Offenbar bei Probe infiziert

Corona-Ausbruch im Tübinger BachChor

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Sie haben sich an die 2G-Regel gehalten und sich trotzdem zigfach angesteckt: die Sängerinnen und Sänger des BachChors in Tübingen. Schwere Symptome gibt es bisher aber keine.

Seit September gilt für die 125 Sängerinnen und Sänger des BachChors die strenge 2G-Regel. Nur wer geimpft oder genesen ist, kommt zur Gesangsstunde. 75 von ihnen probten zuletzt für ein Konzert am kommenden Sonntag in der Tübinger Stiftskirche. Doch daraus wird nichts. Nach einer knapp fünfstündigen Probe vor gut zwei Wochen wurden 30 Sängerinnen und Sänger aus dem Kreis Tübingen positiv auf Corona getestet. Die Vorsitzende des BachChores, Daniela Debus, schließt nicht aus, dass sich die Chormitglieder beim gemeinsamen Proben infiziert haben. Sie ist erleichtert, dass alle nur milde Verläufe haben. Es gehe ihnen relativ gut und niemand musste bisher ins Krankenhaus, sagte sie dem SWR.

Alle Vorschriften eingehalten

Dennoch hat sie der Corona-Ausbruch bestürzt. Schließlich hat der BachChor als einer der ersten Chöre in Baden-Württemberg die 2G-Regel eingeführt. An besagtem Samstag haben die 75 Sängerinnen und Sänger ausnahmsweise nicht in den Räumen der Musikschule geprobt, sondern in einem etwas kleineren Gebäude, so Dirigent Ingo Bredenbach. Vorschriften zur Raumgröße gebe es keine, und man habe auch regelmäßig gelüftet. Wann genau und bei wem sich die Chormitglieder infiziert haben, weiß Bredenbach nicht.

Der BachChor Tübingen beim Sommerkonzert am 26.07.2020 in der Stiftskirche Tübingen (Foto: privat)
Der BachChor in der Tübinger Stiftskirche

Suche nach anderen Möglichkeiten

Das Konzert am Wochenende in der Stiftskirche und auch die Proben sind vorerst abgesagt. Für Bredenbach ist klar, dass für künftige Proben noch strengere Regeln gelten müssen, die über die Landesvorgaben hinausgehen. Man könne zum Beispiel in kleineren Gruppen üben, nicht so lange oder mit mehr Abstand, erklärte er auf Anfrage. Denkbar wäre für ihn auch, die Proben in der großen Stiftskirche abzuhalten. Dass die Impfstoffwirkung offenbar nachlässt und es nicht nur in Chören Corona-Fälle gibt, zeigten die Fälle an der bayrischen Staatsoper oder bei der Berliner Staatskapelle, die ihre Tour jüngst absagen musste. Dabei sei gemeinsames Singen nicht gefährlicher als sich zu unterhalten, so Bredenbach.  

Laut einer Sprecherin des Tübinger Landratsamtes sei dem BachChor nichts vorzuwerfen. Dort habe man alles richtig gemacht, hieß es auf Anfrage des SWR. Claudia Spahn, Professorin am Institut für Musikergesundheit in Freiburg, sagte, für eine konkrete Bewertung des Tübinger Falls sei es zu früh. Inwiefern eine durch das Singen veränderte Aerosol-Ausbreitung erfolgt, sei derzeit weiterhin nicht vollständig zu beurteilen, da die Emissionsraten stark schwanken.

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SWR