Vermisste Scarlett S. bei Aktenzeichen XY (Foto: SWR)

ZDF-Spezialsendung

Vermisste Schwarzwaldwanderin Scarlett bei Aktenzeichen XY: Polizei wertet 75 Hinweise aus

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AUTOR/IN
Petra Jehle

Seit September 2020 wird Scarlett S. in der Wehraschlucht vermisst. Jetzt sucht die ZDF-Sendung Aktenzeichen XY nach ihr. Bis heute bewegt der Fall die Menschen im Südschwarzwald.

Ein Mensch verschwindet spurlos. Ohne erkennbaren Grund. Das ist der Fall der jungen Scarlett S. aus Nordrhein-Westfalen. Sie bricht im September 2020 im Südschwarzwald zu einer Wanderung auf und wird seither vermisst. Der Fall erregt bundesweit Aufsehen und Mitgefühl. Wo ist sie? Ein Unfall? Ein Verbrechen? Bis heute bewegt der Fall die Menschen im Ort und darüber hinaus.

Aktenzeichen XY berichtet über vermisste Wanderin aus Wehraschlucht

Nun ein neuer und vielleicht letzter Versuch, die junge Frau zu finden: In der ZDF Sondersendung "Aktenzeichen XY ... Vermisst" ging es am Mittwochabend um 20:15 Uhr auch um Scarlett S.

Rund 75 Zuschauer-Hinweise werden ausgewertet

Auch Scarletts Vater Ralf war in der Sendung zu Gast. ZDF-Moderator Rudi Cerne und die Kripo Waldshut erhofften sich Hinweise von Zuschauerinnen und Zuschauern. Nach der Sendung "Aktenzeichen XY... Vermisst" am Mittwochabend sind zum Fall der vermissten Wanderin im Südschwarzwald bis Donnerstagmorgen insgesamt 75 Hinweise eingegangen. Das hat die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen mitgeteilt. Bei der Kriminalpolizei Waldshut-Tiengen gingen 30 Hinweise ein. Weitere 30 Anrufe wurden bei der Ausstrahlung der Sendung im Studio entgegengenommen. 15 Hinweise kamen inzwischen per E-Mail an. In den meisten Fällen wollen die Zeugen die vermisste junge Frau in der Umgebung von Todtmoos und Wehr gesehen haben. Wie die Hinweise zu bewerten sind und ob sich darauf neue Erkenntnisse ergeben, ist noch offen, so die Staatsanwaltschaft. Die Auswertung werde einige Zeit in Anspruch nehmen. 

Vegetation am Schluchtensteig besonders dicht

Hoch oben über der tief zerklüfteten Wehraschlucht schlängelt sich ein schmaler Pfad durch den Wald. Es ist die sechste und letzte Etappe auf dem Schluchtensteig. Von dort oben hat man eine herrliche Aussicht. Doch wer hier wandert, muss auf den Weg achten, um nicht über Wurzeln und Steine zu stolpern. Daniel Friedrich von der Feuerwehr Todtmoos (Kreis Waldshut) beschreibt es so: "Wenn an solchen Stellen eine Person stürzt und abrutscht, hinter Felsen oder Bäumen liegt, dann ist das für uns vom Weg aus schwer zu sehen." 20 Meter abseits des Weges sei die Vegetation so dicht, dass man nichts mehr sehe.

"Man kann ohne Eigengefährdung nicht abseits vom Weg suchen."

Vermisste Scarlett S. bei Aktenzeichen XY (Foto: SWR)
Die Gelände-Verhältnisse in der Wehraschlucht sind auch für Suchtrupps lebensgefährlich.

Auf einem Wanderparkplatz verliert sich die Spur von Scarlett S.

Der Feuerwehrmann ist diesen Weg und andere Wege im Tal schon unzählige Male suchend abgelaufen. Das erste Mal im September 2020, als die junge Frau in Todtmoos zu ihrer letzten Etappe aufbrach, aber nie in Wehr (Kreis Waldshut) ankam. Zwei Tage langen waren damals Hunderte Menschen im Einsatz: Feuerwehren, Bergwacht, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit Hunden und die Polizei mit Hubschraubern. Polizeisprecher Thomas Batzel erzählt: "Seit dem 10. September 2020 wird eine damals 26-jährige Frau aus Nordrhein-Westfalen im Südschwarzwald vermisst. Die Polizei konnte die Spur bis in ein Lebensmittelgeschäft in Todtmoos zurückverfolgen. Durch Zeugenbefragungen und durch das Handy. Danach verlor sich die Spur."

Vermisste Scarlett S. bei Aktenzeichen XY (Foto: SWR)
Auf einem Wanderparkplatz verliert sich die Spur der vermissten Scarlett S.

Zeugenhinweise und Suchaktionen blieben erfolglos

300 Zeugenhinweise haben die Ermittler bis heute ausgewertet. Zahlreiche Suchaktionen folgten. Mit Drohnen und speziell ausgebildeten Personen-Suchhunden. Aber auch diese verlieren ihre Spur nach der Hälfte der Strecke: an einem Wanderparkplatz. Der Schluchtensteig führt hier über die Landstraße. War es ein Unfall, ein Unglück oder ein Verbrechen? Im Fall Scarlett S. sei völlig ungewiss, was mit ihr geschehen sei, sagen die Ermittler. Scarlett war gut ausgerüstet und hatte Erfahrung. Eine junge Frau aus stabilen Verhältnissen und voller Pläne.

Vermisste Scarlett S. bei Aktenzeichen XY (Foto: SWR)
Sämtliche Ermittlungen, Zeugenhinweise und Suchaktionen sind bislang erfolglos geblieben.

Private Initiative sucht vor Ort und über soziale Medien

Ein Fahndungsfoto, freigegeben für die Öffentlichkeit, zeigt eine junge Frau - sportlich, mit langem blonden Haar, die fröhlich in die Kamera lächelt. Es hängt überall an der Wegstrecke. Eine private Initiative hat es dort aufgehängt. In Absprache mit der Familie sucht seit zwei Jahren die private Initiative "Vermisst - Bitte findet Scarlett" auf Facebook" vor Ort und über weitere soziale Medien wie beispielsweise auf YouTube mit einem Film nach Zeugen. "Wir wandern alle gern. Teils sind wir selbst Eltern", erzählt Patrizia Lindinger. Sie ist eine der Organisatorinnen der privaten Suchgruppe und das Bindeglied zur Familie von Scarlett: "Irgendwie hat uns das Schicksal so berührt. Die Familie in dieser Ungewissheit - das ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Die Gedanken kreisen: Lebt sie noch irgendwo? Wird sie gefangen gehalten? Ist sie abgestürzt? Da wollen wir einfach helfen."

Vermisste Scarlett S. bei Aktenzeichen XY (Foto: SWR)
Eine private Initiative gibt nicht auf und sucht vor Ort und über soziale Medien weiter nach Scarlett S.

"Die Ungewissheit geht einfach nicht aus dem Kopf."

Endlich Antworten auf all die Fragen finden und Gewissheit, das wünschen sich alle, die mit diesem Fall zu tun haben. Auch Daniel Friedrich von der Feuerwehr Todtmoos: "Man denkt immer wieder daran, wenn man im Wald unterwegs ist. Auch wenn man privat im Wald wandert. Es geht nicht aus dem Hinterkopf. Man denkt immer: Ist sie vielleicht doch irgendwo? Die Suche ist im Kopf einfach nicht abgeschlossen."

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