Weihnachtsmarkt Hütten am Straßburger Münster. (Foto: SWR)

Verkaufs-Verbotsliste entfacht Diskussionen

Straßburger Weihnachtsmarkt: Champagner-Posse und Strom sparen

Stand
AUTOR/IN
Christine Veenstra

Fast jedes Jahr sorgt Straßburgs Weihnachtsmarkt für Schlagzeilen lange bevor auf der Place Kleber die Tanne steht. Auch 2022 gibt es Aufreger und echte Herausforderungen.

Auf Veränderungen des traditionsreichen Weihnachtsmarkts reagiert man in Straßburg sensibel - zu wichtig ist das Großevent "Strasbourg Capitale de Noel". Dieses Jahr hat eine Liste den öffentlichen Meinungsstreit entfacht. Eine Produktliste, die vorgibt, welche Artikel auf dem Weihnachtsmarkt verkauft werden dürfen und welche verboten sind.

Kein Raclette und Champagner

Ein Komitee aus Vertretern der Stadtspitze, der Einzelhändler und Standbetreiber hat das Dokument zusammengestellt. Es ist ein Arbeitspapier, das für den Weihnachtsmarkt ein Verbot von Champagner und Raclette vorsieht, genauso von Tartiflette - einer Kartoffelspezialität mit Reblochon-Käse aus Savoyen.

Vor allem mit Blick auf das Champagner-Verbot schäumte es im Netz. Und Straßburgs oberster Weihnachtsmarkt-Beauftragter Gillaume Libsig hat sich schließlich hingestellt, um die Sache zu erklären.

Gillaume Libsig von der Stadt Straßburg ist verantwortlich für die Planung des Straßburger Weihnachtsmarktes. (Foto: SWR)
Gillaume Libsig, von der Stadt Straßburg, ist verantwortlich für die Planung des Straßburger Weihnachtsmarktes.

Von einer Verbannung des Champagner kann demnach nicht die Rede sein. Denn: Beim Weihnachtsmarkt beziehungsweise dem Großevent "Strasbourg Captiale de Noel" ist auch bisher kein Champagner verkauft worden. "Das war niemals der Fall", so der Vertreter der Stadtspitze.

Vielmehr habe es eine erste Anfrage für den Verkauf von Champagner gegeben. Gemäß dem Ziel, auf dem Weihnachtsmarkt das Elsass und seine Tradition hervorzuheben, habe das Komitee aber entschieden, dass vielleicht der Crémant vorzuziehen sei. Inzwischen habe man sich mit der Champagner-Stadt Reims überlegt, im kommenden Jahr einen Stand mit unterschiedlichen Produkten aus der gesamten Region Grand Est einzurichten. "Ich erinnere an den Vorwurf, den es in den letzten Jahrzehnten gab, dass der Straßburger Weihnachtsmarkt ein Supermarkt unter freiem Himmel sei, ein Rummel ohne Verbindung zur Kultur des Elsass oder zu den Werten, für die Weihnachten steht."

Handwerklich hergestellt statt Plastik aus Fernost

Mit dem Weihnachtsfest haben aus Sicht des Komitees auch Regenschirme, Ponchos und Schirmmützen nicht viel gemein und sollen vom Markt verschwinden. Doch wie ist zu erklären, dass Kruzifixe, nur "unter Vorbehalt" verkauft werden dürfen? "Unter Vorbehalt" bedeute, dass man ein wachsames Auge auf die Qualität der Produkte habe, so Gillaume Libsig. Anstelle von Plastik-Kruzifixen aus Fernost, sollen es handwerklich hergestellte Kruzifixe aus der Region sein.

Laut Olivier Klein, einem langjährigen Händler mit zwei Weihnachtsmarktständen, setzt das Komitee mit diesen Ansprüchen schlicht die Bemühungen um hohe Qualität auf dem Markt fort - relativ neu ist das Ziel der Nachhaltigkeit. Und hier kommen die eigentlichen Veränderungen und Herausforderungen auf die Organisatoren zu.

SWR-Reporterin Christine Veenstra über den Straßburger Weihnachtsmarkt:

Lichter gehen früher aus

Zusammen mit der Vereinigung der Einzelhändler, versucht die Stadt, den Energieverbrauch rund um das Großevent zu reduzieren, zum Beispiel bei der Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt. Zur Hälfte obliegt die dem Handel, und wie Gwenn Bauer, Präsident der "Vitrines de Strasbourg" sagt, ist dieser Teil inzwischen zu 60 Prozent auf LED-Leuchtmittel umgestellt. Zusätzlich sparen will man aber, indem die Lichter abends um 23 Uhr abgeschaltet werden, nicht wie sonst um Mitternacht.

Auch die Öffnungszeiten des Marktes werden etwas verändert. Er soll täglich von 11 bis 20 Uhr geöffnet sein. Auf längere Öffnungszeiten am Wochenende wird verzichtet und letztmalig öffnen werden die Stände am 24. Dezember. In den Vorjahren wurde bis zum 26. Dezember verkauft.

Die Stadt selbst wird ihre Lichtinstallationen etwas sparsamer verteilen als sonst. Der Energieverbrauch während des Weihnachtsmarktes soll dadurch um insgesamt fünf bis zehn Prozent gesenkt werden. Zusätzlich will die Stadt stärker darauf achten, dass Händler ein Verbot von Heizgerät ernst nehmen. Laut Gillaume Libsig gibt es ein entsprechendes Dekret schon länger, bisher wurde es aber nicht sehr streng kontrolliert.

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