SWR: Wie vertragen die Kinder die Impfung gegen Covid-19, was sind da Ihre Erfahrungen?
Wolfgang von Meißner: Die Erfahrungen sind durchweg positiv. Wir haben schon knapp 900 Kinder unter zwölf Jahren geimpft. Von der Verträglichkeit ist das vergleichbar mit der bei Erwachsenen. Die Kinder haben mal eine Rötung an der Einstichstelle, mal einen schweren Arm oder auch mal ein bisschen Kopfschmerz, leichtes Fieber – die typischen Impfreaktionen, die wir auch von Erwachsenen kennen.
SWR: Warum haben Sie schon vor der STIKO-Empfehlung geimpft?
Wolfgang von Meißner: Der Grund war die Sorge um die eigenen Kinder. Die eigenen Kinder im Alter von drei und fünf Jahren haben wir schon sehr früh bereits im April geimpft – damals mit übriggebliebenen und unvollständigen Impfdosen. Da ging es um die berühmte siebte Dosis, die manchmal vollständig, manchmal eben nicht vollständig herauskam. Und damit haben wir unsere Kinder schon sehr früh geimpft. Das liegt daran, dass ich in einer Schwerpunktpraxis arbeite und meine Frau im Krankenhaus dort auch auf der Intensivstation arbeiten muss und wir einfach den maximalen Schutz für unsere Kinder haben wollten.
"Verträglich ist der Impfstoff. Das wussten wir schon sehr früh in diesem Jahr. Die Immunantwort ist auch gut. Und dass die Kinder geschützt werden müssen, war für uns auch von vorneherein klar."
SWR: Wie haben Sie das gemacht mit dem Impfstoff für die Kinder?
Wolfgang von Meißner: Damals war schon klar, dass die Dosisfindung für Kinder ergeben wird, dass entweder 0,1 oder 0,2 oder 0,3 Milliliter, also 10, 20 oder 30 Mikrogramm, an die Kinder verimpft werden. Alle Dosierungen waren verträglich. Jetzt hat sich in der Zulassung eine Dosierung von zehn Mikrogramm, also 0,1 Milliliter, als absolut ausreichend für die Kinder herauskristallisiert, um die Immunantwort zu generieren. Damit war für uns klar. Verträglich ist der Impfstoff. Das wussten wir schon sehr früh in diesem Jahr. Die Immunantwort ist auch gut. Und dass die Kinder geschützt werden müssen, war für uns auch von vorneherein klar.

SWR: Die Eltern, die ihre Kinder impfen lassen wollten, mussten dann quasi heimlich zu Ihnen kommen?
Wolfgang von Meißner: Heimlich würde ich jetzt nicht sagen. Jeder, der sich bei uns in der Praxis gemeldet hat oder in einer anderen Praxis in Baiersbronn auf uns verwiesen wurde, konnte seine Kinder bei uns impfen lassen. Wir sind damit nur nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Wir handhaben es auch heute nach der STIKO-Empfehlung so, dass wir niemanden zum Impfen überreden, sondern lediglich denjenigen, die geimpft werden wollen, ein Impfangebot machen wollen.
"Ich halte es für sinnvoll, die Kinder zu impfen."
SWR: Die Ständige Impfkommission empfiehlt Impfungen für Kinder von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen. Sie, Herr von Meißner, hätten aber auch keine Bedenken, Kinder generell zu impfen?
Wolfgang von Meißner: Also ich halte es sogar für sinnvoll, die Kinder zu impfen. Und ich glaube auch, dass spätestens im Januar die STIKO dann auch sagen wird, dass die Impfung für alle Kinder uneingeschränkt empfohlen wird. Die Amerikaner machen es ja bereits genauso. Die empfehlen die Corona-Schutzimpfung auch für alle Kinder. Ich glaube, dass es in Deutschland immer nur ein bisschen komplizierter und brauchte einfach ein bisschen länger, um zu den richtigen Entscheidungen zu kommen.
SWR: Was passiert am Sonntag? Da machen Sie ja auch noch einmal eine größere Impfaktion bei Ihnen in der Praxis.
Wolfgang von Meißner: An diesem Sonntag impfen wir über 200 Kinder in unserem Hausärztlichen Impfzentrum in Baiersbronn-Obertal. Die Termine sind alle schon vergeben. Man kann sich bei uns auch jetzt schon registrieren für Kinder-Impfungen. Wir werden sie mit dem Kinderimpfstoff von Biontech/Pfizer ab kommender Woche an mehreren Standorten anbieten. Die Registrierung läuft zentral über unsere Homepage.