Flammen lodern bei einem Waldbrand in einem Waldstück im Kreis Offenbach. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/5vision Media | --)

Hitzewellen werden häufiger

Klimawandel: So könnten Waldbrände verhindert werden

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Der Klimawandel sorgt in Baden-Württemberg für extremere Hitzewellen. Damit steigt auch die Waldbrandgefahr. Der Feuerökologe Johann Goldammer blickt in die Zukunft.

Baden-Württemberg kämpft aktuell nicht nur mit der ersten Hitzewelle dieses Sommers, sondern auch gegen vermehrte Brände. Erst einmal ist die Waldbrandgefahr durch Regen und Gewitter in Baden-Württemberg in den kommenden Tagen jedoch gebannt. Die Entwarnung gelte aber nur kurz, so der Feuerökologe Johann Goldammer im SWR-Gespräch: "Dieser Effekt des Regens kann auch sehr schnell wieder verfliegen und wenn dass nur ein kurzes Niederschlagsgebiet ist, dass durchzieht, können wir in kürzester Zeit schon wieder ein Ansteigen des Waldbrandgefahrenindex sehen."

Als Feuerökologe erforscht Goldammer in der Arbeitsgruppe Feuerökologie des Max-Planck-Instituts für Chemie natürliche und menschengemachte Vegetationsbrände. Angesiedelt ist die Forschungseinrichtung an der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg.

Goldammer hat hier das Global Fire Monitoring Center (GFMC) gegründet, es ist Teil der UN-Strategie für Katastrophenvorsorge. Das Betätigungsfeld des Experten erstreckt sich über die ganze Welt. Er fordert im SWR1-Gespräch einen neuen Umgang mit Waldbränden und verweist auf die Vorreiterrolle Freiburgs.

Sind extreme Hitzewellen in BW Folgen des Klimawandels? "Das kann man mit großer Sicherheit sagen", so SWR-Klimaexperte Werner Eckert am 17.6.2022. Bei kaum einem Ereignis sei der Zusammenhang so gut belegt wie bei Hitzewellen:

Freiburg: Anderer Umgang mit Waldbränden

Um sich für Waldbrände besser aufzustellen hätten er und sein Team vor zehn Jahren überlegt, wie die Feuerwehren, die in Baden-Württemberg Waldbrände bekämpfen, besser aufgestellt werden könnten. "Weil Waldbrand bisher noch nicht so ein Thema Nummer eins in diesem Bundesland war."

Daraufhin wurde die Ausbildung von zwei Spezialeinheiten der freiwilligen Feuerwehr in Freiburg so aufgebaut, dass eine andere Ausrüstung beschafft und die Einsatzkräfte für die Besonderheiten von Flächenbränden geschult wurden. Das habe sich bewährt. "Wir haben dann aber gemerkt, dass wir noch weitere Partner brauchen, die Forstverwaltung, oder generell gesagt, den Waldbesitzer, der den Wald besser kennt."

Feuerwehr Freiburg betritt Neuland

Seit zwei Jahren gebe es nun eine Vereinbarung zwischen dem Freiburger Amt für Wald und Katastrophenschutz und dem Forstamt. Dadurch würden die Forstleute erfolgreich in die Ausbildung und das praktische Training einbezogen. Das führe zu sehr effektiven Einsätzen, bei denen bereits zwei Mal Feuer schnell unter Kontrolle gebracht wurden konnten, so Goldammer. Damit betrete man Neuland.

"Man geht traditionell davon aus, das sei Sache der Feuerwehr. Wir denken aber, dass die ganze Frage auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel doch mehr eine Querschnittsaufgabe ist: dass sowohl andere Behörden als auch die Zivilgesellschaft hier mit beteiligt wird."

Zivilgesellschaft, das seien die Waldbesitzer, die Landwirte und die freiwilligen Feuerwehren. Letztere machten mit ihrem Ehrenamt das Rückgrat der Brandbekämpfung aus. Sie alle sollten dazu beitragen, besser auf Waldbrände vorbereitet zu sein, ist der Experte überzeugt. "Das ist der Weg, den wir beschreiten müssen und den übrigens andere Länder in Europa wie Griechenland oder Portugal auch gehen wollen", so Goldammer.

Am Freiburger Schauinsland hatte es bereits kurz vor Ostern ein größeres Feuer gegeben. In dem Radiobeitrag vom 20.6.2022 ist zu hören, wie es nun dort aussieht und welche Rolle die Förster bei der Waldbrandvorsorge spielen:

Der Wald der Zukunft

Wer in südliche Länder schaue, erhalte eine Idee von der Zukunft Baden-Württembergs. Mit Blick auf den Mittelmeerraum oder Nordamerika könne man bestimmte Baumsorten ausmachen, die Waldbränden besser standhielten, so der Feuerökologe.

Der immergrüne Nadelbaum Douglasie beispielsweise könnte die Wälder in Baden-Württemberg in Zeiten des Klimawandels widerstandsfähig machen, so der Experte. Das sei auch im Freiburger Stadtwald zu sehen gewesen, wo 2020 ein alter Douglasienbestand nach einem Feuer unbeschadet geblieben sei.

Prävention von Waldbränden: Alle können dazu beitragen

Gerade während der Corona-Pandemie beobachtet Goldammer, dass viele Menschen immer mehr Erholung in den Wäldern suchten. Dies seien auch Altersgruppen, die traditionell das klassische Wandern in der Natur nicht kennen würden und damit Gruppen, so Goldammer, die etwas unachtsam mit dem Feuer umgingen.

"Die Fälle, die wir gerade um Freiburg und im Stadtwald Freiburg hatten, die sind zum größten Teil durch den unachtsamen Umgang mit Feuer - also das Anlegen eines Lagerfeuers oder eines romantischen Feuers im Wald - entstanden."

Hier brauche es Aufklärung. Die gleiche Achtsamkeit sei beim Campingurlaub in Südeuropa nötig: Nämlich, dass man die Anweisungen der Behörden befolge und den Umgang mit Feuer in der offenen Natur "bitteschön unterlässt".

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SWR