Testcontainer in Freiburg-Littenweiler (Foto: SWR, Jan Lehmann)

Zahl der neuen Zentren stark gestiegen

Boom der Teststationen in Freiburg: Lohnt sich das noch?

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Jan Lehmann
SWR Redakteur Jan Lehmann (Foto: SWR)

Ungeachtet der zu erwartenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen hält der Boom der Teststationen an. Für den Raum Freiburg wurden 120 weitere Stationen beantragt. Wie kommt das?

Vedat D. betreibt seit Dezember zwei Testcontainer in Freiburg. Die Zulassung zu erhalten, sei aufwändig gewesen und habe einige Wochen gedauert. "Die Vorschriften sind strenger geworden seit November", sagt er. Anders als zu Beginn der Pandemie muss etwa für das testende Personal eine medizinische Schulung schriftlich nachgewiesen werden. Hygieneplan, Dokumentation, geeignete Räume, erwartete Testfrequenz - alles muss detailliert beschrieben und belegt werden. Dennoch lohne sich der Aufwand, sagt der Betreiber.

"Pandemie wird uns noch lange begleiten"

Durch die Omikron-Welle sei der Bedarf an Tests derzeit hoch. Wie viele Abstriche genau an seinen Containern gemacht werden, möchte er nicht verraten. Nur soviel: Sehr viele davon seien positiv. "Ich bin froh, dass wir die Pandemie dadurch auch bekämpfen können", sagt der junge Unternehmer, der aus Freiburg stammt, aber inzwischen in Stuttgart lebt. "Die Pandemie wird uns noch mindestens zwei Jahre lang begleiten", glaubt Vedat D., der hofft, dass sich seine Testzentren längerfristig etablieren.

Teststellen-Boom im Raum Freiburg

Nach Angaben des zuständigen Gesundheitsamtes gibt es in Freiburg und im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald aktuell rund 320 Corona-Teststellen. Gut die Hälfte wird von Ärzten, Kliniken oder Apothekern betrieben, die übrigen von privaten Unternehmern wie Vedat D. 120 weitere Zulassungsanträge sind derzeit noch beim Gesundheitsamt in Bearbeitung.

Testbedarf stark gestiegen

Die Wiedereinführung der kostenlosen Bürgertests im November, 2G-plus- oder 3G-Regelungen in Gastronomie, Geschäften oder am Arbeitsplatz und nicht zuletzt die Omikron-Welle - all das hat den Bedarf an Schnelltests in den vergangen Wochen enorm erhöht. Im Januar wurden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg von privaten Testzentren rund elf Millionen erstattungsfähige Tests gemeldet. Im November waren es noch 3,4 Millionen gewesen. Parallel ist auch die Zahl der nichtärztlichen Teststellen in die Höhe geschnellt: Von rund 2.800 im November auf aktuell etwa 5.800 in Baden-Württemberg.

Wer darf eine Teststelle eröffnen?

Grundsätzlich kann jeder eine Teststation eröffnen. Dafür muss er oder sie dem Gesundheitsamt unter anderem einen Gewerbeschein, geeignete Räumlichkeiten und medizinische Sachkenntnis oder Erfahrung nachweisen. Eine medizinische Ausbildung braucht man indes nicht.

Ein Corona-Test-Container auf dem Feldberg (Foto: dpa Bildfunk, Philipp von Ditfurth)
Auf dem Feldberg können sich Skifahrer testen lassen. Philipp von Ditfurth

Teststellen müssen dem Amt monatlich die Anzahl der durchgeführten Schnelltests melden. Positive Testergebnisse müssen sie der Behörde zeitnah übermitteln, samt Namen und Kontaktdaten. Bei negativen Ergebnissen müssen die Daten der Getesteten zwar erhoben werden, dürfen aber nicht übermittelt werden.

Gesundheitsamt kontrolliert im Zweifel unangemeldet

Gibt es Beschwerden, etwa wegen der Test-Qualität oder den Hygienebedingungen, nimmt das Gesundheitsamt Kontakt mit dem Betreiber auf. Im Zweifel nehmen Kontrolleure die Station unangemeldet in Augenschein. Seit Juni 2021 kam das nach Angaben der Freiburger Behörde 58 Mal vor. In 29 Fällen mussten Teststellen daraufhin zeitweise oder dauerhaft geschlossen werden.

Was wird mit Schnelltests verdient?

Pro Abstrich erhalten Teststellenbetreiber pauschal acht Euro. Dazu 3,50 Euro pro verwendetem Antigen-Schnelltest-Set. Weitere Leistungen gibt es nicht. Das Geld wird vom Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) bezahlt, die Abrechnung läuft über die Kassenärztliche Vereinigung. Reichte dafür anfangs die Übermittlung der "nackten Zahl" der gemachten Tests aus, schaut die KV seit Mitte 2021 genauer hin.

Arbeit in einem Corona-Testzentrum. (Foto: SWR)
Corona-Testzentren geht die Arbeit nicht aus.

Abrechnungen werden inzwischen genauer kontrolliert

So würden die Angaben auf Plausibilität überprüft und mit den beim Gesundheitsamt erfassten Zahlen abgeglichen, so ein Sprecher der KV Baden-Württemberg. In bislang rund 1.500 Fällen habe man eine Abrechnungsprüfung eingeleitet, in zehn Fällen sei die Staatsanwaltschaft informiert worden.

"Natürlich gibt es auch schwarze Schafe in der Branche. Aber die Behörden sind ja nicht dumm. Die Wahrheit kommt immer ans Licht."

Betrugsanfälliges System

Immer wieder wird gegen Betreiber von Testzentren wegen des Verdachts des Abrechnungsbetrugs ermittelt, so zum Beispiel in Mannheim und Heidelberg oder im Großraum Stuttgart. Die Staatsanwaltschaft Freiburg führt derzeit eine zweistellige Zahl von Ermittlungen in diesem Bereich. Zu Anklagen vor Gericht kam es bislang aber noch nicht. Im Polizeipräsidium Freiburg geht eine eigene Ermittlungsgruppe möglichen Betrugsfällen nach. Angaben zu möglichen Schadenssummen macht die Polizei nicht.

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