Essensausgabe für Menschen ohne Wohnung (Foto: SWR, France3 Alsace)

Stadt hilft Risikogruppen

Wie wohnungslose Menschen in Straßburg unter der Hitze leiden

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AUTOR/IN
Christine Veenstra

Unter Hitze leiden Menschen auf der Straße ganz besonders. In Straßburg gehören Wohnungslose deshalb zu den Risikogruppen bei hohen Temperaturen.

Der Parc de l’Étoile, gleich neben der Straßburger Stadtverwaltung dörrt in der Sonne. Bäumchen lassen die Blätter hängen oder werfen sie schon ab. Dazwischen stehen ein paar Menschen um sechs Zelte herum. Es sind Roma-Familien aus Mazedonien, die seit einigen Monaten hier campieren - ohne Toiletten und ohne fließendes Wasser. Sie haben Asyl beantragt, aber Unterkünfte gibt es für sie nicht. Bei hochsommerlichen Temperaturen ist das sehr belastend.

Straßburger Flüchtlingshelfer fordert Hilfe von der Stadt

Ein Flüchtlingshelfer, der die Familien regelmäßig besucht, berichtet: "Vor zwei Wochen hatten wir ein Kind, das aus der Nase blutete. Es hatte einen Sonnenstich. Der Junge, sieben, acht Jahre alt, landete im Krankenhaus." Auch, dass Diabetiker ohnmächtig wurden, habe er in den vergangenen Wochen erlebt, sagt Antonio Gomez. Er fordert von der Stadt mehr Unterstützung für die Menschen hier.

"Man könnte zumindest mal ein großes Aufenthaltszelt hinstellen oder die Menschen in einem geschlossenen Gebäude empfangen, wo es etwas kühler ist und es Wasser gibt."

Hochsommer für Wohnungslose in Straßburg schwierig

Hunderte Geflüchtete leben bei den aktuellen Temperaturen in Straßburg auf der Straße, darunter auch Kinder. Doch für die heimischen Wohnungslosen ist der Hochsommer genauso schwierig - nicht nur wegen der Temperaturen.

Während der Ferien ist das Hilfsangebot für Straßburgs Wohnungslose deutlich kleiner als sonst. Zumindest eine Essensausgabe soll aber den Sommer über weiter betrieben werden.  (Foto: SWR)
Während der Ferien ist das Hilfsangebot für Straßburgs Wohnungslose deutlich kleiner als sonst. Zumindest eine Essensausgabe soll aber den Sommer über weiter betrieben werden.

Auch bei den Hilfsorganisationen ist Ferienzeit. Viele Angebote werden ausgesetzt. Und während Helfer in Urlaub fahren, bleiben die Wohnungslosen fast ohne Unterstützung in der Stadt zurück. Nur eine einzige Essensausgabe wird fortgeführt, in einem Hinterhof im Straßburger Bahnhofsviertel.

Viele Menschen auf der Straße sind durstig und erschöpft

Die Lebensmittel werden von Stadt und Präfektur finanziert, verteilt und zubereitet wird das Essen vom Verein "Abribus". Hunderte Menschen stehen jeden Mittag Schlange.

Auch Medizinier von "Ärzte der Welt" bieten hier Beratung an. Hillary Contreras gehört dazu und sagt: "Wir treffen auf Menschen, die enormen Wasserbedarf haben und die völlig erschöpft sind. Auch wenn sie sich tagsüber vielleicht in Tageseinrichtungen ausruhen können, kehren sie am Ende des Tages zurück auf die Straße, in ein aufgeheiztes Zelt."

Hillary Contreras koordiniert in Straßburg die mobilen Hilfseinsätze von Médcins du Monde (Ärzte der Welt). (Foto: SWR)
Hillary Contreras koordiniert in Straßburg die mobilen Hilfseinsätze von Médcins du Monde (Ärzte der Welt).

Ein Wohnungsloser, der sich Heinz nennt, meint: "Von Zeit zu Zeit eine Dusche nehmen zu können, das täte schon gut. Aber mit den öffentlichen Duschen ist das so eine Sache. Davon gibt es nicht viele."

Streetworker zeigen Trinkfontänen - Notschlafstellen offen

Zumindest Trinkwasserfontänen gibt es etliche in der Stadt und laut Rätin Marie-Dominique Dreyssé sind grade verstärkt Streetworker unterwegs, um auf die kleinen Brunnen hinzuweisen. Bei sehr großer Hitze würden außerdem auch tags über Notschlafstellen geöffnet.

Seit dem Hitzesommer 2003 mit Tausenden Toten in Frankreich ist man allgemein sensibilisiert für die Gesundheitsrisiken bei hohen Temperaturen. Deshalb wird für andere Risikogruppen in Straßburg auch noch ein bisschen mehr getan. Marie-Dominique Dreyssé: "Wir haben ein Register der Menschen, die sehr gefährdet sind und isoliert leben, die sich selbst dort eingetragen haben oder die über soziale Einrichtungen kontaktiert wurden. Sie stehen vom 1. Juni bis zum 15. September in permanentem Kontakt mit dem Sozialen Notdienst, der sie anruft, eventuell zu ihnen kommt, sie weiter vermittelt oder Helfer schickt. Das ist die Unterstützung für Menschen in ihrem Zuhause."

So hoffen die Verantwortlichen, dass alle gut durch den Sommer kommen.

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