In der Coronazeit und während des Lockdowns haben viele Menschen Bio-Lebensmittel eingekauft, zu Hause gekocht und Wert auf gesunde Ernährung gelegt. Doch das hat sich geändert. Die Energiekrise und eine unsichere Zukunft führen dazu, dass die Menschen am Essen wieder sparen und auf Bioprodukte verzichten.
Manche Kunden fehlen ganz
Der Bio Vita Markt in Lörrachs Innenstadt: In der Mittagspause kommen Menschen hierher, um sich für die Pause einen Joghurt oder etwas Obst zu holen – doch zu anderen Zeiten ist es leerer als sonst, erzählt Manuel Linares-Braekow, der vier Bio-Läden zwischen Lörrach, Freiburg und Eichstetten betreut – die Gelegenheitskäufer blieben jetzt weg.
Sparen am Essen
Die Kunden schätzten zwar, dass es Bioläden gebe, auch die regionalen Produkte. Aber im Moment sei ihnen der Billigwein aus dem Discounter doch ein bisschen lieber, weil sie das Geld zusammenhalten müssten. Viele versicherten, wieder zu kommen, sagt Linares-Braekow. Diese Erfahrung habe er bisher in allen vier Märkten gemacht.

Treue Kunden verzichten auf Luxusartikel
Manche Kunden bleiben weg und diejenigen, die weiter konsequent auf Bio setzen, kaufen jetzt anders ein als früher.
"Der sehr teure Wein, der super Käse oder das exquisite Stück Fleisch werden weniger gekauft."
Auch habe der Ansturm auf Angebotsware und Schnäppchen stark zugenommen. Man merke die Veränderung nicht nur an den Kunden, letztendlich mache es sich in der Kasse bemerkbar – sprich der Umsatz geht zurück.
Viele Schweizer Einkaufstouristen kamen nicht wieder
Im Dreiländereck kommt noch ein anderes Phänomen erschwerend hinzu: Schweizer Kunden sind nach Corona nicht wie gewohnt zurückgekehrt – darunter leidet der Einzelhandel insgesamt, aber eben auch die Biomärkte.
"Die Inflationsrate ist in der Schweiz nicht so stark gestiegen wie in Deutschland. Das heißt, das Einkaufsklima ist jetzt nicht so freundlich wie es vorher war. Trotzdem lohnt es sich für Schweizer immer noch, hier einzukaufen. Aber: der klassische Einkaufstourismus fehlt."
Harald Rinklin von Rinklin Naturkost in Eichstetten, ist der Geschäftsführer der Biomärkte und zeitgleich aber auch Bio-Großhändler. Die Flaute ist nicht nur in seinen Läden, sondern überall spürbar, manche Bioläden denken derzeit ans Aufgeben:
"Die Biomärkte schlagen sich gerade alle tapfer. Was man merkt: Manche Bioläden, die jetzt ans Aufgeben denken sind Standorte, die vorher schon gekränkelt haben."
Rinklin will nicht jammern. Die Flaute hofft er mit seinem Betrieb einigermaßen überstehen zu können. Seine größte Sorge gilt vielmehr den Strukturen: Denn sind die erst einmal verloren, mahnt er, wird es schwierig, sie wieder aufzubauen – denn schließlich gebe es ja noch ein langfristiges Ziel, das er nicht aus den Augen verlieren möchte.

"Europa will 30 Prozent Bio-Anteil, Deutschland will es, Baden-Württemberg will es. Das ist unser Auftrag. Da müssen wir hin."
Und wenn das erreicht sei, gehe es darum, den Anteil an Bio weiter auszubauen. Denn das käme schließlich allen zugute – auch der Landwirtschaft und dem Klima, ist Rinklin überzeugt.