Insgesamt elf Kandidatinnen traten am Samstagabend im Finale um den Titel "Miss Germany" an. Über das Live-Streaming-Videoportal Twitch konnten alle Interessierten die Kür im Europa-Park in Rust nördlich von Freiburg verfolgen.
Die Sozialunternehmerin und Schauspielerin Domitila Barros aus Berlin setzte sich schließlich erfolgreich durch. Aufgewachsen ist die 37-Jährige in Brasilien in einer Favela. Die Kindheit dort hat sie nach eigener Aussage geprägt. Ihre Eltern hätten dort ein Projekt für Straßenkinder gegründet, in dem sie schon früh mitgearbeitet habe.
Sie habe Kindern das Lesen und Schreiben mit einer Methode beigebracht, bei der auch Schauspiel und Tanz eingesetzt wurden. Für ihre Arbeit in dem Straßenkinderprojekt wurde ihr von den Vereinten Nationen (UN) der "Millennium Dreamer Award" verliehen. Barros machte in Berlin ihren Master in Politik und Sozialwissenschaften und blieb nach ihrem Studium in der Hauptstadt.
Model, Schauspielerin und "Greenfluencerin"
Ihr lägen Themen wie soziale Gerechtigkeit und Umwelt am Herzen, sagte sie bei der Wahl am Samstagabend im Europa-Park im badischen Rust. "Wir alle leben auf der Mutter Erde. Und die braucht uns ganz doll im Moment." Diese Themen wolle sie "cooler, vielleicht sogar ein bisschen sexier machen", sagte Barros. Dafür nutze sie vor allem soziale Medien. "Die Leute, die ich erreichen möchte, lesen nicht alle Zeitungsartikel - aber die scrollen", sagte sie. So will sie als "Greenfluencerin" für mehr Nachhaltigkeit werben. Vor einigen Jahren, so berichtet sie, hat zudem eine Bademoden-Marke gegründet. Mit dem Label schaffe sie Jobs für Mütter in Brasilien.
Nach der Kür fiel sie auf der Bühne auf die Knie. Die anderen Kandidatinnen eilten zu ihr und halfen ihr wieder auf die Beine.
Bewerberinnen brauchten eine "Mission"
Die Wahl zur Miss Germany 2022 war mit einer deutschlandweiten Top 160 gestartet - und anders als früher unabhängig von den Bundesländern. Bewerben konnten sich Frauen im Alter von 18 bis 39 Jahren, die eine "Mission" hatten. Diese Neuerung gibt es seit zwei Jahren: Die Kandidatinnen sollen nicht mehr nur aufgrund des Aussehens bewertet werden, sondern auch aufgrund ihres Charakters. Das Motto lautet "Schärpe trägt, wer bewegt" - die Schärpe gibt es weiterhin. Aus alten Zeiten sind auch Outfitwechsel und das Auf- und Ablaufen über den Laufsteg geblieben. Eine Jury aus Prominenten sowie das Publikum bei einer Online-Übertragung stimmten über die Beste der elf Finalistinnen ab.