Streng geheimer Transport in die Schweiz

"Asyl" für Gemälde aus der Ukraine in Basel

Stand
ONLINEFASSUNG
Charlotte Schönberger
Charlotte Schönberger, Redakteurin und Reporterin beim SWR (Foto: Katja Madžar)
AUTOR/IN
Matthias Zeller

100 Werke der Gemäldegalerie Kiew sind kurz nach Kriegsbeginn in die Schweiz in Sicherheit gebracht worden. 49 Gemälde werden in Basel unter dem Titel „Born in Ukraine gezeigt."

Wenige Woche nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sind Vertreterinnen und Vertreter der Gemäldegalerie Kiew an das Kunstmuseum Basel herangetreten. Die Ukrainerinnen und Ukrainer befürchteten, dass die zum Teil sehr wertvollen Gemälde bei ihnen in Kriegszeiten nicht sicher sein könnten. Diese Befürchtung sollte sich später bestätigen. Im Kunstmuseum Basel fanden sie einen Partner, der bereit war, die Gemälde nicht nur zu lagern, sondern auch auszustellen.

SWR-Reporter Matthias Zeller hat mit dem Direktor der Gemäldegalerie Kiew gesprochen:

Transport der Gemälde nach Basel war streng geheim

Die Werke aus Kiew, allesamt von ukrainischen Künstlern aus den vergangenen drei Jahrhunderten, sind schließlich vor zehn Tagen in Basel eingetroffen. Transportiert wurden sie unter strenger Geheimhaltung und auf „verschlungenen Wegen“, wie es der Direktor des Basler Kunstmuseums, Josef Helfenstein, ausdrückt.

"Das war schon ein Abenteuer wie wir es noch nie erlebt haben.“

Zerstörung der Kiewer Gemäldegalerie sorgte für "Zitterpartie"

Als die Gemäldegalerie dann vor einem Monat von den Russen bombardiert und stark beschädigt worden ist, hielten die Verantwortlichen in Basel den Atem an: Die Werke waren rechtzeitig in einen Keller gebracht worden und sind unversehrt geblieben.

Bei der Ausstellungseröffnung im Basler Kunstmuseum bezog der Direktor der Gemäldegalerie aus Kiew, Iurii Vakulenko, klar politisch Stellung. Die Ukraine verteidige ihre Unabhängigkeit und sie werde gewinnen.

"Die Ukraine ist eine Front. Das ist unsere kulturelle Front.“

Direktor Iurii Vakulenko (von links) und Kuratorin Oksana Pidsukha von der Gemäldegalerie Kiew im Kunstmuseum Basel mit Direktor Josef Helfenstein. (Foto: SWR, Matthias Zeller)
Direktor Iurii Vakulenko und Kuratorin Oksana Pidsukha von der Gemäldegalerie Kiew im Kunstmuseum Basel mit Direktor Josef Helfenstein.

Russland und die Ukraine streiten sich um Ilia Repin

Es ist deshalb kein Zufall, dass die Kiewer Gemäldegalerie unter den rund 50 Gemälden für Basel – ein Bruchteil ihres Gesamtbestandes von 14.000 Werken – auch welche von Ilia Repin ausgewählt hat. Der Maler wird im Westen oft als russischer Künstler verstanden und von Russland auch als solcher beansprucht. Die Ukraine sieht in Repin, der 1930 im russischen Sankt Petersburg gestorben ist, hingegen einen Landsmann, weil er zur Zarenzeit in der Ukraine geboren ist.

Ausstellung in Basel endet im April 2023

Ob die rund 50 Gemälde aus Kiew in Basel bleiben werden, wenn die Ausstellung im April 2023 endet und der Krieg andauert, ist noch offen. Museumsdirektor Josef Helfenstein wäre es am liebsten, wenn die Werke auch im Ausland, beispielweise in Deutschland, weiter gezeigt würden. Er verspricht aber: „Wir würden mit Sicherheit Wege finden, sie hierzubehalten, falls das nötig ist.“

Weitere Werke aus Kiew in Genf zu sehen

50 weitere Werke aus der Gemäldegalerie in Kiew sind ab Donnerstag, ebenfalls bis April, im Musée Rath in Genf zu sehen. Die Ausstellung unter dem Titel „Von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen“ umfasst bedeutende Werke zum Thema „Nacht“.

Mehr zum Thema:

Lachen-Speyerdorf

Bei Bombenangriff auf Kiew zerstört Lachen-Speyerdorf: Zahnarztpraxis für Ukraine dringend gesucht

Der Arbeitskreis Ukraine-Hilfe in Lachen-Speyerdorf, Neustadt an der Weinstraße, sucht eine Zahnarztpraxis - als Spende für Kiew.