Das Land Baden-Württemberg wurde vor genau 70 Jahren gegründet, am 25. April 1952. Ein Anlass zum Feiern, aber auch einer zum genauer Hinsehen. Dabei entdeckt man, dass das Kloster Bebenhausen im Kreis Tübingen für die Entstehung des Landes eine große Rolle spielte. Im Kloster tagte das Parlament von Württemberg-Hohenzollern, neben Württemberg-Baden und Baden eine von drei Zonen des heutigen Baden-Württembergs nach dem zweiten Weltkrieg. Und dieses Parlament war großer Befürworter des Zusammenschlusses der drei Teile.
Plenarsitzungen im Winterrefektorium im Kloster Bebenhausen

Ab 1947 tagte das gewählte Parlament fünf Jahre lang mit 65 Abgeordneten im Kloster Bebenhausen. Die Sitzungen fanden im Winterrefektorium, einem ehemaligen Speisesaal der Mönche statt, weil es laut Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg der einzig beheizbare große Raum war. Und dort wurde die Idee geboren: 1949 kamen die Regierungschefs der drei Zonen zusammen und einigten sich auf eine Volksabstimmung über die Zusammenlegung der Zonen zum Land Baden-Württemberg. Bis 1952 tagte das Parlament in Bebenhausen, denn im April ´52 wurde die erste vorläufige Regierung Baden-Württembergs gebildet. Reinhold Maier, der erste Ministerpräsident, verkündete damals die Gründung des neuen Bundeslandes mit den Worten: "Mit dieser Erklärung sind die Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern zu einem Bundesland vereinigt".
Nicht allen gefiel der Name des neuen Bundeslandes
Die Hohenzollern seien mit dem Namen des neuen Bundeslandes nicht glücklich gewesen, erinnert sich Zeitzeuge Hans Haug. Er war damals noch ein Kind, bekam aber viel von den Geschehnissen im Kloster und Schloss Bebenhausen mit. Sein Vater war bei der Landtagsverwaltung angestellt.

"Einer der Abgeordneten meinte dann, weil die Hohenzollern sich benachteiligt fühlten, dann nennen wir es halt "WüBaHoz". Württemberg, Baden, Hohenzollern."
Dazu sei es aber zum Glück nicht gekommen, sagt der heute 80-jährige. Wenn plötzlich 65 Abgeordnete zu Besuch waren, ging es im kleinen Bebenhausen rund, erinnert er sich. Das halbe Dorf war eingespannt – vom verbeamteten Büroleiter, den Stenotypistinnen für die Sitzungsprotokolle bis hin zum Nachtwächter und dem Chauffeur. Hans Haug selbst half seinem Vater bei den Großeinkäufen für die Abgeordneten, das waren vor allem Kartoffeln, Mehl, Eier und Rauchfleisch. Die ganze Landtagsverwaltung hatte dafür nur ein ein einziges Auto zur Verfügung.
Wenig Luxus für die Abgeordneten
Und auch für die Abgeordneten war es nicht immer angenehm: viele mussten in den kalten Klosterzimmern der Mönche übernachten, denn eine Möglichkeit schnell nach Hause zu fahren gab es nicht. Und weil der Weg zu den Toiletten des Klosters weit war, habe sein Vater damals Nachttöpfe an alle verteilt, sagt Hans Haug.

Auch wenn gerade vielerorts das 70-jährige Jubiläum des Landes Baden-Württemberg gefeiert wird, sei es für die Bebenhäuser ein trauriger Tag, sagt Haug. Es bedeutete nämlich das Ende des Bebenhäuser Landtags und der Besuche der Abgeordneten im Kloster Bebenhausen.