Man sieht ihn schon durch die neue Glasfront des alten Industriegebäudes. Vom Souterrain bis unter das Dach ziehen sich die Backsteinwände des alten Rundofens durch den hallenartigen Bau.
Für Günter Pfundstein, Bürgermeister der Stadt Zell, ist der Anblick nichts Neues. Und trotzdem findet er: "Es hat schon etwas Erhebendes, wenn man direkt davor steht und sich das so ansieht. Ein ganz besonderes Bauwerk als Überbleibsel der Zeller Keramik."

Einzigartiges Denkmal in Szene gesetzt
Die Keramik- und Porzellanproduktion hat Zell rund 150 Jahre lang geprägt. Drei Keramik- und zwei Porzellan-Brennöfen gab es in der Stadt. Der letzte hier verbliebene Ofen ist wahrscheinlich der größte so erhaltene Porzellanbrennofen in ganz Deutschland. Einzigartig ist aber auch, wie er jetzt in Szene gesetzt wird.
Bevor die Stadt das "Projekt Rundofen" anging, stand der Ofen im maroden Überbleibsel der einstigen "Oberen Fabrik". Jetzt ist das Gebäude saniert und um einen neu gebauten Teil erweitert worden. Drei Geschoss-Decken wurden als offene Galerien um ihn herum gebaut. So kann man den denkmalgeschützten Ofen von allen Seiten bewundern und sogar in die Brennkammern hineingehen.
Hochzeiten in der Brennkammer
Drei Meter Höhe messen sie und zehn Meter im Durchmesser. Und Zell hat mit ihnen einiges vor. Bürgermeister Günter Pfundstein: "Wir haben schon zwei Hochzeiten, die fest gebucht sind. Es sind Lesungen denkbar, Musik, Konzerte."
Was den historischen Porzellanofen in seinem zweiten Leben als Veranstaltungsort erwarten könnte, das hat sich die Stadtspitze nicht allein ausgedacht. Ein "Expeditionsteam" habe sich gegründet und Ideen gesammelt, erklärt Pfundstein: "Zum einen gibt’s einen Förderverein Rundofen, dann haben wir hier einen historischen Verein, der sich stark engagiert - Ehrenamtliche, als Experten für Keramik und die Historie von Zell."

Einer der Expeditionsteilnehmer ist Johann-Baptiste Schreiber. Sein Ur-, Ur- Uronkel gründete einst in Zell eine Hafnerei. Er selbst stellt in der Schweiz handwerklich Keramik her und sagt: "Ich bin schon über 15 Jahre dran, dass man den Rundofen irgendwie wieder mal erweckt. Und das findet jetzt tatsächlich statt. Das ist für mich eine große Erleichterung, dass das Monument, das einmalige Porzellanofen-Monument, stehen bleibt.“
Am Wochenende öffnet der Rundofen zum ersten Mal und mit buntem Programm. Unter anderem wird dann auch der Nachbau eines historischen Geschirrwagens präsentiert. Alles weitere soll sich allmählich entwickeln. Bürgermeister Pfundstein hofft auf jeden Fall, dass es bei vielen Menschen künftig regelmäßig heißt: "Komm wir gehen zum Rundofen!"
