Die Polizei in Baden-Württemberg ermittelt nach SWR-Informationen wegen gefälschter Impfpässe inzwischen in mehr als 2.000 Fällen seit Beginn der Impfkampagne vor einem Jahr. Nach Angaben des Landeskriminalamts fallen die meisten Impfpass-Fälschungen in Apotheken auf, wenn sie dort in digitale Impfnachweise umgewandelt werden sollen.
Gefälschte Impfpässe fallen häufig in Apotheken auf
Sandra Barisch, Apothekerin aus Wernau (Kreis Esslingen), nennt ein Beispiel: Eine Junge Frau wollte sich mit ihrem gelben Impfpass ein Impfzertifikat in ihrer Apotheke ausstellen lassen, so Barisch. Man habe den Impfpass dann geprüft. Sie und ihre Mitarbeitenden seien sich schnell sicher gewesen, dass es sich dabei um eine Fälschung handeln musste, bestätigt die Apothekerin im Gespräch mit dem SWR. In diesem Fall sei die Sache schnell erledigt gewesen. Die junge Frau reagierte laut Barisch eher beschämt:
"Sie hat einen sehr roten Kopf bekommen, hat sich ihren Impfpass geschnappt und ist mehr oder weniger aus der Apotheke raus gerannt."
Das sei ein eher harmloserer Fall, so Barisch weiter. Es gebe aber auch viele Kunden die anders reagieren und aggressiv werden.
Die Polizei arbeitet daher eng mit den Apotheken zusammen, sagt Oliver Hoffmann, Betrugs-Ermittler beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Die Apotheken im Land wissen, dass sie die Polizei informieren sollen, wenn ihnen gefälschte Impfpässe auffallen, so der Ermittler. Die Polizei erhoffe sich dann Hinweise auf die Betrüger durch die Apothekerinnen und Apotheker - zum Beispiel Notizen zum bereits vorgelegten Personalausweis. So könne man den Tätern auf die Schliche kommen, erklärt Hoffmann.
Geldbußen und Freiheitsstrafen drohen bei Betrug
Täuschend echt wirkende gelbe Impfpässe mit falschen Stempeln, nachgemachten Chargen-Aufklebern und fingierten Arzt-Unterschriften werden auf dem illegalen Markt zu Preisen von 150 bis 300 Euro angeboten. Die Nachfrage ist nach Erkenntnissen der Ermittelnden immer noch groß. Und das, obwohl seit November saftige Geldbußen von mehreren hundert Euro oder sogar Freiheitsstrafen drohen, wenn jemand mit einem gefälschten Impfpass erwischt wird.
"Nach wie vor sind unglaublich viele Menschen auf der Suche", bestätigt LKA-Ermittler Hoffmann. Das beobachte man auch auf einschlägigen Social-Media-Plattformen. Der Markt sei immer noch sehr groß.
Fakenews zu Fruchtbarkeit und Schwangerschaft
Das liegt auch daran, dass sich manche Menschen von den vielen Falschinformationen, die im Internet kursieren, verunsichern lassen, stellt die Apothekerin Sandra Barisch fest: "Da sind ganz viele Menschen dabei, die einfach Ängste haben: Was passiert mit meinem Körper nach der Corona-Impfung, was ist, wenn eine potentielle Schwangerschaft besteht?". Fakenews, dass eine Corona-Impfung beispielsweise Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit oder eine Schwangerschaft hätte, seien immer noch in den Köpfen. Gerade diese Zielgruppe käme deshalb mit gefälschten gelben Impfpässen in ihre Apotheke, so Barisch.