In der inklusiven Christophorus-Gemeinschaft in Kandern (Kreis Lörrach) leben und arbeiten rund 130 Menschen mit Behinderung. Betreut werden sie von rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sollte die Impfpflicht ab Mitte März wirklich kommen, würde das Team von Werkstätten-Leiter Tobias Hübner dramatisch zusammenschrumpfen. Nicht alle Menschen mit Behinderung an den Webstühlen, könnten dann betreut werden. Der akute Personalmangel könnte zur Normalsituation werden.
"Wir werden, wenn das umgesetzt wird auf die harte Tour, zehn Stellen verlieren, das sind 13 Personen."
Sorge vor Abwanderung von ungeimpften Pflegekräften
Die ungeimpften Beschäftigten selbst wollen sich nicht vor der Kamera äußern. Sie fürchten eine Stigmatisierung, selbst im Team werde das Thema Impfen inzwischen ausgespart.
Geschäftsführer Joachim Walter fürchtet, dass die Ungeimpften tatsächlich die Christophorus-Gemeinschaft verlassen. Denn ein Wechsel in andere Berufsbereiche ohne Impfpflicht ist für sie relativ leicht möglich. Damit wäre die Versorgung der zu Betreuenden gefährdet. Walter sagt: "Wenn man den Leuten bei uns die Rote Karte zeigt und denen sagt, ‚Euch wollen wir da nicht mehr haben, aber in der Jugendhilfe könnt Ihr arbeiten‘, dann ist es klar, dass bei uns die Möglichkeit zur Abwanderung besteht."
Einrichtungsbezogene Impfpflicht auf dem Prüfstand
Das Gesetz zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht muss angepasst werden, findet Joachim Walter. Menschen mit Behinderung seien nicht immer automatisch vulnerabel. Diese Ansicht unterstützt auch der Müllheimer SPD-Abgeordnete Takis Mehmet Ali. Bei denen, die möglicherweise eventuell nicht vulnerabel seien, könne man über eine Übergangszeit auch das Personal einsetzen, das momentan nicht geimpft sei und auch Anreize schaffen, dass sie sich impfen können, bevor die Versorgung in den Einrichtungen einbreche, so der SPD-Politiker.
Personalnotstand ab Mitte März vorprogrammiert?
Noch wird heftig diskutiert, ob die einrichtungsbezogene Impfpflicht wirklich kommen wird in Baden-Württemberg. Vor allem für die Menschen mit Behinderung, sagt Werkstättenleiter Tobias Hübner, wäre das eine Katastrophe. In der Christophorus-Gemeinschaft, die mehrere Standorte in Südbaden betreibt, weiß man nicht, wie es nach dem 15. März weitergehen soll.