Inge Jens wurde am 11. Februar 1927 in Hamburg als Inge Puttfarcken geboren. Sie wollte Ärztin werden, bekam aber in Hamburg nach dem Krieg keine Zulassung zum Medizinstudium. 1949 wechselte sie nach Tübingen, nahm das Studium der Literaturwissenschaften auf und lernte den ebenfalls in Hamburg geborenen Walter Jens kennen, den sie 1951 heiratete. Ein Jahr später schloss sie ihr Studium erfolgreich mit einer Promotion ab. Auf eine eigene akademische Karriere verzichtete sie zugunsten ihrer Familie mit zwei Söhnen. Die Auseinandersetzung mit der Literatur blieb aber zeitlebens ihre große Leidenschaft.
Viel mehr als "Frau Walter Jens"
Beim Schriftstellertreffen der legendären Gruppe 47 lernte Inge Jens unter anderem Ilse Aichinger, Hans Werner Richter, Heinrich Böll, oder Ernst Bloch kennen und begann sich bald darauf einen eigenen Namen im Literaturbetrieb zu machen, als Editorin der Briefwechsel von Hans und Sophie Scholl oder mit der Herausgabe und Kommentierung von Thomas Manns Tagebüchern. Gemeinsam mit ihrem Mann Walter veröffentlichte sie das Buch "Frau Thomas Mann - das Leben der Katharina Pringsheim", das zum Bestseller wurde. "Frau Walter Jens" war da längst aus dem Schatten ihres Mannes herausgetreten.
Gesellschaftspolitisches Engagement
Gemeinsam mit ihrem Mann Walter wurde Inge Jens in den 80er Jahren zu einer Galionsfigur der Friedensbewegung. 1984 beteiligte sie sich an Sitzblockaden vor dem Atomwaffendepot Mutlangen (Ostalbkreis), während des Golfkriegs 1990 versteckte das Paar desertierte US-Soldaten in seinem Haus und kam dafür wegen Beihilfe zur Fahnenflucht vor Gericht.
Das "Entschwinden" des Geliebten
Walter Jens litt die letzten zehn Jahre seines Lebens an Demenz. Die zunehmende Veränderung seiner Persönlichkeit war eine große Herausforderung für die intellektuelle Ehefrau.
Mit Unterstützung einer Pflegerin und Bäuerin betreute Inge Jens ihren Mann zuhause. 2009 widmete sich Inge Jens der eigenen Biografie in dem Buch "Unvollständige Erinnerungen".
2013 starb Walter Jens. Seine Witwe verkaufte das gemeinsame Haus und zog in eine Drei-Zimmer-Wohnung. Die Krankheit ihres Mannes verarbeitete Inge Jens drei Jahre nach seinem Tod in dem Buch "Langsames Entschwinden - vom Leben mit einem Demenzkranken".
Vor gut einem Jahr musste sie den Suizid ihres Sohnes Tilmann verkraften.
Tod nach "sehr glücklichem Leben"
Zum Tod von Inge Jens am Donnerstagnachmittag schreibt ihr zweiter Sohn Christoph: Seine Mutter sei "nach einem interessanten, erfüllten und sehr glücklichen Leben (…) ganz friedlich eingeschlafen." Ihre letzte Ruhestätte wird sie neben ihrem Ehemann Walter im Ehrengrab des Stadtfriedhofs Tübingen finden - ganz in der Nähe von Hans Küng, dem langjährigen Freund der Familie.