In Freiburg haben über 5.000 bedürftige Menschen Anspruch auf kostenlose Verhütungsmittel. Die Stadt will das Angebot, das seit einigen Jahren läuft, erweitern. "Verhütung sollte kein Luxus sein", sagt Jana Kempf vom Amt für Soziales in Freiburg:
Immer weniger Freiburgerinnen nutzen kostenlose Verhütungsmittel
Seit 2011 erstattet Freiburg bedürftigen Frauen die Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel wie zum Beispiel die Pille oder die Spirale. Doch die Zahl der Anträge sinkt: Während 2017 noch rund 250 Frauen das Angebot nutzten, waren es im Jahr 2024 nur etwas über 100 Frauen. Dabei hätten mehr als 5.000 Frauen in Freiburg zwischen 22 und 55 Anspruch auf die Kostenerstattung.
In Freiburg ist das Angebot kaum bekannt
Ein möglicher Grund: Das Angebot ist vielen nicht bekannt, sagen die Vertreterinnen der Beratungsstellen. Hinzu kommt: Um eine Kostenübernahme zu erhalten, müssen Frauen derzeit bestimmte Kriterien erfüllen - etwa Ausbildungsstress, beengte Wohnverhältnisse oder Gewalterfahrungen in ihrer Beziehung. Das soll sich nun ändern.
Stadt will kostenlose Verhütung erleichtern - auch für Männer
Am Dienstagabend stimmte der Gemeinderat in Freiburg dafür, diese Zugangshürden abzuschaffen. "Wir können auf die Kriterien verzichten“, sagt Jana Kempf vom Amt für Soziales. Der Antrag erhielt 34 Ja-Stimmen. Dagegen waren die Mitglieder von CDU, FDP und AfD.
Bisher galt die Kostenübernahme ausschließlich für Frauen. Im Gemeinderat wurde nun auch die Kostenübernahme von Sterilisationen bei Männer beschlossen. "Verhütung ist keine reine Frauensache", betonte Ludwig Striet (SPD) im Rahmen der Debatte. Zudem erhalten Beratungsstellen künftig 30 Euro mehr pro Fall.

Wer hat in Freiburg Anspruch auf kostenlose Verhütung?
Anspruch auf die Leistung haben alle, die Bürgergeld, Sozialhilfe oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen - vorausgesetzt, sie leben in Freiburg. Die Antragstellung läuft über Schwangerschaftsberatungsstellen wie Pro Familia, donum vitae oder den Sozialdienst katholischer Frauen.
Ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden, ist eine große ethische Aufgabe
Kritik: Bundesregelung fehlt, Stadt Freiburg muss einspringen
"Die Stadt springt dort ein, wo der Bund nicht zahlt. Eigentlich müsste das bundesweit geregelt sein“, sagt Jana Kempf vom Amt für Soziales. Auch Jeanette Salim vom Sozialdienst katholischer Frauen kritisiert, dass es im Bund bisher keine Bewegung gebe - trotz Ankündigungen im Koalitionsvertrag. "In der letzten Wahlperiode ist da nichts vorangegangen. Und auch im neuen Koalitionsvertrag wird nur von einer Prüfung gesprochen", sagt Salim.

Zahlen sollen im Herbst erneut ausgewertet werden
Die Stadt Freiburg will im Herbst prüfen, ob durch die Erleichertungen die Nutzung des Angebotes wieder ansteigt. Auch durch nicht-hormonelle Verhütungsmittel wie die Kupferspirale versuche man jüngere Frauen anzusprechen.