Expertentreffen in Denzlingen

Sie sollen wieder wandern: Warum der Hirsch zum Streitthema wird

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Von Autor/in Maximilian Bender

Weil der Rothirsch kaum Platz hat, paart er sich häufiger mit Verwandten. Soll Baden-Württembergs Wappentier wieder wandern dürfen? Ein umstrittenes Thema beim Denzlinger Wildtierforum.

Der Rothirsch ist Baden-Württembergs größtes heimisches Wildtier und ein Symbol für die Artenvielfalt in der Region. Doch nicht nur die wachsende Jagd und menschliche Eingriffe gefährden den Rothirsch, sondern auch genetische Verarmung. Denn die Hirsche dürfen sich zurzeit nur in festgelegten Rotwildgebieten frei bewegen. Junge Hirsche müssen geschossen werden, wenn sie ihr Gebiet verlassen. Die Folge: Die Tiere können sich nur innerhalb ihres Rudels fortpflanzen. Forscher warnen deshalb vor den langfristigen Folgen von genetischer Inzucht.

Wir haben immer mehr nah miteinander verwandte Individuen. Dadurch können wir negative Effekte in der Population bekommen.

Die Fortpflanzungsfähigkeit und ein langfristiges, gesundes Fortbestehen der Tiere könnte erheblich beeinflusst werden. In anderen Bundesländern konnten Wildtierexperten und Tierschützer bereits deutlich erkennbare Missbildungen oder Herzprobleme bei den Tieren feststellen.

Abschussgebot aussetzen, damit Hirsche frei wandern können

Im Rahmen des Wildtierforums in Denzlingen wird daher diskutiert, ob außerhalb der Rotwildgebiete das bestehende Abschussgebot ausgesetzt werden soll. So könnten sich die Tiere außerhalb ihrer Rudel neu verpaaren. Jäger, Wildexperten und Förster sind sich aber nicht einig, welche Rolle das Rotwild in den Wäldern der Zukunft spielen soll. Denn vieles ist im Wandel. In der heutigen Form sei der Wald nicht zukunftsfähig, erzählt Martin Herrmann, Revierleiter in einem der größten privaten Forstbetriebe Baden-Württembergs im mittleren Schwarzwald. Steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und häufigere extreme Wetterereignisse wie Stürme, Dürreperioden und Hitzewellen setzen den Wäldern erheblich zu. Doch der Klimawandel ist nicht der einzige Feind von Buche, Fichte und Co. Auch der Hirsch knabbert sich durch die heimischen Wälder. 

Experten diskutieren beim Wildtierforum 2025 in Denzlingen über die Zukunft des Waldes.
Martin Herrmann ist Revierleiter in einem privaten Forst. Rotwild verursacht hier durch Abknabbern von Rinde häufig Schäden.

Wandernde Hirsche verursachen Schäden für Forstwirtschaft

Die Tiere fressen beispielsweise junge Triebe und die Rinde von Bäumen oder zertrampeln Setzlinge in Aufforstungsgebieten. Die Rotwildgebiete zu erweitern, könnte daher weitreichende Folgen für die Waldbesitzer in Baden-Württemberg haben. Vor 67 Jahren eingerichtet, sind die fünf Rotwildgebiete in Baden-Württemberg seitdem ein wichtiges Instrument gegen zu hohe Populationen und Schäden, die das Wild in den Wäldern anrichtet.

Auf diesen 40 Hektar sind in den letzten 25 bis 30 Jahren, etwa 80 Prozent der Bäume geschält, des bedeutet letztendlich einen wirtschaftlichen Schaden am Schluss von mehreren hunderttausend Euro.

Für die Forstwirtschaft bedeutet das teils deutliche Einbußen. Förster wie Martin Herrmann haben daher große Bedenken, die Rothirsche wieder ungehindert wandern und fressen zu lassen.

Neue Regelung zu Rotwildgebieten soll noch dieses Jahr kommen

Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) findet die Sorgen der Forstbesitzer verständlich. Aber die Probleme mit Rotwild seien nur bei hohen Populationen relevant. Das Landwirtschaftsministerium wolle vor allem einzelne, wandernde Hirsche. Wenn diese dann Bäume anknabbern würden, sei das kein Problem. Eine neue Regelung, wie Rothirsche zukünftig wandern dürfen, soll laut Landwirtschaftsministerium noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Klar ist jetzt schon: Für Schäden, die durch Rotwild verursacht werden, soll es keinen finanziellen Ausgleich geben.

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