Ein Netzwerk von zehn Therapeuten und Therapeutinnen aus dem Zollernalbkreis bietet einen alternativen Bereitschaftsdienst am Wochenende an. Die gelernte Krankenschwester Hannegret Bausinger aus Melchingen arbeitet seit vielen Jahren mit alternativen Heilmethoden wie Waden- oder Bauchwickel und hatte die Idee dazu. Denn gerade auch an den Wochenenden werde sie immer wieder um Hilfe gebeten, sagte Bausinger dem SWR. Mal habe das Kind Fieber, mal jemand Nierenschmerzen oder einen Hexenschuss. Was also tun?
Notrufnummer eingerichtet
Bausinger sprach andere Therapeuten aus der Umgebung darauf an. Gemeinsam haben sie ein Konzept erarbeitet und bieten jetzt den Bereitschaftsdienst an - ähnlich dem der Ärzte. Immer ein Therapeut oder eine Therapeutin hat am Wochenende Dienst und ist dann über die Notrufnummer 0176 21 55 88 39 erreichbar. Über Flyer, eine Homepage und Mundpropaganda versucht das Netzwerk, auf das Angebot aufmerksam zu machen. Die Beteiligten hoffen, dass die Notrufnummer bald auch in den Gemeindeblättern erscheint.
Alternativer Bereitschaftsdienst ist keine Kassenleistung
Die Therapeuten kommen unter anderem aus Melchingen, Sonnenbühl, Engstingen, Hohenstein, Trochtelfingen und Gammertingen. Der Einzugsbereich liegt bei 20 Kilometern. Weitere Wege für Hausbesuche könne der Bereitschaftsdienst nicht leisten, sagt Bausinger. Aber in die Praxen dürften auch Leute von außerhalb kommen. Wichtig zu wissen: Die Praxen können nicht über die Kassen abrechnen. Für Beratungen sowie Behandlungen fallen pro angefangene Viertelstunde 20 Euro an.
Dafür spart man sich den meist langen Weg ins Krankenhaus oder in eine Bereitschaftspraxis und die dort oft langen Wartezeiten. Hannegret Bausinger hat mit Ärzten gesprochen und weiß von ihnen, dass sie den alternativen Bereitschaftsdienst begrüßen und auch glauben, dass so die Krankenhäuser und Bereitschaftspraxen entlastet werden könnten.

Auch ein Tierheilpraktiker macht Bereitschaftsdienst
Dem Netzwerk geht es aber auch darum, alte Hausmittel wieder mehr unter die Leute zu bringen. Denn man könne sich oft selbst ganz gut helfen, so Bausinger. So behandelt sie nicht nur, sondern zeigt ihren Patienten, was sie bei Fieber, Husten, einer Verstauchung tun können. Wie ein Waden-, Nieren- oder Brustwickel geht und wie aus Zwiebeln und Honig ein Hustensaft wird. Die meisten Therapeuten im Netzwerk sind Heilpraktikerinnen, die alle mit alternativen Methoden arbeiten. Wenn es aber sein muss, wird der Patient weiter zum Arzt geschickt.
Und für den Fall, dass dem Haustier was fehlt, gibt es einen Tierheilpraktiker im Team. Denn, so meint Jürgen Flach, "geht es dem Tier schlecht, geht es auch dem Menschen nicht gut". Zudem komme es auch immer wieder vor, dass jemand so krank ist, dass er sein Tier nicht versorgen kann, so Flach. Dann gehe er zum Beispiel mit dem Hund auch Gassi. Hat der Tierheilpraktiker Wochenendbereitschaft und es geht um ein menschliches Leiden, dann ruft er Hannegret Bausinger oder eine andere Therapeutin aus der Gruppe an.
Alltagshelfer kochen für Kranke
Mit im Team sind auch sogenannte Alltagshelfer und eine Erzieherin. Sie haben sich beim Netzwerk gemeldet und bieten an, ehrenamtlich für kranke Menschen zu kochen oder auf die Kinder aufzupassen, wenn Mutter oder Vater das Bett hüten müssen. Denn Bettruhe sei die wichtigste Medizin, um wieder auf die Beine zu kommen, so Bausinger.