In Karlsruhe und auch in Neu-Ulm werden Abwasserproben aus Kläranlagen bereits systematisch untersucht. Nun gibt es auch in Tübingen ein Abwassermonitoring. Dabei werden auch Omikron-Viren erkannt. Die Stadtverwaltung will wissen, wie sich die fünfte Infektionswelle mit Omikron entwickelt. Um die Lage besser einschätzen zu können, hat sie ein Labor mit Messungen beauftragt. Ein spezielles Messgerät entnimmt mehrmals täglich Proben aus dem Abwasser. Diese werden automatisch an das Eurofins Instituts Jäger in Tübingen übermittelt.

Im Abwasser werden auch nicht erkannte Fälle erfasst
Geschäftsführer Lars Dohl sieht in der Überwachung des Abwassers einen riesigen Vorteil. Man könne Ausbruchssituationen schneller erkennen, damit rasch reagieren und verhindern, dass größere Corona-Ausbrüche stattfinden. Die Untersuchung des Abwassers ist für Dohl das effektivste Mittel zur Bekämpfung der Pandemie, auch in Zukunft. Das Analyseverfahren kann nämlich die verschiedenen Virus-Varianten unterscheiden. Die Omikron-Variante lässt sich beispielsweise ohne weiteres mit einem speziellen Testkit herausfiltern. Ein weiterer Vorteil: Auch nicht erkannte Corona-Fälle werden bei der Abwasseruntersuchung erfasst.

Abwasserproben zeigen Entwicklungen frühzeitig an
Die genaue Zahl der Infizierten lässt sich zwar nicht bestimmen, dafür aber Trends. Als Frühwarnsystem helfen sie der Tübinger Stadtverwaltung. Die Verantwortlichen können besser entscheiden, ob regionale Maßnahmen verschärft oder gelockert werden sollten. Seit Mitte Dezember vergangenen Jahres wird in Tübingen gemessen. Das öffentlich einsehbare Messdiagram zeigt: Die Viruslast im Tübinger Abwasser sinkt stetig. Oberbürgermeister Boris Palmer zeigte sich erleichtert. Er hatte zunächst befürchtet, dass der Anteil der Omikron-Variante im Abwasser stark ansteigt und sich bereits Gedanken über einen möglichen Lockdown gemacht. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.
Abwasseruntersuchung in Tübingen längerfristig geplant
Palmer wünscht sich, dass das Abwassermonitoring bei der Pandemiebekämpfung künftig bundesweit eingesetzt wird. Die Methode sei ein wichtiges Werkzeug. In Tübingen könnte es auch nach der Pandemie zur Überwachung dienen, um mögliche neue Ausbrüche zu entdecken. Zunächst sollen die Abwasseruntersuchungen ohne zeitliches Limit weiterlaufen.