Klimaschützer gegen Anwohner

Warum die neue Gauchachtalbrücke im Schwarzwald vorerst nicht gebaut wird

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Owusu Künzel
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Autor/in
Alex Böttner

Nach Jahrzehnten der Planung sollte in diesem Sommer der Bau der zweiten Brücke über das Gauchachtal auf der B31 beginnen. Nach einem Eilantrag ist das Projekt nun gestoppt.

Die B31 für Autos und LKW ist eine wichtige Ost-West-Verbindung durch den südlichen Schwarzwald. Deswegen soll dort die Gauchachtalbrücke bei Döggingen im Schwarzwald-Baar-Kreis um eine neue zweite Brücke erweitert werden.

Angedacht ist das Bauprojekt seit Jahrzehnten: Die Planfeststellung dazu erfolgte bereits Anfang der Neunzigerjahre. Im Sommer 2023 sollte der Bau endlich losgehen. Nun wurde das Projekt mit einer Klage und einem Eilantrag ausgebremst.

Ein Eilantrag vom südbadischen Ableger des Verkehrsclubs Deutschland vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim war erfolgreich. Die Umweltverträglichkeit der Brücke soll demnach noch einmal nach heutigen Maßstäben geprüft werden.

Neue Umweltverträglichkeitsprüfung gefordert

Paul Daum und Hermann Krafft vom Verkehrsclub Deutschland Regionalverband Südbaden finden, die Umweltbelastung durch die Brücke sei zu hoch. So habe man errechnet, dass durch den Bau der Brücke etwa mindestens 5.000 Tonnen CO2 ausgestoßen werden.

Paul Daum und Hermann Krafft vom Regionalverband des Verkehrsclub Deutschland finden, die Umweltbelastung durch eine neue Brücke ist zu hoch.
Paul Daum und Hermann Krafft vom Regionalverband des Verkehrsclub Deutschland finden, die Umweltbelastung durch eine neue Brücke ist zu hoch.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kämpft, nach eigener Aussage, für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität. Der Club fordert eine Verkehrswende. Der Klimaschutz habe, ihnen zufolge, mittlerweile Verfassungsrang. Das sei in den ursprünglichen Planungen der neuen Brücke überhaupt nicht berücksichtigt worden. Sie fordern eine detaillierte Umweltverträglichkeitsprüfung - wie sie mittlerweile bei solchen Bauprojekten üblich sei.

Wenig Verständnis im Regierungspräsidium Freiburg

Die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer weist die Vorwürfe zurück. Man habe auch ohne Verträglichkeitsprüfung die Umwelt im Blick, teilte sie dem SWR mit. Man sitze seit fünf Jahren an der konkreten Bauplanung für die zweite Brücke. So habe man artenschutzrechtliche Gutachten gemacht und geschaut, wie sich das Projekt auf das geschützte Gebiet auswirkt. Ebenso kümmere man sich um eine ökologische Baubegleitung und den Schutz der Tiere, wie Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer sagt.

"Wir wissen ganz genau welche geschützten Tiere dort sind. Und um die kümmern wir uns auch."

Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer
Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer

Bringt die Brücke Entlastung für den Verkehr?

Darüber hinaus argumentiert man im Regierungspräsidium damit, dass die Brücke eine deutliche Entlastung für den Verkehr bringt. Aufgrund eines Verkehrsaufkommens von 22.000 Autos täglich sei sie dringend notwendig. Bei Sanierungsarbeiten, wie sie in ein paar Jahren an der bestehenden Brücke anstünden, laufe der ganze Verkehr durch das benachbarte Döggingen - zum Ärger der Anwohner.

Umweltaktivisten wollen keine Schwarzwaldautobahn

Die Umweltschützer dagegen wollen verhindern, dass die Straßen für noch mehr Verkehr ausgebaut und damit attraktiver werden. Sie fürchten, die B31 könne sich zu einer Schwarzwaldautobahn entwickeln. Auch wenn sie nicht wissen, ob sie die neue Brücke komplett verhindern können, wolle man sich im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung einbringen, wie Paul Daum vom Verkehrsclub Deutschland drängt.

"Wir werden uns einmischen und darauf schauen, dass diese Brücke möglichst umweltverträglich, klimaschonend und menschenschonend gebaut wird."

Anwohner in Döggingen frustriert

Bei Sanierungsarbeiten und Sperrungen der Gauchachtalbrücke wird der Verkehr durch Döggingen geleitet. Das ist für die Anwohnerinnen und Anwohner dort belastend, man könne sich schon jetzt wegen des Lärms manchmal nicht mehr unterhalten, wie Thomas Grieshaber aus Döggingen sagt. Auch Anwohner Georg Kötterer befürwortet Naturschutzmaßnahmen, aber der Bau der zweiten Brücke ist für ihn schon lange erforderlich.

"Ich bin immer für den Naturschutz, aber das ist einfach blöd."

Bauprojekt könnte sich um Jahre verzögern

Jetzt muss der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim erstmal entscheiden, wie die Umweltverträglichkeitsprüfung vor Baubeginn durchzuführen ist. Bei erneuten Prüfungen und Gutachten würde sich das Bauprojekt laut Regierungspräsidium um mindestens drei weitere Jahre verzögern.

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