In vielen Städten und Gemeinden in Südbaden sind die Kitas am Montag geschlossen geblieben. Eltern mussten die Betreuung ihrer Kinder selbst organisieren. Die Gewerkschaft Verdi hatte Beschäftigte aus den Erziehungs- und Sozialberufen zum Warnstreik aufgerufen, und in Offenburg waren rund 300 der Aufforderung gefolgt. Darunter Beschäftigte aus der Behindertenhilfe, Sozialarbieterinnen und Sozialarbeiter, aber vor allem Erzieherinnen und Erzieher aus Kitas und Kindergärten.
Kinder sind die Leidtragenden
"Die Aufgaben werden immer mehr. Personal finden wir nicht. Und was ist die Ursache? Das Finanzielle. Und wer leidet drunter? Die Kinder. Da ist man selbst schon am überlegen: Ist es das noch wert, dass ich da stehe und das mache? Und ist es das, was ich wollte", sagt eine Demo-Teilnehmerin.
Der Personalmangel beeinflusse die Arbeit mit den Kindern. Es werde nur noch Betreuung geleistet. Für den eigentlichen Auftrag, für Bildung und Erziehung, sei keine Zeit, meint eine andere Frau.

Weil einfach nicht genug Leute nachkommen, um Personallücken zu schließen will Verdi dieses Mal nicht um einige Prozente beim Gehalt feilschen. Die Gewerkschaft möchte ein größeres Rad drehen, um die Beschäftigung attraktiver zu machen, erklärt Melanie Kühn, Gewerkschaftssekretärin.

„Es geht darum, dass generell die Eingruppierung von Erzieherinnen und Erziehern angehoben wird. Also wir reden hier je nach Stufenzuordnung von 60 bis 450 Euro im Monat mehr. Wir reden hier insgesamt über Volumen von cirka 500 Millionen.“
Es sei höchste Zeit zu handeln, meint Kühn. Denn eine von vier Fachkräfte würde inzwischen darüber nachdenken, den Beruf aufzugeben, sagt Kühn. Trotzdem stehe sogar eine Forderung im Raum, die die Situation noch verschärfen würde. Laut Gewerkschaftssekretärin Melanie Kühn fordert der Gemeindetag, den Betreuungsschlüssel in Kitas so zu ändern, dass mehr Kinder auf eine Erzieherin kommen würden.
"Das ist einfach eine Frechheit. Das geht so nicht, weil der Bildungsauftrag nicht mehr erfüllt werden kann, und die Überbelastung ein Maß angenommen hat, was viele nicht mehr ertragen“, so Kühn.

Solidarisch mit dem Protest der Erzieherinnen und Erzieher haben sich in Offenburg auch einige Eltern gezeigt. Sie sitzen schlicht im gleichen Boot. So sagt zum Nadja Buchholz, Mutter zweier Kleinkinder:
"Unsere Erzieherinnen und Erzieher sind total am Anschlag, die sind fertig mit den Nerven und wir auch. Wir können ja keiner geregelten Arbeit nachgehen, wenn unsere Kinder nicht betreut werden."
Die Erzieherinnen und Erzieher sind motiviert vor der nächsten Verhandlungsrunde Druck zu machen.
"Der Start heute war super, fand ich. Jetzt kann es morgen so weitergehen in Freiburg. Egal, ob Corona ist oder nicht, man kann dafür einstehen."
Nach den Aktionen in Offenburg und Lörrach, soll es am Dienstag in Freiburg eine Demo mit mehreren Hundert Teilnehmer geben.