Das Interesse an der Bundestagswahl 2025 ist riesig. Auch in der Region. In Freiburg zeichnet sich laut Wahlleiter Michael Haußmann eine sehr hohe Wahlbeteiligung ab. Um 16:30 Uhr hatten bereits 46,8 Prozent der wahlberechtigten Freiburger ihre Stimmen in den Wahllokalen abgegeben. Bei der Bundestagswahl 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt nur 31,0 Prozent gewesen. Rechnet man die Briefwahlstimmen dazu, lag die Wahlbeteiligung zu diesem Zeitpunkt bei 82,8 Prozent - und damit bereits höher als bei allen Bundestagswahlen in Freiburg seit 1983.
Der bisherige Rekord liegt laut der Stadt bei 89,9 Prozent Wahlbeteiligung und wurde bei der Bundestagswahl 1972 aufgestellt. Am Ende lag die Beteiligung in der Stadt Freiburg bei 85,7 Prozent.
Wahlkreis Lörrach-Müllheim ohne Abgeordnete Bundestagswahl: Alle Ergebnisse und Reaktionen aus Südbaden
Der Wahlkreis Lörrach-Müllheim wird nicht in Berlin vertreten sein. Die grüne Kandidatin Chantal Kopf verteidigt ihr Direktmandat in Freiburg. Die CDU gewinnt die restlichen Wahlkreise in Südbaden.
Gemischte Gefühle bei Freiburger Wählerinnen und Wählern
Einige Wählerinnen und Wähler in Freiburg blicken besorgt dem Ergebnis entgegen. "Ich bin schon etwas ängstlich. Man hätte es vielleicht gerne anders, als es aktuell ist, aber ich hoffe einfach, dass es am Ende zwei Parteien werden, die eine Koalition bilden", sagte ein Wähler im Wahllokal im Walter-Eucken-Gymnasium.
Andere wiederum geben sich gelassen: "Ich bin zuversichtlich. Im Grunde wird es die Prognosen widerspiegeln", sagte ein anderer Wähler mit Blick auf den Ausgang der Wahl. "Es geht nur noch darum, ob die FDP und das BSW in den Bundestag kommen oder nicht."
Für die Prognose: Infratest dimap befragt Wähler in Freiburg
Viviane Schradi vom Umfrageinstitut Infratest dimap passte in einem Wahllokal im Freiburger Stadtteil Littenweiler Wählerinnen und Wähler zur sogenannten Nachwahlbefragung ab. Sie fragte die Menschen nach dem Urnengang, ob sie anonym noch einen Fragebogen ausfüllen und angeben wollen, wen sie gewählt haben. Die Daten fließen unter anderem in die Wahlprognose ein, die um 18 Uhr veröffentlicht wird, sobald die Wahllokale geschlossen sind.
Interview mit Infratest dimap Wahlumfragen: Wie werden sie erhoben und was sagen sie aus?
Wahlumfragen sollen Licht ins Dunkel bringen. Aber wie geht das eigentlich - und warum kann sich in den Tagen vor der Wahl noch einiges ändern?
Kandidierende in Südbaden: Wer schafft's nach Berlin?
Spannend wird unter anderem, wie die Wahlkreise letztlich im Bundestag vertreten sein werden. Denn durch die Wahlrechtsreform ist nicht mehr garantiert, dass aus jedem Wahlkreis ein Abgeordneter im Parlament sitzen wird. Gerade die CDU-Kandierenden müssen um ihren Einzug bangen. Ein Überblick.
Wahlkreis 281 Freiburg
Im Wahlkreis Freiburg wird ein enges Rennen zwischen der Grünen-Kandidatin Chantal Kopf und Klaus Schüle von der CDU erwartet. Kopf hatte sich im Wahlkampf prominente Unterstützung von Kanzlerkandidat Robert Habeck geholt. Sollte sie bei den Erststimmen vorne liegen, gilt ihr Einzug in den Bundestag als sicher.

