Umweltschützer Dieter Berger trägt einen blauen Ganzkörperanzug und eine weiße Atemschutzmaske. Nicht etwa als Schutz vor dem Virus, sondern aus Angst vor den schwarzen Brocken, die auf dem Boden am Freiburger Hausberg Schauinsland vor ihm liegen. Berger sprüht weißen Schaum auf die Klumpen. Das Spray soll zeigen, wie giftig sie sind. Und die Geschwindigkeit, mit der sich der Schaum gelb verfärbt, beunruhigt ihn.
"Das springt in Sekunden an. Normal braucht es 15 Minuten Reaktionszeit."

Je intensiver das Spray reagiert, desto höher ist die Konzentration, erklärt Berger. Und diesmal wird der Schaum ockerfarben - ein eindeutiges Alarmzeichen. Auch beim nächsten Klumpen. Sie liegen da herum, schon seit fünf Monaten, einfach so, ohne Schutz. Berger macht das wütend.
"Sie müssten jetzt mal meinen Puls fühlen. Da bebt alles in meinem Körper."
Dieter Berger ist ein Insider: Er hat 50 Jahre lang im Straßenbau gearbeitet und dabei systematisch seinen Körper vergiftet, erzählt er. Jetzt will er die Menschen warnen, er will aufdecken und wachrütteln. Dabei legt er sich auch immer wieder mit Behörden und Kommunen an, die seiner Ansicht nach "mitschuldig" sind. Berger ist überzeugt, dass sie nicht genau hinschauen - auch jetzt nicht, am Schauinsland.

Renaturierung von Parkplätzen eigentlich ein Naturschutzbeitrag
Dort hat das Regierungspräsidium Freiburg drei Parkplätze aufreißen lassen. Sie sollen renaturiert, neu bepflanzt werden. Laut Behörde ist das ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz. Doch bei den Arbeiten ist die Fahrbahndecke der alten Landstraße zum Vorschein gekommen. Damals wurde noch mit Teer gebaut und der enthält "Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe", kurz PAK - eines der schlimmsten Umweltgifte und krebserregend.
Reste PAK-haltigen Straßenaufbruchs einfach liegen gelassen
Offenbar wurde der größte Teil des Materials abgefahren, doch Reste sind liegengeblieben, achtlos und ungeschützt. Seit November letzten Jahres. Ein Bagger hat inzwischen damit begonnen, die Baustelle mit frischer Erde abzudecken. Seine Reifenspuren sind deutlich erkennbar. Dieter Berger ist überzeugt, dass die giftigen schwarzen Brocken immer noch darunter liegen. Deshalb hat er jetzt Anzeige erstattet.

Regierungspräsidium sieht keine Gefahr und weist Vorwürfe zurück
Auf Anfrage des SWR erklärt das Regierungspräsidium, dass bislang keine Fehler erkennbar seien. Karl Kleemann, Abteilungsleiter für Mobilität, Verkehr und Straßen widerspricht dem Vorwurf der Achtlosigkeit. Er sehe keine Gefahr, die von den Flächen ausgehe. Gleichzeitig aber hat die Behörde Proben genommen und auch dafür gesorgt, dass Teile der Baustellen mit grauen Planen abgedeckt wurden.
"Wir warten die Ergebnisse der Beprobung ab. Der Asphalt, der hier ausgebaut wird - belastet oder unbelastet - wird entfernt."
Umweltschützer entdeckt noch mehr Gift und erstattet Anzeige
Umweltschützer Dieter Berger hat indessen auch auf zwei anderen Baustellen am Schauinsland "das giftige Zeug" entdeckt. Auch dort verfärbt sich der Schaum auf den schwarzen Klumpen tiefgelb. Als ehemaliger Insider weiß Berger auch, wie aufwendig und teuer die Entsorgung der Giftstoffe ist und wie Bauunternehmen dabei viel Geld sparen.
"Da wird man auch massiv bedroht, das ist klar. Man hat da Mordgelüste auf mich."
Aufhören will er trotzdem nicht. Berger ist wie ein Getriebener, immer auf der Suche. Er könne nicht anders, sagt er, weil er weiß, was das schwarze Zeug anrichten kann. Für ihn ist das, was am Schauinsland und an anderen Orten im Schwarzwald passiert, ein Verbrechen. Am Menschen - vor allem aber an der Natur.