Hitze und Dürre machen der Landwirtschaft zu schaffen - nicht nur in den tieferen Lagen. Inzwischen ist die Wasserversorgung auch in Höhenlagen ein Problem. Die Landwirte müssen bereits seit Wochen Wasser zu ihren Tieren bringen. Das ist aufwendig und wird immer schwieriger, weil auch im Tal Trinkwasser knapp wird.
Quellen für Weidetiere versiegt
In Bernau (Kreis Waldshut) betreibt Anja Baur in dritter Generation eine Biolandwirtschaft mit Mutterkühen und Weidehaltung. Die Herde ist vom Frühjahr bis in den Herbst draußen auf abgelegenen Weiden auf rund 1.000 Metern Höhe. Viele Quellen sind bereits versiegt und ihre Tiere finden nicht mehr genug Wasser. Sie muss deshalb jeden Tag fässerweise Wasser auf den Berg zu den Tieren bringen.
Vorschläge zur Klimafolgenanpassung
Der Naturpark Südschwarzwald hat deshalb vor zwei Jahren eine Studie gestartet. Das Ziel: Lösungen suchen, wie das Wasser von Schnee und Regen im Winter auch im Sommer länger in den Böden und in der Landschaft gespeichert werden kann. An der Studie waren Wissenschaftler, Politik, Verbände, Forst- und Landwirte beteiligt. Herausgekommen ist eine Liste mit 23 Vorschlägen: Sie reichen vom Anbau trockenheits- und hitzetoleranter Pflanzenarten bis hin zur Anlegung von Retentionsmulden, die den Wasserabfluss von den Bergen ins Tal verlangsamen sollen.
Staatliche Unterstützung gefordert
In ihrem Fazit fordert die Studie eine kluge Vernetzung der Maßnahmen innerhalb eines Gebietes. Das gehe aber nicht ohne finanzielle Unterstützung. Im Abschlussbericht heißt es, dass die Förderung entscheidend für die Umsetzung der Vorschläge sei. Nicht nur im Hinblick auf einen finanziellen Ausgleich von möglichen Ertragsverlusten, sondern auch, was deren Erhalt angeht. Noch sei aber unklar, wie diese Agroforst-Maßnahmen gefördert werden könnten.
Naturschutz schränkt Möglichkeiten ein
Bäuerin Anja Baur sieht die Vorschläge der Studie skeptisch. Die Realisierung würde hohe Kosten verursachen. Hinzu komme der große zeitliche Aufwand. Sie könne sich zwar vorstellen, Bachläufe mit Bäumen und Büschen zu bepflanzen und Mulden in den Wiesen anzulegen. Dagegen würden aber die aktuellen Naturschutzauflagen sprechen. Die Wiesen, auf denen Anja Baurs Kühe grasen, stehen unter strengem Naturschutz.
Ein Dilemma: Ohne die Bewirtschaftung durch Kühe würden die Weiden zuwachsen und auch die selten Arten von Pflanzen und Insekten würden verschwinden. Eine "Verbuschung" würde auch dem Tourismus schaden. Denn der weite Blick macht Bernau zu einem beliebten Ausflugsziel für Wanderer.