Vogelschutzzentrum in Mössingen im Kreis Tübingen (Foto: SWR, Luisa Klink)

Manche Jungvögel brauchen gar keine Hilfe

Kurzer Aufnahmestopp: Vogelschutzzentrum Mössingen an Kapazitätsgrenze

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Luisa Sophie Klink

Das Vogelschutzzentrum in Mössingen (Kreis Tübingen) konnte vorübergehend keine Vögel mehr aufnehmen. Denn einige Jungvögel wurden abgegeben, obwohl sie gar keine Hilfe brauchten.

Viele hungrige Schnäbel wollen im NABU Vogelschutzzentrum gestopft werden und das ist zeitaufwendig, weswegen die Auffangstation an ihre Kapazitätsgrenze kam. Knapp 100 Vögel warteten täglich auf ihre Wurm- und Körner-Rationen. Der Aufwand war enorm für die vier Tierpfleger, die die kleinen Vögel von Hand aufpäppeln, um sie bald wieder in die Freiheit zu entlassen. Momentan werden rund 70 Vögel betreut, fast 50 davon sind Jungvögel. Von Schwänen über Störche, Sing- und Raubvögeln, ist alles dabei.

Junge Störche im NABU Vogelschutzzentrum Mössingen (Foto: SWR, Luisa Klink)
Die jungen Störche werden schon ein paar Monate im Vogelschutzzentrum aufgepäppelt. Einer der beiden wurde von seinem Geschwisterchen aus dem Nest gestoßen. Bald werden sie wieder in die Freiheit entlassen.

Nicht jedes Vogelbaby braucht Hilfe

Das große Problem: Es ist wieder Brutzeit und es wurden überwiegend Vogelbabys abgegeben, die eigentlich gar keine Hilfe benötigt hätten. "Nicht jeder kleine Vogel, der am Boden sitzt und piept, braucht Hilfe", so Ornithologe und Leiter des Vogelschutzzentrums, Daniel Schmidt-Rothmund. Oft seien Nest und Eltern in der Nähe und die Kleinen würden weiterhin versorgt. Für so einen kleinen Vogel sei es ein Schock, wenn sich "so ein großes Monster" nähere.

Am besten sei, die Jungvögel erst mal längere Zeit zu beobachten und dann gegebenenfalls erstmal bei der Vogelschutzstation, dem Tierarzt oder Tierheim anzurufen. Vor allem bei voll befiederten Vögeln solle man genau hinschauen. Ganz nackte Babys hingegen seien tatsächlich hilfsbedürftig und nicht allein überlebensfähig.

Bester Vogelschutz: "Fenster nicht mehr putzen"

Einige der Vögel, die in der Auffangstation umsorgt werden, sind gegen Fensterscheiben geflogen - ein Problem, das durch den Trend zu kompletten Glasfassaden immer größer wird. Die schwarzen Vogelaufkleber würden leider gar nicht helfen, sagte der Ornithologe.

"Eine ganz einfache Methode ist, die Fensterscheiben gar nicht mehr zu putzen - das ist der beste Vogelschutz."

Ansonsten könnten auch Fensterbemalungen oder Folien helfen. "Es gibt auch eine neue Technik, bei der Aluplättchen zwischen den Fensterscheiben verarbeitet werden", so der Ornithologe. Dies helfe wirklich und könne bei Neubauten berücksichtigt werden.

Trinkschalen helfen bei Hitzewelle

Laut Metereologen steht Deutschland voraussichtlich eine große Hitzewelle bevor. Auch Vögeln und anderen Wildtieren macht die Hitze zu schaffen. Saubere Bademöglichkeiten und Trinkschalen seien immer willkommen, sagt Tierpflegerin Rebecca Steger. Auch Futter für die Vögel im Sommer sei wichtig, da das Nahrungsangebot nicht mehr üppig genug ist. "Früher hatten viele ein paar Hühner hinter'm Haus, da konnten sich die Vögel gut bedienen", so Schmidth-Rothmund.

Nistkästen sollten ebenfalls nicht in der prallen Sonne hängen und auch Nester unter Dächern seien nicht optimal, da die Jungvögel bei zu großer Hitze aus dem Nest hüpften. Hiergegen könne man erstmal nicht viel tun, außer sein Dach zu begrünen, so Tierpflegerin Rebecca Steger.

Heckenschnitt im Frühjahr und Sommer vermeiden

Eine Todesfalle für Jungvögel kann auch ein Heckenschnitt im Frühjahr oder Sommer zur Brutzeit werden. Befindet sich ein Nest in einer Hecke, ist es auch verboten, diese zu schneiden, so der Ornithologe. Sollte man aus Gründen der Verkehrssicherheit beispielsweise zur Straße hin, unbedingt schneiden müssen, sollte man auf jeden Fall die Hecke erstmal auf Nester absuchen.

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Luisa Sophie Klink