Autos in Tiefgaragen - die wird es auch im neuen Großprojekt der Lörracher Wohnbau "Neue Mitte Nordstadt" geben, aber rund ein Viertel weniger als sonst. So spart die städtische Wohnbaugesellschaft bei ihrem 100 Millionen Euro schweren Neubau rund zwei Millionen Euro. So kann sie die Wohnungen günstiger bauen und dann entsprechend günstiger vermieten.
Denn 2.000 Personen stehen bei der Wohnbau auf der Warteliste, die in Lörrach eine Wohnung suchen. Oft haben sie nicht so viel Geld und in einigen Fällen auch kein Auto.
Wohnbau Lörrach: Zeit ist reif für Sinneswandel
Der Sinneswandel, auf Parkplätze zu verzichten, hat laut Wohnbau-Geschäftsführer Thomas Nostadt gerade begonnen. Die Zeit dafür sei reif: "Bis vor kurzem hatten wir noch eine ganz andere Situation. Die Automobilität hat einfach einen ganz anderen Stellenwert gehabt."
Frank Hovenbitzer, Vorsitzender des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten am Hochrhein, findet das eine clevere Idee für Innenstädte: "Die Auflagen im Wohnungsbau sind so, dass kostengünstiger Wohnungsbau fast nicht mehr realisierbar ist." Tiefgaragen seien eigentlich unwirtschaftlich, daher sei das Projekt der Lörracher Wohnbau fortschrittlich und mutig.
"Wenn wir kostengünstigen Wohnungsbau wollen, dann müssen wir einfach mal an diese Dinge ran und müssen es ausprobieren."
Lörrachs Projekt: Neue Mitte in der Nordstadt
Wohnbau-Geschäftsführer Thomas Nostadt will es ausprobieren. 100 Millionen Euro werden in 250 neue Mietwohnungen investiert, samt Supermarkt, Gastronomie, Fahrradwerkstatt und Carsharing-Angebot. Dafür aber ein Viertel weniger Tiefgaragenplätze. Eine neue Mitte soll laut Thomas Nostadt in der Nordstadt entstehen. Mit einer Infrastruktur, die neue Anlaufpunkte schafft, zudem barrierefreies Wohnen und Wohngruppen. Dadurch werde das große Thema der Wohnungswirtschaft abgedeckt: Wohnen im Alter.
Neue Landesbauordnung ermöglicht neue Lösungen
Eigentlich sieht die Landesbauordnung vor, dass bei Neubauten pro Wohnung ein Parkplatz gebaut werden muss. Durch eine Änderung in der Landesbauordnung können Neubauprojekte unter bestimmten Voraussetzungen von dieser Vorgabe abweichen - sagt Lörrachs Baubürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdić. Diese Voraussetzungen seien zum Beispiel eine zentrale Lage, eine gute Anbindungen an Bus und Bahn sowie die Bewohnerstruktur und beim Projekt "Neue Mitte Nordstadt" gegeben.
"Wir planen eine große WG für Senioren. Die haben erfahrungsgemäß weniger Autos als die Familie mit drei Jugendlichen, die auf einmal fünf Autos hat."
Ein neues Stadtteil-Zentrum, viele neue Wohnungen im angespannten Lörracher Wohnungsmarkt, dazu noch sozialer Wohnungsbau - darauf ist der Aufsichtsratschef der Wohnbau Lörrach, Oberbürgermeister Jörg Lutz stolz: "Ein schöneres Projekt kann man sich eigentlich nicht vorstellen." Die Wohnbau werde mit dem Projekt dafür sorgen, dass es für Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, künftig mehr Wohnungen gibt.