Binnen Minuten stand das Wasser kniehoch

Nach Unwetter bei Kenzingen: Viel Schlamm, aber auch viele helfende Hände

Stand

Von Autor/in Anita Westrup

Vollgelaufene Keller, zerstörte Erinnerungen: Rund um Kenzingen hat ein Unwetter viel Schlamm und Schutt angespült. Am Tag danach heißt es aufräumen und nach vorne schauen.

Es schüttet wie aus Kübeln, Flüsse und Bäche schwellen an und verwandeln sich in reißende, braune Schlammfluten. So geschehen am Montag rund um Kenzingen (Kreis Emmendingen). Innerhalb von wenigen Minuten setzte sintflutartiger Regen Straßen, Innenhöfe und Keller unter Wasser.

Am Tag danach ist das Wasser zwar abgeflossen, doch der Schlamm bleibt. Vielerorts sind Besen und Gummistiefel im Einsatz. Für die Anwohnerinnen und Anwohner bedeutet das viel Arbeit - auch die Straßenmeistereien machen Überstunden.

Das Unwetter am Montag hat in Kenzingen und Bleichheim (Kreis Emmendingen) für Schäden gesorgt.
Der Innenhof von Anwohner Ralf Reichert in Bombach-Kenzingen: Das Wasser stand kniehoch.

Unwetter in Kenzingen: Wasser stand fast einen halben Meter hoch

Das ehemalige Gasthaus "Sonne" im Kenzinger Ortsteil Bombach ist das Zuhause von Ralf Reichert und seiner Frau. Hier hat das Unwetter besonders gewütet: Der Innenhof ist braun und matschig, ein Schlammhaufen türmt sich direkt neben der Toreinfahrt auf. Helfer versuchen den liegengebliebenen Schlamm wegzuspülen, nehmen den Besen und Wasserschlauch fast gar nicht mehr aus der Hand. An der gelblichen Hauswand sieht man, wie hoch das Wasser stand.

Das Wasser stand 40 Zentimeter hoch. Innerhalb von fünf Minuten stand der ganze Hof voll. Die ganzen Keller, alle vollgelaufen.

Das Unwetter am Montag hat in Kenzingen und Bleichheim (Kreis Emmendingen) für Schäden gesorgt.
Vieles ist nicht mehr zu gebrauchen. Anwohner Ralf Reichert nimmt es gelassen.

Reißender Strom bedrohte auch Hühner

Woher die Fluten kamen? Hinter dem Hof verläuft ein kleiner Bach. Harmlos auf den ersten Blick. Doch der Starkregen machte aus dem Bächlein einen reißenden Strom. "Dann kam eine Flutwelle und die ist komplett durch die Scheune in den Hof gelaufen", sagt Reichert. "Innerhalb von einer Stunde war hier das Chaos", fügt er hinzu.

Inmitten der hektischen Szenerie gelang es ihm, die Tiere seiner Partnerin zu retten. Mit entschlossenem Griff schnappte er sich die Hühner aus dem Garten und brachte sie in Sicherheit. Auch die kleinen Kapuzineräffchen, die in einem Gehege leben, konnte er retten.

"Wir hatten Glück", sagt Reichert. An der Heizung, also am Heizöl-Tank, sei nichts passiert, niemandem sei etwas passiert - abgesehen von dem erheblichen Sachschaden und der vielen Arbeit. Nun gilt es, die Schäden mit der Versicherung zu klären: Wer übernimmt welche Kosten? Welcher Gutachter muss jetzt hinzugezogen werden?

Das Unwetter am Montag hat in Kenzingen und Bleichheim (Kreis Emmendingen) für Schäden gesorgt.

Anwohner mit großem Dank an THW

Trotz der Schäden steckt Reichert nicht den Kopf in den Sand. Ganz im Gegenteil: "Das bringt uns nicht um, das ist harmlos", sagt er. Sein besonderer Dank gilt dem Technischen Hilfswerk, insbesondere den vielen ausgebildeten und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. "Die haben hier malocht, als gäbe es kein Morgen mehr", schwärmt er. Bis 21 Uhr hätten sie am Montag unermüdlich das Wasser abgepumpt. "Ohne sie hätten wir es niemals geschafft," betont er.

Das Unwetter am Montag hat in Kenzingen und Bleichheim (Kreis Emmendingen) für Schäden gesorgt.
Die Bleiche trägt einen Tag nach dem Unwetter immer noch sehr viel Schlamm und Wasser mit sich.

100 Liter pro Quadratmeter: Landstraße bei Bleichheim gesperrt

Das Unwetter ist am Montag auch über die Gemeinden Nordweil und Bleichheim (Kreis Emmendingen) hinweggefegt. Am Tag danach befreien Mitarbeiter der Straßenmeisterei eine der Hauptstraßen in Nordweil von Geröll und Schlamm. Mit einem großen Bagger wird die braune Masse weggeschoben.

Aufräumarbeiten sind auch bei Bleichheim in vollem Gange. Die L106 wurde gesperrt. Johannes Kaesler, Revierförster in Kenzingen, schildert die Lage vor Ort: "Auf der Ottoschwandener Hochebene hatten wir Niederschläge von mehr als 100 Litern pro Quadratmeter und das innerhalb von einer Stunde. Und dann kam das wie eine richtige Wasserwalze durch den Wald herunter und hat auch im Wald hier, am Wegenetz, ziemlich Schäden verursacht, bevor es hier unten aufgeschlagen ist."

Die Straßenmeisterei Riegel ist nun damit beschäftigt, die Fahrbahn zu säubern. Im Wald sind Waldarbeiter mit schwerem Gerät im Einsatz, um die Straßen und Wege freizuräumen. "Ich denke, das wird noch die ganze Woche dauern, bis wir im Wald wieder einigermaßen Ordnung haben", meint Kaesler.

Die Straße zwischen Bleichheim und Ottoschwanden ist noch gesperrt. Das Unwetter am Montag hat in Kenzingen und Bleichheim (Kreis Emmendingen) für Schäden gesorgt.
Die Straße zwischen Bleichheim und Ottoschwanden ist nach dem Unwetter gesperrt. Die Straße wurde aufgrund des angrenzenden Rückhaltebeckens leicht überschwemmt.
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