Gekommen, um zu bleiben? Ein Wolfsrüde hat sich im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Landkreis Tuttlingen niedergelassen. Das gibt das Umweltministerium Baden-Württemberg bekannt. Damit wächst die Wolfspopulation im Südwesten.
Wolfsrüde bereits seit 2024 in der Region
GW4389m ist die Kennung des neuen Wolfsrüden, der im Raum Schwarzwald-Baar-Kreis und Landkreis Tuttlingen sesshaft geworden ist. Das erste Mal nachgewiesen werden konnte das Tier in der Gegend im September 2024, so das Umweltministerium Baden-Württemberg. Im März konnte dann ein weiterer Fund von Wolfskot, einen sogenannten Losungsfund, im Gebiet Donaueschingen bestätigt werden. Damit sei die "Territorialität" nachgewiesen: Der Wolf hat sich in der Region dauerhaft angesiedelt.
Fördergebiet Wolfsprävention wird ausgeweitet
Das Ministerium plant, das Revier künftig "Ostbaar" zu nennen. Da es am Rand des bestehenden Fördergebiets liegt, soll dieses bald erweitert werden. Im Fördergebiet hilft das Umweltministerium Tierhaltern, präventive Herdenschutzmaßnahmen wie Schutzzäune umzusetzen, um Angriffe auf Nutztiere zu verhindern. Woher der Wolfsrüde auf der Baar und im Raum Tuttlingen stammt und wie alt er ist, bleibt unklar.
Auf der Suche nach der richtigen Partnerin Nordschwarzwald: Wenn der Wolf dem Mensch zu Nahe kommt
Der Wolf, der rund um Hornisgrinde im Nordschwarzwald lebt, ist neugierig. Inzwischen begegnet er immer öfter Menschen. Das könnte für das Tier aber zum Problem werden.
EU: Abschuss von Wölfen leichter möglich
Das Europäische Parlament hatte den Schutzstatus des Wolfs in einem Eilverfahren Anfang Mai herabgesetzt. Eine Mehrheit der Abgeordneten des Europäischen Parlaments stimmte dafür, den Status von "streng geschützt" auf "geschützt" abzusenken. Die Maßnahme muss noch von den EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden, das gilt aber als wahrscheinlich. Sie hatten sich bereits mehrheitlich für eine Absenkung ausgesprochen. Viele Länder wollen Wölfe vermehrt abschießen, um ihre Weidetiere zu schützen.
EU schwächt Schutzstatus ab Abschuss leichter möglich: Wie geschützt bleibt der Wolf im Südwesten?
Das EU-Parlament hat entschieden: Der Wolf hat künftig nur noch den Status "gefährdet" – nicht mehr "stark gefährdet". Was bedeutet das für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz?
Welche Folgen hat die Änderung des Schutzstatus für Deutschland?
Die Änderung gilt nicht automatisch für Deutschland. Der Bund müsste dafür aktiv werden und nachziehen und auch in Deutschland den Schutz der Wölfe lockern. Das müsste im Bundesnaturschutz- und Bundesjagdgesetz festgeschrieben werden.
Dass das so kommt, ist aber sehr wahrscheinlich. Denn der Wolf ist auch Thema im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung zwischen Union und SPD.
Wie steht es um die Wölfe in Baden-Württemberg?
In Baden-Württemberg gibt es erst sehr wenige Wölfe - bisher weiß man gesichert von vier Tieren. Sie leben übrigens jeder für sich alleine, im Nord- und im Südschwarzwald. Ein Rudel, das es mal gab, gibt es wohl nicht mehr.
Die Jägerinnen und Jäger im Land wollen, dass der Wolf ins Jagdgesetz des Landes aufgenommen wird. Das hat einen bundesweit einmaligen Namen: Es heißt "Jagd- und Wildtiermanagementgesetz". Dort werden die Wildtiere in verschiedene Kategorien eingeteilt.
Jäger in Baden-Württemberg wollen Wolf weiterhin nicht jagen
Der Wolf würde dort wohl in die gleiche Kategorie kommen wie Wildkatze, Luchs und Auerhahn. Diese Tiere dürfen nicht bejagt werden. Und die Jägerinnen und Jäger müssten sich darum kümmern, dass die Lebensgrundlagen des Wolfs erhalten bleiben. Das wäre also erstmal mehr Arbeit.
Trotzdem will der Jagdverband von Baden-Württemberg den Wolf im Jagdgesetz haben - damit er dort genannt ist. Für den Fall, dass es künftig deutlich mehr Wölfe im Land gibt, würden dann andere Regeln gelten können. Möglicherweise würde der Abschuss auch leichter werden.
Laut der baden-württembergischen Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) ist die Änderung des EU-Rechts von "untergeordneter Bedeutung", da es in Baden-Württemberg sehr wenige Wölfe gebe. Peter Hauk (CDU), der Minister für ländlichen Raum in Baden-Württemberg, hingegen begrüßt die Abstufung des EU-Rechts. Es sei "ein längst überfälliger Schritt". Baden-Württemberg solle ebenfalls "ein verantwortungsvolles Wolfsmanagement" umsetzen. Zudem werden laut Hauk die Probleme, die einzelne Wölfe verursachen, oft unterschätzt.
Wie viele Wölfe leben in Deutschland?
Das Bonner Bundesamt für Naturschutz zählte im vergangenen Beobachtungsjahr 2023/24 deutschlandweit 1601 Wölfe, gut 260 Tiere mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Rudel erhöhte sich 2023/24 demnach auf 209. Hinzu kamen 46 Wolfspaare und 19 sesshafte Einzelwölfe. Die angegebenen Zahlen umfassen nur nachgewiesene Tiere - sie könnten auch höher liegen. Sich fortpflanzende Wölfe gibt es in Deutschland seit 2000, ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Im Norden und Osten Deutschlands haben sich besonders viele Wolfsrudel angesiedelt. Die meisten von ihnen leben nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) in Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.