"Drum grüß' ich dich mein Badnerland. Du edle Perl' im deutschen Land." Mit dem Badnerlied und damit dem Hoch auf die badische Heimat begann der Festakt zum 75-jährigen Jubiläum des Bundes "Heimat- und Volksleben" (BHV). Gekleidet in eine Vielzahl an traditionellen Trachten trafen sich an diesem Sonntag knapp 500 Mitglieder in Bräunlingen (Schwarzwald-Baar-Kreis).
Innenminister Strobl betont Bedeutung von Tradition
Zu Gast war neben der Regierungspäsidentin des Regierungsbezirks Freiburg Bärbel Schäfer auch der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU). Strobl hob in seiner Rede hervor, dass Bräuche dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dienten und den Menschen Sicherheit und Stabilität gäben. Gerade in einer globalisierten Welt sei Volkskultur wichtig. Auch Bärbel Schäfer betonte die Bedeutung von Tradition.
Mitgliederschwund und mangelnder Nachwuchs
Anlässlich des Jubiläums müssen sich die Verbände allerdings auch Gedanken um ihre Zukunft machen. Denn besonders die Pandemie habe den Vereinen zugesetzt, so der Dachverband. Es gebe zudem nicht überall genügend junge Mitglieder. Angesichts der nun wieder anlaufenden Veranstaltungen und Heimattage sei man jedoch optimistisch, das sich das bald wieder ändern werde, so der Dachverband. In der Jugendarbeit setzte man seit neuestem auch auf Präsenz in den sozialen Medien wie Instagram und TikTok. Das scheine bei der Jugend gut anzukommen, beobachtet der Jugendtrachtenverband.
Trachten sind nicht "uncool"
Die 18-jährige Luisa Harenberg gehört zum Nachwuchs und engagiert sich im Jugendtrachtenverband. Es mache ihr Spaß, ihre Heimat mit anderen zu teilen. Für sie sei der Verband vor allem Netzwerk und Zuhause, der Tanz und die Musik mache sie fröhlich. Das Vorurteil, Trachten seien nicht zeitgemäß, kann sie nicht nachvollziehen. "Ich empfinde es nicht als uncool, weil wir auch Sachen wie Kanufreizeiten und Zeltlager machen. Es geht nicht darum, eine Tracht zu tragen, sondern um die Gemeinschaft und die Menschen."
Wird Volksleben zum "Pflegefall"?
Der aus vielen SWR-Sendungen und Moderationen bekannte Kulturforscher und Volkskundler Werner Mezger stellte in seinem Festvortrag die plakative Frage, ob die Vergangenheit noch Zukunft habe. Mezger machte die Antwort am Begriff Heimat fest, der offen sei und sich immer wieder neu gestalte. Volksleben werde überleben und nicht zum „Pflegefall“ werden, wenn Erinnerungen wach gehalten würden als Gegengewicht zu Einheitsbrei und Globalisierung.
Feste feiern, um Erinnerungen zu konservieren
Feste und Feiern würden einen solchen gesellschaftlichen Erinnerungsspeicher schaffen und seien deshalb sehr wichtig, so Mezger. Deshalb sei auch ein Verband wie der BHV wichtig, der Brauchtum pflege und gleichzeitig die gesellschaftliche Dynamik aufnehme. Wer die Heimat nicht verstehe, könne auch die Welt nicht verstehen - aus Mangel an Vergleichsmöglichkeiten. Mezger sagte unter großem Beifall, dass Identität durch Austausch und Gemeinschaft entstehe und nicht durch staatliche Kampagnen wie "The Länd".