Der Deutsche Hochschulverband (DHV/Bonn) bewertete ihre hochschul- und wissenschaftspolitischen Leistungen nach Angaben vom Montag mit der Note 2,86. Sie sei verlässlich und sehr verbindlich, lobte der Verband. Die Grünen-Politikerin, die im September ihr Amt aufgeben und als OB-Kandidatin für Heidelberg in die Kommunalpolitik wechseln will, verwies Vorjahressieger Armin Willingmann (SPD) aus Sachsen-Anhalt (Note: 2,88) im Ranking denkbar knapp auf Platz zwei.
Hochschulverband vergibt Schulnoten
An der Online-Befragung des DHV nahm etwa jedes zehnte der 33.000 Mitglieder des Verbandes teil. Sie bewerten, für wie geeignet sie die Minister und Ministerinnen für ihren Job halten: Wie Schulnoten konnten Bewertungen auf sechs Stufen von "ideale Besetzung" (Note 1) bis "denkbar schlechteste Besetzung" (Note 6) vergeben werden. Auch der Titel des beliebtesten Rektoren geht nach Baden-Württemberg: Thomas Puhl, Leiter der Universität Mannheim, wurde zum "Rektor des Jahres" gewählt. Die Hochschule Offenburg erhielt den "Deutschen Hochschulbaupreis 2022" für ihr Regionales Innovationszentrum für Energietechnik (RIZ Energie).
Vertrauen zwischen Wissenschaft und Politik
Die Auszeichnung freue sie "kolossal", sagte Bauer vor Beginn der "Gala der Deutschen Wissenschaft" des DHV und der Deutschen Universitätsstiftung. "Ich fühle mich sehr geehrt, weil diese Auszeichnung direkt aus der Wissenschaft kommt." Sie bedankte sich bei allen Mitarbeitenden ihres Ministeriums. Der Titel zeige, dass das Vertrauensverhältnis zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und ihrer Ministerin über die Jahre nicht nur beständig, sondern auch gewachsen sei. "Dieses Vertrauen war besonders in den letzten beiden Jahren der Pandemie überaus wertvoll", sagte die Grünen-Politikerin. Sie mahnte auch eine ausreichende Finanzierung der Hochschulen an.
"Das ist die zwingende Voraussetzung, damit die Hochschulen auch weiterhin ihre Forschungsexzellenz und Expertise für die Gesellschaft ausbauen und die nächste Generation an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausbilden können. Nur so können wir uns den großen Herausforderungen wie Klimawandel, Migration oder solcher Pandemien stellen."
Bauer zum vierten Mal geehrt
Bauer hatte auch 2013, 2015 und 2016 den Titel als beste Wissenschaftsministerin erhalten. In ihrer Amtszeit wurden die Studiengebühren abgeschafft, die studentische Mitsprache durch die Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft und die höhere Grundfinanzierung der Hochschulen ausgeweitet, zudem musste die Heidelberger Politologin die Hochschulen durch die Pandemie lotsen und den Studien-Lockdown gegen Kritik verteidigen. Nur bei der umstrittenen Neuordnung der Musikhochschulen und der Krise der Verwaltungshochschule in Ludwigsburg bot sie größere Angriffspunkte.
Mannheimer "Rektor des Jahres" lobt Ministerin
Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Bauer bereits für die Hochschulen des Landes verantwortlich. Und deren Verantwortliche singen der Heidelbergerin ein Loblied: "Sie ist mit Leidenschaft bei der Sache, was sich auch an den zahlreichen Erfolgen ihrer Amtszeit zeigt", sagt Puhl, frisch gekürter "Rektor des Jahres" aus Mannheim und der stellvertretende Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz. Die baden-württembergischen Fachministerinnen und -minister hätten stets für die notwendigen finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen gesorgt. "Hier haben wir in den letzten Jahrzehnten wirklich Glücksfälle gehabt", sagte Puhl.
Herausforderung der Zukunft: Klimafreundliche Unis
Eine der größten Baustellen sieht der Uni-Rektor auf dem Weg zur Klimafreundlichkeit der Hochschulen. Bei den notwendigen Sanierungen gehe es nicht schnell genug voran, weil die Bürokratie in den Bauämtern bremse. "Wenn es Frau Bauer bis zum Herbst noch gelänge, den Universitäten mehr Möglichkeiten zur eigenständigen Durchführung von Baumaßnahmen zu verschaffen, würde das einen glänzenden Schlusspunkt bilden."
Und wie schaut Theresia Bauer zurück auf elf Jahre an der Spitze im Stuttgarter Mittnachtbau? Es sei ihr gelungen, Wissenschaft, Hochschulen und die Kunst in ihrer Eigenlogik und Eigenständigkeit aufzuwerten, sagt sie beim Blick zurück. "Ich habe immer nach der Devise gearbeitet, dass die Wissenschaft selbstbewusst und daher finanziell ordentlich ausgestattet agieren darf." Forschende müssten der Politik auch unbequeme Wahrheiten vermitteln dürfen. "Es muss uns wichtig sein, sie nicht an die kurze Leine zu nehmen", sagt Bauer. Sie nähmen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft ein.
Bauer will Heidelberger Oberbürgermeisterin werden
Wegen ihrer Kandidatur als Oberbürgermeisterin von Heidelberg will Bauer zum 25. September ihr Ministeramt niederlegen. Seit Mitte der 80er-Jahre ist Heidelberg Bauers Lebensmittelpunkt. "Es ist meine Heimatstadt geworden und ich bin ihr tief verbunden." Auf dem Philosophenweg hoch über dem Neckar dürfte Bauer künftig ein wenig häufiger unterwegs sein. Egal, ob sie sich bei der anstehenden Wahl als Oberbürgermeisterin gegen Amtsinhaber Eckart Würzner (parteilos) durchsetzen wird oder nicht, die Stadt wird Bauers neue Schaltzentrale werden. Denn einen Plan B, den hat die 56-jährige Landtagsabgeordnete für den Fall einer Niederlage im Rennen um das Rathaus nicht. "Den brauche ich nicht", sagt Bauer selbstbewusst. "Mein Plan ist, Oberbürgermeisterin in Heidelberg zu werden."
OB-Wahl in Heidelberg Grüne nominieren BW-Ministerin Theresia Bauer für Oberbürgermeisterwahl
Die Mitglieder von Bündnis90/Die Grünen in Heidelberg haben am Mittwochabend Theresia Bauer als Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl am 6. November nominiert.