Hinweisschild Campingplatz Kandern (Foto: SWR, Laura Könsler)

Campingplatz in Kandern

Pächterpaar nach 17 Jahren ohne Angabe von Gründen gekündigt

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AUTOR/IN
Laura Könsler

Ende des Jahres ist für Silvia und Matthias Mischeé nach 17 Jahren als Pächter des kommunalen Campingplatzes in Kandern Schluss. Warum ihnen gekündigt wurde, wissen sie nicht.

Das Pächterehepaar in Kandern erhielt fristgerecht und deshalb rechtlich unanfechtbar nach 17 Jahren die Kündigung. Warum, weshalb, wieso? Das beschäftigt die Pächter nach so vielen Jahren, doch nicht nur sie. Auch in der Stadt ist die Kündigung ein Gesprächsthema und die Gäste auf dem Campingplatz können es nicht verstehen:

"Wir waren überrascht, unsere Schwiegertochter, die auf Facebook ist, hat uns das geschickt und wir konnten es gar nicht glauben."

Die Schäffners kommen gerne nach Kandern auf den Campingplatz. An dem Nachmittag erwarten sie noch Freunde, denen sie den Platz ebenfalls empfohlen haben.

Blick auf die Wagen der Dauercamper (Foto: SWR, Laura Könsler)
Noch ist in der ersten Woche der Saison nicht viel los auf dem Campingplatz in Kandern

Der Platz sei schön gelegen, für Wanderer und Familien, die gerne in der Natur sind, sei er ideal. Gisela Schäffner meint: "Die sanitären Anlagen sind ein bisschen in die Jahre gekommen, aber solange alles sauber ist - und es ist sauber - macht uns das nichts aus. Und wir lieben den Platz, weil es ein bisschen wie daheim auf der Wiese ist. Das gefällt uns, er ist natürlicher, nicht parzelliert und die Lage, die ist wunderschön!"

Stadt ist Eigentümer des Campingplatzes

Die etwa drei Fußballfelder große Anlage haben Silvia und Matthias Mischeé vor 17 Jahren übernommen. Die sanitären Anlagen versprühen den Charme des letzten Jahrhunderts, denn die Stadt als Eigentümerin hat nie in die Anlage saniert, sagt Pächter Matthias Mischeé: "Nie, nie! Die haben nichts investiert. Das ist schon der dritte Bürgermeister, den wir hier mitmachen. Beim ersten Bürgermeister haben wir schon angefragt, ob man den Platz kaufen kann. Das wurde immer abgelehnt und es hat immer geheißen: Es ist kein Geld da für den Campingplatz."

Ein Foto der Waschbecken im Außenbereich im Vergleich zum aktuellen Zustand (Foto: SWR, Laura Könsler)
Vorher - Nachher: Alles Eigenleistung. Nach Angaben des Pächters hatte die Stadt nie Geld, um die Anlagen zu sanieren

Eine Dauercamperin aus Weil am Rhein bestätigt dies. Sie ist seit 1975 auf dem Platz und weiß nun nach der Kündigung nicht, was aus ihr wird.

"Ich bin nachts erst um halb zwei ins Bett, weil ich mir vorgestellt und mich gefragt habe, wie ich alles wegmachen soll. Ich kriege das bis heute nicht auf die Reihe, aber für euch ist es ja noch viel schlimmer!"

Der Radio-Beitrag zum Nachhören:

Kündigung sei im Sinne der Stadt

Für die Pächter ist vor allem unbegreiflich, dass sie ohne Gründe einfach gekündigt wurden. In einem Gespräch mit der Bürgermeisterin versuchten sie, die Gründe zu klären. Dabei soll die Bürgermeisterin schlechte Bewertungen im Internet über den Platz und seine Pächter ins Feld geführt haben. Bürgermeisterin Simone Penner möchte dem SWR kein Interview geben, beantwortet die Anfrage des SWR aber schriftlich:
"Der Gemeinderat hat die Entscheidung zur Kündigung für eine Neuausrichtung für die Zukunft des Campingplatzgeländes und im Sinne der Stadt und ihrer Bedeutung für den Tourismus "Raum für etwas Neues zu öffnen“ getroffen."

Das Abservieren der Pächter stößt im Ort auf Unverständnis, doch die meisten halten sich bei dem Streit heraus, weil sie den Platz vor Ort ja eh nicht nutzen. Aber, dass schlechte Bewertungen den Ausschlag gegeben haben sollen, ist für Camping-Gast Wolfgang Schäffner aus Umkirch nicht zu verstehen: "Das können wir absolut nicht nachvollziehen. Das hat uns total überrascht. Man kommt dann eher zum Spekulieren und fragt sich, was steckt wirklich dahinter?"

Am Montagabend hat der Gemeinderat in Kandern über die Zukunft des Campingplatzes beraten. Ein neuer Pächter oder Käufer soll in einem sogenannten Interessenbekundungsverfahren gefunden werden.

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Laura Könsler