Anders bei der CDU. Auch wenn Klaus Schüle ebenfalls prominente Unterstützung bekam: "Es muss einiges zusammenkommen, damit Schüle tatsächlich nach Berlin gehen kann", sagt Michael Wehner von der Landeszentrale für politische Bildung in Freiburg.
Hintergrund ist, dass der Bundestag kleiner werden soll und Überhang- und Ausgleichsmandate wegfallen. Schüle müsste bei den Erststimmen deutlich gewinnen. Denn bei dieser Wahl gilt erstmals: Holt eine Partei mehr Direktkmandate, als ihr Sitze nach dem Ergebnis der Zweitstimmen zustehen, gehen einige Wahlkreisgewinner leer aus. Wer den Wahlkreis gewonnen hat, aber im Verhältnis zu den anderen Wahlkreisgewinnern der Partei anteilig die wenigsten Stimmen geholt hat, kann dann nicht nach Berlin.
Da in Freiburg traditionell Grüne und SPD viele Stimmen bekommen, würde Schüle allenfalls mit einem eher knappen Ergebnis den Wahlkreis gewinnen. Seine Chancen, tatsächlich einzuziehen, stehen damit nicht gut.
Diese "Ungerechtigkeit", dass Wahlkeisgewinner unter Umständen nicht einziehen, könnte CDU-Kandidierende in mehreren Großstädten im Land treffen, sagt Wehner.
Nach den jüngsten Umfragen kann sich auch der Freiburger Kandidat der Linken, Vinzenz Glaser, Hoffnungen auf Berlin machen. Aufgrund seines günstigen Platzes auf der Landesliste sollte es für ihn reichen, wenn die Linken bundesweit auf mindestens 5,5 Prozent kommen.
Alle 38 Wahlkreise im Überblick Bundestagswahl: Die wichtigsten Themen und Favoriten in den BW-Wahlkreisen
Bei der Bundestagswahl kann in jedem Wahlkreis ein Abgeordneter direkt gewählt werden. Teils werden Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet. Die Favoriten und wichtigsten Themen im Überblick.
Wahlkreis 282 Lörrach-Müllheim
Statt drei Abgeordneten in Berlin bald keiner mehr? So könnte es den Wählern im Wahlkreis Lörrach-Müllheim ergehen. Denn auch hier ist dem CDU-Kandidaten Stefan Glaser, der erstmals antritt, ein direkter Einzug, selbst wenn er den Wahlkreis gewinnt, nicht sicher. Einen Platz auf der Landesliste hat er nicht. Auch die Kandidaten der SPD, Julian Wiedmann, und der AfD, Marco Näger, stehen nicht auf den Landeslisten ihrer Partei. Realistische Chancen, über die Landesliste einzuziehen, hat nur die Grünen-Kandidatin Jasmin Ateia.
Aber was, wenn es tatsächlich niemand aus dem Wahlkreis 282 nach Berlin schafft?
Das bedeutet, dass der Wahlkreis in Berlin keine Stimme hat, seine Interessen nicht von kompetenten Personen in Berlin eingebracht werden.
Wenn kein Abgeordneter aus dem Wahlkreis direkt die Interessen vertreten kann, könnte eine Stellvertreter-Lösung greifen, sagt Wehner. Abgeordnete aus Nachbar-Wahlkreisen könnten relevante Themen für den nicht vertretenen Wahlkreis in Berlin einbringen.
Wahlkreis Emmendingen-Lahr 282
Im Wahlkreis Emmendingen-Lahr könnte es auch spannend werden. Bei der Wahl 2021 hatte sich Yannick Bury von der CDU ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem SPD-Kontrahenten Johannes Fechner geliefert. Bury bekam am Ende 90 Stimmen mehr als Fechner. Beide landeten bei den Erststimmen bei 27,8 Prozent. Bury bekam das Direktmandat des Wahlkreises, Fechner zog über die SPD-Landesliste ebenfalls in den Bundestag ein.
Auch in diesem Jahr wollen beide wieder nach Berlin. Fechner hat mit seinem Listenplatz sehr gute Chancen, einzuziehen. Yannick Bury von der CDU hingegen hat keine Chance, über die Landesliste einzuziehen. Er müsste den Wahlkreis also souverän gewinnen. Sonst verliert er sein Mandat.
Hoffnungen auf einen Einzug in den Bundestag kann sich hier auch der Kandidat der AfD, Michael Blos, machen. Je nach Wahlergebnis könnte er über die Landesliste einziehen.

Wahlkreis Offenburg 284
Rund 50 Jahre war der Wahlkreis Offenburg fest in der Hand von CDU-Politiker Wolfgang Schäuble. Nach dessen Tod Ende 2023 ist die Situation jetzt eine ganz neue.
Bundestagswahlkampf im Wahlkreis Offenburg Nach 50 Jahren Schäuble: Wer tritt in Offenburg in seine großen Fußstapfen?
Wolfgang Schäuble war als Bundestagskandidat in Offenburg quasi unbesiegbar. Jetzt kämpfen dort ein recht unbekannter CDU-Mann und seine beharrliche Konkurrenz um Stimmen.
Rechtsanwalt Johannes Rothenberger tritt hier nun erstmals für die Christdemokraten an. Die SPD schickt einen Lokführer und aktiven Gewerkschafter ins Rennen: Dirk Flacke. Für die Grünen kandidiert Ann-Margret Amui-Vedel, Ortenauer Kreisrätin und Umweltbeauftragte in Kehl.
Wahlkreis Schwarzwald-Baar 286
Im Wahlkreis 286 tritt der wohl aktuell prominenteste Politiker aus der Region an: Thorsten Frei, aktuell Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er wird den Wahlkreis wohl für sich entscheiden. Seit der Einrichtung des Wahlkreises Schwarzwald-Baar im Jahr 1980 hat die CDU hier das Direktmandat sicher. Frei wird den Wahlabend nicht in seiner Heimat, sondern in Berlin verfolgen.

2021 hatte die CDU hier deutlich an Stimmen verloren. Es ist davon auszugehen, dass Frei deutlich genug gewinnt, um über das Direktmandat einzuziehen. Chancen, erneut über die Landesliste einzuziehen, hat die SPD-Kandidatin Derya Türk-Nachbaur.
Wahlkreis Waldshut 288
Der recht ländlich geprägte Wahlkreis Waldshut gilt traditionell als CDU-Hochburg. Noch nie konnte eine andere Partei hier ein Direktmandat holen. CDU-Kandidat Felix Schreier darf somit auf eine Wiederwahl hoffen. Mit Rita Schwarzelühr-Sutter schickt auch die SPD eine Kandidatin ins Rennen, die gute Chancen auf eine Wiederwahl hat - über die Landesliste.

Sie steht dort erneut auf Platz 3. Was die Kandidierenden angeht, deuten sich also keine Veränderungen an.