Der Gemeinderat in Münstertal (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) hat jüngst mehrheitlich beschlossen, einen gemeindeeigenen Bergrücken — das Haldenköpfle am Schauinsland — an die Münstertäler Bürgerenergie zu verpachten. Diese will dort zwei leistungsstarke, große Windenergieanlagen bauen. Die sollen pro Jahr deutlich mehr Strom erzeugen als in Münstertal insgesamt verbraucht wird. Denn die Windhöffigkeit sei überdurchschnittlich groß und die Erschließbarkeit des Standortes ungewöhnlich günstig.
Windkraft in Münstertal lange Zeit ausgeschlossen
Münstertals Bürgermeister Rüdiger Ahlers (SPD) freut sich über das Abstimmungsergebnis. Denn bislang hat sich die Gemeinde, obwohl von windigen Berggipfeln umgeben, stets gegen die Windenergie gesträubt. Die Diskussion darum wurde lange erbittert geführt, inklusive Bürgerbefragung und Bürgerentscheid. Ahlers, der seit seinem Amtsantritt 2007 für die Windkraft eintritt, hatte da einen schweren Stand, Anfeindungen inklusive.
Umdenken wegen weltpolitischer und klimatischer Lage
Mit dem Ukrainekrieg und dem fortschreitenden Klimawandel bröckle der Widerstand gegen die Windkraft, berichtet der 56-Jährige. Die Trockenheit im Sommer habe die Menschen wachgerüttelt, genauso wie die Angst vor hohen Energiepreisen und Versorgungsengpässen. Man sehe nun die Notwendigkeit, sich unabhängig zu machen. "Dazu gehören auch Windkraftanlagen vor Ort,“ so Ahlers.
CDU-Fraktion stimmte gegen Verpachtung
Tatsächlich haben sogar einstige Hardliner inzwischen ihre Meinung zur Windkraft revidiert. Selbst die CDU-Fraktion hat ihren Widerstand aufgegeben: Man unterstütze den Standort Haldenköpfle für die Windkraftnutzung, bestätigt CDU-Gemeinderat Albert Zimmermann. Dennoch haben er und seine Fraktion geschlossen gegen die Verpachtung an die Bürgerenergie Münstertal gestimmt. Es habe keine Ausschreibung gegeben. Dadurch habe die Gemeinde nicht zwischen mehreren Bewerbern aussuchen können und würde so möglicherweise geringere Einnahmen erzielen.
Kommunalaufsicht soll Vergabe überprüfen
Ein Gutachten hat zwar bestätigt, dass eine europaweite Ausschreibung nicht zwingend nötig ist. Ebenso hat es eine Wertermittlung für die Verpachtung gegeben. Dennoch will die CDU die Vergabe noch einmal von der Kommunalaufsicht überprüfen lassen. Schließlich habe man nichts zu verschenken, so Zimmermann. "Mich stört, dass die wirtschaftlichen Sachen völlig ausgeblendet werden.“
Bürgerenergie Münstertal dennoch optimistisch
Diesen erneuten Aufschub nimmt Andreas Markowksy, einer der Vertreter der Bürgerenergie Münstertal, gelassen. Schließlich plane man die Windräder auf dem Haldenköpfle schon seit 2011. Bei der Windkraft brauche man eben einen langen Atem. Der Windradbetreiber geht aber davon aus, dass die größten Hürden jetzt genommen sind und der Pachtvertrag mit der Gemeinde bald unter Dach und Fach sein wird.
Behörden zu schnelleren Verfahren verpflichtet
Dann endlich können die aufwendigen emmissionsschutz- und naturschutzrechtlichen Prüfungen beginnen. Immerhin: Diesbezüglich gibt es Hoffnung. Die Behörden sind seit dem Sommer gesetzlich verpflichtet, die Genehmigungsverfahren für Windräder zu beschleunigen und den Bau als vorrangig zu behandeln. Das Regierungspräsidium Freiburg hat dies bei einem Treffen mit allen Beteiligten vor wenigen Tagen noch einmal bekräftigt. Für Markowsky ein längst überfälliger Schritt: Die Energiewende komme viel zu langsam voran.
Windstrom am Haldenköpfle ähnelt Nordsee
Die Bürgerenergie Münstertal geht davon aus, dass der Standort Haldenköpfle ähnlich windhöffig ist wie ein Standort an der Nordsee. An den Windrädern sollen sich dann auch die Bürgerinnen und Bürger sowie die Gemeinde Münstertal beteiligen können. Nach den bisherigen Voruntersuchungen steht einer Genehmigung nichts im Weg. Dennoch dürfte noch einige Zeit vergehen, bis ein Ergebnis vorliegt. Münstertals Bürgermeister Rüdiger Ahlers gibt sich indes zuversichtlich, dass sich die Windräder in spätestens zwei Jahren auf dem Haldenköpfle drehen und die Gemeinde mit Strom versorgen können.