindestens 25 Millionen Impfdosen allein in Deutschland ausgeliefert werden können. 2022 soll es dann eine Milliarde sein.